Kerken Kampf um den Schulstandort Kerken

Kerken · Der Rat hat einstimmig entschieden. Doch das täuscht über tiefe Risse zwischen CDU, SPD und FDP einerseits und BVK andererseits hinweg. Das Vorpreschen der Bürgervereinigung stößt bei Ratsmitgliedern auf heftigen Widerstand.

 Die Schüler der Kardinal-von-Galen-Hauptschule sollen auch weiterhin optimal unterrichtet werden – darin sind sich die CDU- und SPD-Fraktionsvorsitzenden einig.

Die Schüler der Kardinal-von-Galen-Hauptschule sollen auch weiterhin optimal unterrichtet werden – darin sind sich die CDU- und SPD-Fraktionsvorsitzenden einig.

Foto: Gerhard Seybert

"Friede, Freude, Eierkuchen", sagt der Volksmund, wenn die Einigkeit zwischen den Parteien sehr groß erscheint. So sieht es derzeit auch im Kerkener Gemeinderat aus, wenn es um das Thema Schulstandort geht. Dort wurde während der jüngsten Sitzung ein gemeinsamer CDU-, SPD-, FDP-Antrag einstimmig beschlossen, die Verwaltung zu beauftragen, mit weiteren potenziellen Partnern Kontakt aufzunehmen. Sie soll die Bereitschaft und Möglichkeit einer Zusammenarbeit bei der Gestaltung der Kerkener Schullandschaft erfragen.

Doch das ist nur der äußere Schein, wie von vielen Seiten zu hören ist. So habe es bereits im Vorfeld einen heftigen Disput gegeben, ob nicht erst über einen Antrag der Bürgervereinigung Kerken (BVK) abgestimmt werden sollte, der unter anderem konkret eine Zusammenarbeit mit der Stadt Kempen empfahl. Hier setzte sich Kerkens Bürgermeister Dirk Möcking durch, der den CDU-, SPD-, FDP-Antrag als weitergehend bewertete.

In diesem Zusammenhang betonen die beiden Fraktionsvorsitzenden Rainer Hufschmidt von der CDU und Manfred Körfer von der SPD noch einmal das vordringliche Ziel, den Schulstandort Kerken weiter zu sichern. Außerdem liegen ihnen die noch verbleibenden Schüler der Kardinal-von-Galen-Hauptschule am Herzen. Sie müssten weiterhin optimal unterrichtet und ausgebildet werden. Auch in diesen Fällen sollten Abstimmungen mit der Stadt Geldern und der Gemeinde Issum erfolgen.

Überhaupt nicht einverstanden sind die beiden Fraktionsvorsitzenden mit der Vorgehensweise der BVK mit dem Fraktionsvorsitzenden Michael Heinricks an der Spitze. "Auf der Unterschriftenliste des Bürgerbegehrens wird nach dem Bau einer Gesamtschule gefragt. Andererseits machen einige BVK-Mitglieder bei verschiedenen Gelegenheiten deutlich, dass ein solcher Bau viel zu teuer und nur ein Teilstandort einer solchen Schule gewollt sei. Das grenzt an Etikettenschwindel", macht der Christdemokrat deutlich und erhält heftiges und zustimmendes Kopfnicken seines Amtskollegen.

"Was will die BVK eigentlich jetzt genau?", fragen sich die beiden Fraktionsvorsitzenden. Denn auch die Bemühungen der BVK in Kempen mit den dortigen Freien Wählern ziele nur auf einen Teilstandort ab. Das Bürgerbegehren strebe jedoch mit der Frage nach einem Hauptstandort in eine ganz andere Richtung. "Selbst bei der Bezirksregierung herrscht darüber bereits Kopfschütten", meint Hufschmidt. "Und was soll der Bürger von diesem Politikgebaren halten?", fragen sich die beiden Kommunalpolitiker.

Überzeugt sind die Fraktionschefs davon, dass jetzt schnell etwas geschehen muss. Denn sollte es im kommenden Jahr für das Schuljahr 2014 / 2015 erneut keine Eingangsklasse für die Aldekerker Hauptschule gebildet werden können, laufe die Schule langsam aus. Dann gäbe es dort in Zukunft immer weniger Schüler mit immer weniger Lehrern, die dann einen Unterricht in allen Fächern nicht mehr gewährleisten könnten. Das wäre das Ende der Hauptschule, und das wäre zudem das Ende des Schulstandortes Kerken — wenn nicht bald eine Alternative mit einem Partner gefunden wird.

(RP)
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