Boxen Schlag auf Schlag im Kirmeszelt

Kevelaer · Während der Kirmes haben die Kevelaerer Faustkämpfer zu den Stadtmeisterschaften für Amateur-Boxer eingeladen. Dabei handelt es sich keineswegs um Preisboxer, die alkoholisierte Amateure abzocken. Der Sport steht im Vordergrund.

 Der Kevelaerer Faustkämpfer Fabian Rinkleib (l.) hat viel zu tun, um die Schläge von seinem Kontrahenten Dennis Niggemeier (BR Paderborn) abzuwehren.

Der Kevelaerer Faustkämpfer Fabian Rinkleib (l.) hat viel zu tun, um die Schläge von seinem Kontrahenten Dennis Niggemeier (BR Paderborn) abzuwehren.

Foto: gerhard Seybert

Das Kirmestreiben ist im vollen Gange. Karussells wirbeln umher, Losverkäufer buhlen um die Gunst der Kevelaerer. Irgendwo am Rand des Peter-Plümpe-Platzes steht jedoch etwas, oder besser gesagt, jemand anderes im Fokus. Laute Anfeuerungsrufe hallen aus einem großen Festzelt. Viele Neugierige wagen einen Blick hinein, so wie eine Kirmesbesucherin, die sich anschließend zu ihrem Begleiter umdreht und mit ihren Händen vormacht, was sich in dem Zelt abspielt - Boxen.

Der Verein "Faustkämpfer Kevelaer" hatte zur Stadtmeisterschaft der Amateur-Boxer geladen und viele Faustkämpfer waren der Einladung gefolgt. Schaukämpfe mit Preisboxern, die alkoholisierte Zuschauer vermöbeln, wie man es von anderen Volksfesten kennt, gibt es aber nicht. "Das sind alles Amateurboxer aus der Umgebung. Einige sind auch aus Paderborn oder vom Mittelrhein", sagt Heinz Swenne, Mitglied im Vereinsvorstand.

Die Anfahrt von Fabian Rinkleib vom Kevelaerer Faustkämpferverein war dagegen nur kurz. "Meine Vorbereitung lief gut. Ich hab viel Sparring gemacht und auch an meiner Ausdauer gearbeitet", sagt Rink-leib. Trotzdem hat er einen zähen Gegner vor sich, wie sich später herausstellen wird.

Der Ringrichter prüft Rinkleibs Kopfschutz und Handschuhe - alles in Ordnung. Auch bei Gegner Dennis Niggemeier aus Paderborn ist nichts zu beanstanden. Nur wenige Sekunden später ertönt die Glocke zur ersten Runde. Der Kevelaerer wird gleich attackiert, sein Gegner landet einige Volltreffer. Die drei Punktrichter unterhalb des Rings notieren jeden einzelnen. Auch Heinz Swenne verfolgt den Kampf. "Vor den Kämpfen wurden alle der rund 25 Kämpfer gewogen und vom Ringarzt untersucht", erklärt er. Um keinen Boxer zu benachteiligen, hat jeder Kämpfer im Vorfeld einen ihm körperlich ebenbürtigen Gegner zugewiesen bekommen. "Es muss einfach stimmen", sagt Swenne.

Die erste Runde ist vorbei, Rinkleib geht in seine Ecke und bekommt von seinem Coach neue Anweisungen, der seinen Schützling dabei mit Wasser aus einer Sprühflasche bespritzt. Währenddessen kommen immer mehr Zuschauer in das Festzelt. Viele decken sich mit Bier und Fast-Food ein, um die Kämpfe zu verfolgen und mitzufiebern. "Wir veranstalten die Kämpfe seit vielen Jahren während der Kirmes. Und jedes Jahr kommen mehr Zuschauer dazu", sagt Swenne.

Auch in der zweiten Runde muss Rinkleib sich notgedrungenerweise aufs Verteidigen beschränken. Besser läuft es im letzten Durchgang, in dem der Kevelaerer eine Serie von Volltreffern landet und somit das sichtlich mitfiebernde Publikum noch einmal zum Anfeuern animiert. Dennoch: Nach drei Runden werden die Punkte gezählt: Dennis Niggemeier aus Paderborn hat gesiegt. Enttäuscht ist der Kevelaerer aber nicht. "Das war ein wilder Kampf. Mein Gegner war gut drauf", sagt Rinkleib tief durchatmend.

Erfolgreicher ist dagegen Maxim Racev vom Boxclub Geldern. Und der 15-Jährige schaut nach seinem Sieg gegen seinen Kamp-Lintforter Gegner auf eine makellose Bilanz - ein Kampf, ein Sieg. Nach zweijährigem Training hat Racev seinen allerersten Kampf bestritten. "Nervös war ich nicht. Der Gegner war gut, deshalb bin ich schon ein wenig stolz auf meinen Erfolg", erklärt er, ergänzt aber selbstkritisch: "Ich habe meine Linke zu wenig benutzt." Sei es drum.

Mit einer Urkunde, noch vollgepumpt mit Adrenalin und vielen Schweißperlen verlässt er den Ring. Die Zuschauer applaudieren, diskutieren kurz und richten ihr Augenmerk auf die folgenden Kämpfe. "Es ist erstaunlich. Nach jeder Veranstaltung verzeichnet der Verein deutlich mehr Mitglieder", sagt Swenne. Auch in den kommenden Wochen ist es durchaus möglich, dass das ein oder andere neue Gesicht beim wöchentlichen Training vorbeischauen wird.

(cad)
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