Handball ATV feiert ersten Auswärtssieg

Das Drittligaspiel, das der TV Aldekerk mit 27:26 (15:15) bei der HSE Hamm gewann, geriet allerdings etwas in den Hintergrund. In den Mittelpunkt rückten die Schiedsrichter, die mit vielen ihrer Entscheidungen das Spiel verpfiffen.

Es hätte ein netter Handballabend in der Sporthalle der Friedensschule in Hamm werden können. Was sollte im Vorfeld einer Begegnung auch anderes erwartet werden, die zwei Mannschaften zusammenführt, die keine Möglichkeiten mehr auf den Klassenerhalt haben. Der Reiz der Partie lag nur im Prestige. Jeder witterte die Chance, nach längerer Enthaltsamkeit wieder einmal das Gefühl eines Sieges auskosten zu können. Passend zum Namen der Örtlichkeit, an dem die Begegnung stattfand, war demnach vieles auf Friedfertigkeit ausgelegt. Es bedeutete doch wohl nur einen Zufall, dass die Generalstaatsanwaltschaft des Landes einige Meter davon entfernt zu Gericht sitzt.

Aufgeregte Gemüter

Doch dann sind die 60 Minuten vorüber – und die Bilder werfen geradezu das friedliche Bild um. Zwei Schiedsrichter suchen eilends Zuflucht im Kabinengang, während sich Spieler und Trainer gegenüberstehen und die Gemüter schnell in erregten, aber sachlichen Disputen abkühlen. Schiedsrichterbeobachter Brandenburg auf der Tribüne war zuvor mit dem Protokollieren der Ereignisse kaum noch nachgekommen.

Im Fokus standen die Schiedsrichter Michael Girbes und Markus Heine, die zum Leistungskader des Westdeutschen Handballverbandes gehören. Sie zogen mit einer Vielzahl von Entscheidungen, die von den beteiligten Spielern und Trainern häufig nicht verstanden wurden, die Kritik auf sich. Bezeichnend dafür war die Äußerung des Hammer Linksaußen Thorben Lommel, der zuvor mit seiner sehr wirkungsvoll praktizierten Vorwärtsverteidigung dem Aldekerker Angriffsspiel eine Menge Sand ins Getriebe gestreut hatte. Dieser geschmeidge Handballspieler fand für die eigene Zweiminutenstrafe nur die vielsagende Erklärung, zufällig in der Nähe des Geschehens gewesen zu sein, während in der Schlussphase der rotwürdige Schlag gegen ihn übersehen wurde. Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel unterbrochen, nachdem Tobias Culm den letzten gegnerischen Angriff robust gestoppt hatte. Dafür sah der Kapitän des ATV die rote Karte, die eine Sperre zur Folge haben wird.

Die rote Karte sah im Übrigen in der 32. Spielminute auch Simon Welzel bei einer harmlos aussehenden Abwehr, für deren Bestrafung nach dem Spiel auch Trainer Heesen keine Erklärung hatte. Mehr als die rote Karte zum Zeichen des Ausschlusses des Spielers trugen die Schiedsrichter zur Aufklärung der Situation auch nicht bei. Neben diesen roten Karten gegen Aldekerker Spieler gab es insgesamt zwölf Zeitstrafen, eine Strafe gegen die Hammer Bank und zwei Verwarnungen gegen beide Bänke.

Ach ja, Handball wurde auch gespielt – auch wenn selten einmal in Gleichzahl. "In diesen Phasen waren wir immer die stärkere Mannschaft", lautete das Fazit des Aldekerker Trainers, der kritisierte, dass seine Mannschaft Mitte der zweiten Halbzeit bei einer Fünf-Tore-Führung zu viele Gelegenheiten (Tempogegenstöße, Siebenmeter) ausgelassen hatte, um den Sack zuzumachen. Den Aldekerker Siegtreffer zum 27:26 (15:15) erzielte zehn Sekunden vor Schluss Markus Nacken, der nicht fit in das Spiel gegangen war und dessen Wunsch, unbedingt dabei sein zu wollen, vom Trainer nur entsprochen wurde, wenn er mit Blick auf das Risiko "keine Dummheiten" machte. Der Kreisläufer hielt sich daran – und hatte nach dem ihm eigenen Selbstverständnis von Teamplayer alles richtig gemacht.

Die Suche nach Freude

Nur zur Freude über den dritten Saisonsieg war auch Nacken nach diesem Handballspiel, das so wenig von der ihm zugedachten Schönheit hatte, nicht zumute. Sehr zum Nicht-Gefallen von Thomas Plhak, der im Spiel mit seinen Tempogegenstößen sechs Mal – zum Teil trotz Bedrängnis – erfolgreich war. Eine Trefferzahl, die ihm nicht in jedem Spiel vergönnt ist, der aber um die Möglichkeit immer leidenschaftlich ringt. Nach dem Abpfiff lief er bis hoch oben auf die Tribüne, wo seine verletzten Mitspieler Lars Wittwer und Christian Welzel saßen, und wollte es gar nicht glauben: "Da gewinnt man nach einem halben Jahr wieder ein Spiel und alle sitzen da und machen ein langes Gesicht."

Persönlich auf Seite D 1

(RP)
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