Geldern GWS übernimmt in Geldern Gagfah-Häuser

Geldern · Die Wohnungsgenossenschaft betreut jetzt die Häuser Am Bollwerk 1 bis 7 sowie an der Vernumer Straße 52 und 58. Die Mieter hoffen nun auf weniger Konflikte mit den Eigentümern und insgesamt mehr Ruhe.

 Ein trostloser Anblick: Das achtstöckige Hochhaus an der Straße Am Bollwerk, nahe der Gelderner Innenstadt.

Ein trostloser Anblick: Das achtstöckige Hochhaus an der Straße Am Bollwerk, nahe der Gelderner Innenstadt.

Foto: RP-Foto Thomas Binn

Das anschauliche Beispiel eines trostlosen Gebäudes steht an der Straße Am Bollwerk nahe der Gelderner Innenstadt. Acht Stockwerke hoch ragt es neben den deutlich niedrigeren Häusern um sich herum hervor. Die gräuliche Fassade lässt es schmutzig wirken, mehr als es wahrscheinlich tatsächlich ist. Dazu gibt das mehr als 40 Jahre alte Gebäude architektonisch kaum etwas her. Es sieht aus wie ein großer, aufrecht stehender Quader mit jeweils 16 Balkonen an der Vorder- und Rückseite. Man denkt: Wer hier wohnt, tut das vermutlich nicht der guten Lage wegen.

Bis vor kurzem waren das Hochaus mit der Nummer 1 und die kleineren Nebengebäude - 3, 5 und 7 - in Besitz der Gagfah Group, der "Gemeinnützigen Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten". Sie besitzt bundesweit 144 000 Wohnungen und verwaltet weitere 35 000 für Dritte, schreibt die Gagfah auf ihrer Internetseite. Ihre eigene Stiftung "Mensch und Wohnen" fördere "das Wohnen und Zusammenleben von jungen und alten Menschen in den Siedlungen der Gagfah Group", ist dort außerdem zu lesen. Wer sich im Hochhaus Am Bollwerk einmal umhört, merkt davon jedoch eher nichts.

 Mieter Robin Rath wünscht sich: "Weniger Streit als mit der Gagfah."

Mieter Robin Rath wünscht sich: "Weniger Streit als mit der Gagfah."

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Seit fast drei Jahren wohnt Manuela Ciborowski in einer Zwei-Zimmer-Wohnung im ersten Stock des Hauses. Mit Kater "Tiger" teilt sie sich die knapp 45 Quadratmeter. Es ist die erste eigene Wohnung der 23-Jährigen. Einen Vergleich, wie das Wohnen in anderen Häusern ist, hat sie folglich nicht. Ihre Mängelliste aber ist lang. Es sei nachts sehr laut, berichtet die junge Frau. Entweder höre sie den Streit der Nachbarn, deren Fernsehgeräusche oder Bewohner, die über den Hausflur liefen. Irgendwer pinkele ins Treppenhaus und den Aufzug. "Es ist wirklich unangenehm", formuliert es Ciborowski. Fünfmal sei bereits in ihre Wohnung eingebrochen worden. Obwohl der Hausmeister das Schloss der Eingangstür immer wieder repariere, mache sich regelmäßig jemand daran zu schaffen. "Dann kommt jeder ins Haus", meint die Mieterin. Vom neuen Hausbesitzer erhofft sie sich eigentlich nur eins: "Dass hier endlich Ruhe einkehrt", sagt sie.

Die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft (GWS) Geldern hat zum Januar die Häuser Am Bollwerk sowie zwei weitere an der Vernumer Straße von der Gagfah Group übernommen. Diese hatte erst vor kurzem den Zusammenschluss mit der Deutschen Annington bekannt gegeben und konzentriert sich nun eher auf Wohnraum in Ballungsgebieten. Die GWS ist deutlich kleiner. 900 eigene Wohnungen, 400 Garagen und 20 Gewerbeobjekte in Geldern, Issum, Kerken, Kevelaer, Rheurdt, Straelen und Weeze hat sie nach eigener Aussage. Für die Bewohner der nun übernommenen Häuser ist sie alleine schon geografisch besser zu erreichen als die Gagfah mit Sitz in Mühlheim. Das Büro der GWS ist am Issumer Tor in Geldern. "Als uns die Immobilien angeboten worden sind, war es tatsächlich für uns ausschlaggebend, dass wir hier den Wohnungsmarkt kennen und den Mietern als Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung stehen können", sagt GWS-Geschäftsführer Paul Düllings. In den kommenden Wochen wolle man die Immobilie und die Mieter kennenlernen. Das würde Robin Rath aus dem zweiten Stock des Hochhauses nur begrüßen. Mit dem ehemaligen Vermieter stand er nur in Briefkontakt. "Die Gagfah wollte mich rausklagen, weil Schmierereien im Hausflur angeblich von mir stammen", erzählt der 23-Jährige.

 Blick in einen Hausflur. Nun ist die GWS für den Unterhalt des Gebäudes zuständig.

Blick in einen Hausflur. Nun ist die GWS für den Unterhalt des Gebäudes zuständig.

Foto: gerhard seybert

Die Klinke an seiner Haustür hat er mit Leim und Klebeband zu reparieren versucht. Jemand habe wohl einbrechen wollen, meint Rath. Dass er immer noch in dem Hochhaus wohne, habe nicht etwa mit geringer Miete zu tun, betont der 23-Jährige. "Sie ist sogar relativ teuer." Fast 440 Euro zahle er für seine 36 Quadratmeter. Dazu sei die Miete in den vergangenen fünf Jahren viermal erhöht worden. "Aber als junger Single ist es in Geldern schwer, eine Wohnung zu bekommen." Sein Wunsch an die GWS: "Weniger Streit als mit der Gagfah."

Einer, der die Probleme des Hauses kennt, ist Peter Zimmermann. Seit fünf Jahren ist er als Hausmeister für die Gebäude an beiden Straßen zuständig. Er hofft, dass die GWS ihn übernimmt. "Die haben ja schon die Häuser an der Vernumer Straße zwischen 52 und 58", berichtet er. Dort könne man sehen: "Es klappt alles viel besser." Bislang aber warten die Mieter noch auf Nachricht von der GWS. "Uns hat noch niemand mitgeteilt, ob sich etwas ändern wird", berichtet Rath.

(RP)
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