Handball Gegen Ende mit der Wucht eines Orkans

Aldekerk · Handball-Oberliga Männer: In der Sporthalle Königshof musste der ATV im ersten Durchgang eine schwierige Phase überstehen. Gegen die Adler lag er 8:12 zurück. Dann jedoch lief es besser, und am Ende stand ein 37:29 (17:15)-Sieg.

 Gut besucht war die Halle Königshof in Krefeld. Im ersten Durchgang war es auch David Mannheim (l.), der mit seinen Treffern aus dem Rückraum dem ATV das Leben schwer machte.

Gut besucht war die Halle Königshof in Krefeld. Im ersten Durchgang war es auch David Mannheim (l.), der mit seinen Treffern aus dem Rückraum dem ATV das Leben schwer machte.

Foto: Thomas Lammertz

Samstagabend kurz vor 21 Uhr. Schlusspfiff in der Halle Königshof im Krefelder Stadtteil Fischeln. Der Hallensprecher, dessen maschinengewehrartiges Mundwerk die einheimische Mannschaft unablässig nach vorne peitschte, war Minuten vorher schon verstummt. Zur Sprachlosigkeit verdammt durch die Aldekerker Schlussoffensive, die in den letzten sechs Minuten das Ergebnis eines über weite Strecken engen Spiels noch auf 37:29 ausbaute. "Eigentlich unglaublich, wenn man es nicht selber gesehen hätte. Die Entschlossenheit, mit der die Mannschaft bis zum Schlusspfiff Handball spielt, ist bemerkenswert", stellte ATV-Coach Achim Schürmann fest, der stolz auf seine Spieler war. Das sei schon großartig, wie sie sich aus Wellentälern heraus kämpfen, sich aus misslichen Situationen befreien und dabei die Hilfestellungen von außen annehmen und umsetzen.

Der TV Aldekerk hatte auf dem Weg in die Aufstiegsrelegation zur Dritten Liga (Schürmann: "Damit beschäftige ich mich frühestens im März.") mit Adler Königshof einen weiteren unangenehmen Gegner aus dem Weg geräumt. Das dritte Spiel im neuen Jahr endete für die Grün-Weißen mit dem dritten Sieg, darunter zwei Mal auf gegnerischer Platte. "Das Schwierigste war diesmal, die richtige Formation auf die Platte zu bringen", sagte Achim Schürmann nach dem Spiel.

Der Aldekerker Trainer war gezwungen, nahezu die gesamte Bandbreite seiner taktischen und personellen Möglichkeiten auszuschöpfen, um die bis auf die letzten Spielminuten nicht nachlassenden Königshofer in die Knie zu zwingen. Als Schürmann vier Minuten vor dem Spielende seine Spieler während einer Auszeit ein letztes Mal an diesem Abend um sich versammelte, dröhnte aus den Lautsprechern in der Halle eine musikalische Sequenz aus dem Western "Spiel mir das Lied vom Tod". Wenn das mal nicht ein ungewolltes Zeichen dafür war, dass die Gastgeber die Partie endgültig verloren gegeben hatten.

Dabei hatten die Einheimischen nach ihrer Klatsche vor einer Woche bei Borussia Mönchengladbach dem souveränen Tabellenführer vom Slousenweg gut 50 Minuten lang einen Kampf auf Augenhöhe geliefert. Zwar gelang es dem ATV, sich auf 7:4 (10.) abzusetzen, doch im Anschluss daran verdaddelten dessen Spieler einen Angriff nach dem anderen. Und weil die Abwehr inklusive Torwart in dieser Phase des Spiels auch nicht funktionierte, erlebte Königshof seine stärkste Phase in diesem Spiel. Tor um Tor knabberten die "Adler" vom Aldekerker Vorsprung weg und lagen in der 20. Minute nach einer Serie von 8:1-Toren mit 12:8 vorne. Der ATV hatte eine bange Zeit zu überstehen, die für ihn ohne Zweifel schwierigste Phase an diesem Abend. Mit jedem weiteren Tor plusterten sich die "Adler" weiter auf, ihr Schnabel bohrte sich dabei immer schmerzhafter in das Aldekerker Selbstvertrauen.

Doch der ATV in seiner momentanen Verfassung bricht an solchen Rückständen, anders als noch im vergangenen Jahr, nicht auseinander. Christoph Kleinelützum auf der Rückraummitte gelang es, dem Aldekerker Spiel im Angriff wieder Struktur zu geben. Parallel dazu wurden in der Abwehr durch gegenseitiges Verschieben entstandene Löcher gestopft. Das zwang die Königshofer bei ihren Offensivaktionen zu einem immer größer werdenden Aufwand, um zu Toren zu kommen. Kraft, die der Mannschaft in der Schlussphase fehlen sollte.

Dagegen lebten die Aldekerker auf. Mit einer Führung von 17:15 ging die Schürmann-Truppe in die Pause, Königshof kämpfte sich zwar noch einmal auf 20:20 (35.) heran, später dann noch einmal auf 28:30 (53.). Mehr war aus Sicht der Gastgeber nicht möglich, ihr betriebener Aufwand hatte zu viele Körner gekostet. Das dokumentierte dann auch die Torfolge in den letzten knapp acht Minuten des Spiels. Der ATV brachte es auf eine Serie von 8:1-Toren, die in einem Endstand von 37:29 mündete.

Damit haben die Aldekerker eine weitere schwierige Klippe umschifft, ohne Schaden zu nehmen. "Und jetzt kommt TuSEM", blickte ATV-Coach Schürmann eine Woche voraus. Er sprach von einem "weiteren Spitzenspiel", da wegen der WM-Pause Essens Bundesligateam pausiert und von daher nicht ausgeschlossen ist, dass der eine oder andere Spieler aus dem Zweitligakader in der Oberliga aufläuft.

(RP)
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