Straelen März '45: Fliegerhorst in alliierter Hand

Straelen · Vor beinahe 70 Jahren wurde Venlo von US-Truppen eingenommen. Das bedeutete auch das Ende der Luftwaffe bei Herongen. Der Niederländer Harry Keulards hat viel Material über die Geschichte des Fliegerhorstes gesammelt.

 Von den Gebäuden des Fliegerhorst Venlo-Herongen sind nur noch Fragmente übrig geblieben. Dieses Foto zeigt einen ehemaligen Gefechtsturm mit Verteidigungsanlagen. Heute findet auf dem Gelände Segelflugbetrieb statt.

Von den Gebäuden des Fliegerhorst Venlo-Herongen sind nur noch Fragmente übrig geblieben. Dieses Foto zeigt einen ehemaligen Gefechtsturm mit Verteidigungsanlagen. Heute findet auf dem Gelände Segelflugbetrieb statt.

Foto: Franz-Heinrich Busch (jun.)

Ziemlich genau 70 Jahre ist es her, dass der Zweite Weltkrieg für das Gelderland eine entscheidende Wendung brachte. Rund zwei Monate vor dem Ende des Krieges, am 1. März 1945, rückten US-amerikanische Einheiten ins Gelderland vor. Mit der Befreiung Venlos fällt der Fliegerhorst Venlo-Herongen an die Alliierten. Ab jenem Tag sollte es noch zwei Tage dauern, ehe die US-Truppen mit britischen und kanadischen Soldaten in der Nähe von Geldern zusammentrafen und die Deutsche Wehrmacht verdrängten.

Die Einnahme des Fliegerhorstes bedeutete auch das Ende eines strategischen Postens der deutschen Luftwaffe. Im Sommer 1940 wurde das Fluggelände mit dem Überfall auf die neutralen Niederlande von Deutschland eingenommen und zu einem Nachtjägerflughafen ausgebaut. Bis dahin hatte das Flugfeld für die Niederländer kaum eine militärische Bedeutung, denn das "Fliegveld Venlo" hatte zu nahe an der Grenze zu Deutschland gelegen und war nur als Hilfslandeplatz ausgewiesen. 18 Quadratkilometer Land - was etwa einem Viertel der Fläche der Stadt Straelen entspricht - wurde von der Wehrmacht für den Flughafen einverleibt.

Bis zu 18 000 Mann waren mit dem Bau von fast 100 Flugzeughallen, drei Landebahnen und fast 50 Kilometern Straßen und Rollbahnen beschäftigt. Gleichzeitig wurden Flugabwehrkanonen installiert. Immer wieder wurde das Gelände erweitert. Angriffe britischer und US-amerikanischer Bomber machten immer wieder Reparaturen notwendig. Hierfür wurden auch bis zu 700 Häftlinge aus dem KZ Vught bei Eindhoven eingesetzt.

Die stationierten Flieger hatten vor allem die Aufgabe, die alliierten Bomber auf ihrem Weg ins Ruhrgebiet oder bei der Rückkehr anzugreifen. Rund 2500 alliierte Opfer forderten die Abschüsse der Flieger aus Herongen. Auch wenn die Zahl der zivilen Opfer durch die Abschüsse und Abstürze von Flugzeugen geringer waren, war die Bevölkerung in der Umgebung des Fliegerhorstes Venlo-Herongen besonders stark betroffen, zumal die abgeschossenen Bomber oft noch ihre Munition bei sich führten.

Der Niederländer Harry Keulards hat umfangreiches Material über die Geschichte des Fliegerhorstes gesammelt - auch Augenzeugenberichte aus der Kriegszeit. Der Süchtelner Herbert Hubatsch, einer der letzten lebenden Piloten, die auf dem Fliegerhorst stationiert waren, hat die unzähligen Einsätze nicht vergessen: "Der Krieg kannte kein Erbarmen. Meine damalige Begeisterung, Flieger zu werden, habe ich teuer bezahlt." Andere noch teurer. Drei seiner engsten Kameraden überlebten mehrere Abschüsse nicht.

Dankbar sei Hubatsch, dass auf beiden Seiten gemeinsam der Toten - Soldaten, Zivilisten und Zwangsarbeiter - gedacht werde. "Ich habe nach dem Krieg keinen Steuerknüppel mehr angerührt, habe mich der Natur und ihrem Schutz gewidmet und dabei viele Freunde in den Niederlanden und in Deutschland gefunden." Gerne, so sagte Hubatsch damals, würde er über das ehemalige Gelände des Flugplatzes fahren. "Der heutige Segelflugbetrieb und die Heide geben ein so friedliches Bild ab, das immer so bleiben möge."

(buer)
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