Lokale Wirtschaft Letzter Tag im Ponter Dorfzentrum

Pont · Das Projekt „Eigener Laden im Ort“ ist gescheitert. Zum Abschied gab es viele Umarmungen und Kopfschütteln.

 Das Ponter Dorfzentrum schließt endgültig.

Das Ponter Dorfzentrum schließt endgültig.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Es ist sehr still. Benjamin Kleinen steht hinter der Theke des Ponter Dorfzentrums und trocknet Teller und Tassen ab. Es herrscht Abschiedsstimmung. Mit jedem Schritt des Zeigers rückt das Ende des Ponter Ladens näher. Gestern um 17 Uhr gingen die Schiebetüren zu, das Licht aus, für immer.

Rückblick: Vor fast genau zwei Jahre eröffneten die Brüder Benjamin und Sebastian Kleinen das Ponter Dorfzentrum. Es war nicht nur ein Einkaufslädchen. Mit 30 Händlern und Dienstleistern wurde kooperiert, es sollte zudem ein Treffpunkt sein. „Es liegt nun an uns Pontern“, hatte damals Ortsbürgermeister Rolf Pennings gesagt. Und doch brachte der erste Sommer erhebliche Umsatzeinbußen. Die konnten nicht durch die anderen Monate aufgefangen werden, das wurde im zweiten Jahr spätestens deutlich. „Es war ein schönes Projekt, aber es funktioniert nicht“, sagt Sebastian Kleinen, der nach seiner Hochzeit Richartz heißt. Seine Frau hat sich als Konditorin eingebracht. Sie besucht seit Oktober die Meisterschule. Auch für Sebastian geht es weiter, mit dem Kerngeschäft, dem Ponter Kinderhaus.

Sein Bruder Benjamin will im Einzelhandel bleiben. Die Regale hinter ihm im Laden sind am letzten Tag schon ziemlich leer geräumt. „Der Bücherkoffer hat schon seine Bücher abgeholt“, sagt der 27-Jährige. Auch Hornbergs, Slickers, bei allen beteiligten Unternehmen sei man auf sehr viel Verständnis gestoßen.

 Horst Prollius mustert mit wehmütigem Blick die kleine Baumarktabteilung im Dorfzentrum.

Horst Prollius mustert mit wehmütigem Blick die kleine Baumarktabteilung im Dorfzentrum.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Während er von dem Ablauf vor der Schließung erzählt, haben Dirk und Dunja Sieger mit ihrem zweijähriger Sohn Till an einem der Bistrotische Platz genommen. Dunja erinnert sich noch gut, wie sie bei der Eröffnung mit Babybauch in den Laden kam. Zum zweiten Geburtstag gab es für Till die große Ritter-Playmobilfigur, die fast so groß ist wie er und die er immer so bewundernd im Laden angeschaut hatte. Dirk Sieger, der nebenan seinen EDV-Laden hat, spricht über das breit gefächerte Angebot, vom Spielzeug über Kaffeemaschine und Butter hatte das Ponter Dorfzentrum alles. Die Bereitschaft, sich mit dem Angebot auseinanderzusetzen, sei aber nicht da gewesen, zieht Benjamin Kleinen Bilanz. „Wem Quark fehlte, der holte eben Quark, der Rest wurde nicht wahrgenommen. Wir sind der Laden geblieben, wo man das kriegt, was man vergessen hat.“

Horst Prollius, der Nachbar von gegenüber, schüttelt den Kopf. Er kann das nicht verstehen. Dass die Leute den Laden vor Ort nicht angenommen haben und stattdessen lieber in die Stadt fahren. Er überlegt noch, wo er demnächst mit Fahrrad und Anhänger einkaufen fährt. „Das Wetter ist ja auch nicht mehr so günstig für solche Touren“, sagt der 70-Jährige nachdenklich. Die Schiebetür öffnet sich noch einmal. „Ich habe nichts zu holen, ich wollte nur Danke sagen“, ruft Claire-Emilie D’ Acunto-Droop und geht zielstrebig auf Benjamin Kleinen zu. Ihre neunjährige Tochter Camille hat einen Abschiedsmuffin gebacken. Nicht nur für die älteren Leute tut es ihr leid, dass diese Einkaufsmöglichkeit mitten im Ort wegfällt, sondern auch für die Kinder. Die kamen immer gerne, einfach zum Einkaufen üben. „Es ist enorm schade“, seufzt die Ponterin, „und kaum in Worte zu fassen für Pont und die Menschen, die nicht so mobil sind.“

 Der Abschied naht. Der kleine Till turnt in den leeren Regalen des Dorfzentrums.

Der Abschied naht. Der kleine Till turnt in den leeren Regalen des Dorfzentrums.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Bestehen bleibe übrigens die Ponter Dienstleistungs- und Handels UG. Die bietet Hauswirtschaftsdienstleistungen an. Nur einen Laden, den gibt es nicht mehr. „Wir müssen die Chance einfach nutzen. Sie wird sonst nicht mehr wiederkommen“, hatte Ponts Ortsbürgermeister Rolf Pennings vor zwei Jahren zur Eröffnung gesagt. Die Chance ist vorbei. Und Benjamin Kleinen? „Es wird noch ein bisschen dauern, bis ich das realisiert habe“, sagt er am letzten Tag des Ladens. Bange ist ihm vor der Zukunft nicht. „Schade“, war sicher das am häufigsten gebrauchte Wort des Tages.

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