Blues-Musik in Geldern Seit 20 Jahren eine Heimat für den Blues

Geldern · Runden Geburtstag feiert 2020 der Culturkreis Gelderland. Ein Rückblick auf Konzerte in alten Spielstätten. Vier Termine 2020.

 Was war: Die Band Klee (r.) spielte 2007 in der „Friedenseiche“ in Walbeck.

Was war: Die Band Klee (r.) spielte 2007 in der „Friedenseiche“ in Walbeck.

Foto: Culturkreis

Etwas ältere Musikfans aus dem Gelderland dürften sich erinnern: Anfangs folgten die Plakate, mit denen der Culturkreis Gelderland seine Konzerte ankündigte, einem einheitlichen Design. Allerdings wechselte dabei die Grundfarbe. War Rock angesagt, herrschte Rot vor. Blau war dagegen dem Blues vorbehalten. Letztgenanntes Genre hält der Culturkreis bis heute hoch – und geht in wenigen Wochen in sein 20. Vereinsjahr.

Dabei hatten seine ersten Veranstaltungen weder mit fetzigen Gitarrensoli noch mit Blues-Röhren zu tun. Der erste Auftritt in der Öffentlichkeit war ausgerechnet die Ausrichtung eines Kammermusikabends im Gelderner Refektorium. „Kaum zu glauben“, meint der jetzige Culturkreis-Vorsitzende Willi Teloo rückblickend. Und auch die zweite Veranstaltung war nicht auf Musikfans ausgerichtet. Volker Pispers, jetzt Kabarettist im vorläufigen Ruhestand, sorgte für eine volle Aula im Lise-Meitner-Gymnasium und für einen ersten Bestand in der Vereinskasse.

 Ana Popovic bei ihrem Konzert 2009 im Muddy-Waters-Saal.

Ana Popovic bei ihrem Konzert 2009 im Muddy-Waters-Saal.

Foto: Culturkreis

Damit war die Grundlage für den Einstieg in die eigentlichen Absichten gelegt: eine neue Liveszene für Rock- und Bluesbands zu schaffen. Schon damals an der Seite des Vereins war die Volksbank Gelderland, die heute als Volksbank an der Niers firmiert und den Culturkreis noch immer bei den Veranstaltungen unterstützt.

Die erste Bühne war der Saal des Vogteier Sommergartens, seinerzeit ein Restaurant mit mediterraner Ausrichtung. Als dort die Küche in asiatisch wechselte und die Theater- und Rockbühne in einen Speisesaal umgewandelt wurde, ging es für einige Jahre in der „Friedenseiche“ in Walbeck weiter, wo neben lokalen und regionalen Bands auch große deutsche Namen gastierten. Dazu gehörten Klee und Birth Control, die beide noch vom 2. Vorsitzenden Thomas Bösken angesagt wurden, Als er 2008 unmittelbar vor der Ansage eines Konzertes in der „Friedenseiche“ verstarb, erlebte der Culturkreis seine traurigste Stunde. Von 2003 bis 2018 war Felix Pickers erster Mann im Verein, bis er seine Aufgaben an Teloo übergab, der auch seit der Vereinsgründung die Vereinskasse verwaltet.

 Louisiana Red bei seinem Gastspiel 2011 im Muddy-Waters-Saal. 14 Tage später starb er.

Louisiana Red bei seinem Gastspiel 2011 im Muddy-Waters-Saal. 14 Tage später starb er.

Foto: Culturkreis

 Seit einigen Jahren konzentriert man sich beim Culturkreis Gelderland auf den Blues und hat damit eine feste Fangemeinde gewonnen, die auch vor zwei Jahren den Umzug von Spielstätte Nummer drei, dem Muddy-Waters-Saal in der Gelderner „Niersbrücke“, in den ,,Gasoline Blues Club“ im Freizeit-Center Janssen mitgemacht hat. „Wir haben uns inzwischen ein echtes Stammpublikum erarbeitet“, berichtet Teloo. Das habe der Culturkreis mit seinen Rockkonzerten nie ganz geschafft, „weil wir zu wenig junge Leute erreichten. Seinerzeit hatten wir das Problem, dass bei unseren Konzerten mit mehreren Bands, davon in der Regel ein bis zwei Nachwuchsbands, viele Gäste nach dem Auftritt ,ihrer’ Musiker unsere Veranstaltung wieder verließen und der Saal immer leerer wurde“. Durch die Konzentration auf den Blues kann der Verein inzwischen von etwa 150 Stammbesuchern ausgehen, benötigt aber im Durchschnitt gut 200 Besucher, um alle Kosten zu decken.

 Was kommt: Die Formation Black Cat Biscuit  aus Belgien spielt am 28. November im  „Gasoline Blues Club“.

Was kommt: Die Formation Black Cat Biscuit aus Belgien spielt am 28. November im  „Gasoline Blues Club“.

Foto: Culturkreis

Große Namen hat das Culturkreis-Team ins Gelderland geholt. Als Beispiele seien hier Brian Auger und Ted Ligertwood, Klee, Birth Control, Jan Akkermann oder Louisiana Red genannt. Doch besonders gerne blicken die Organisatoren laut Teloo auf die Gäste zurück, „die auf unseren Bühnen große Erfolge feierten, bevor sie sich in der Szene besonders hervorgetan hatten“. Natürlich seien hier in erster Linie die dänischen Freunde Thorbjörn Risager mit seinen Black Tornado und auch die Mojo Maker zu nennen, die bereits drei Mal in Geldern auftraten. Teloo: „Dankbar denken wir aber auch an alle Bands zurück, die viele Jahre mit uns das Jahresabschlusskonzert feierten und auf Gagen verzichteten; dazu zählten viele junge Musiker, die bei uns zum ersten Mal vor größerem Publikum spielen durften.“

Im „Gasoline Blues Club“ an der Dieselstraße ist der Culturkreis inzwischen heimisch geworden und profitiert vom größeren Raumangebot. Wichtige Grundlagen für die weitere Arbeit sind aus Sicht des Vereinsvorsitzenden die gute Zusammenarbeit mit der Familie Janssen (Seepark-Hotel und Freizeit-Center) und mit Markus Kemper (extra fit).

 Auch Bernard Allison ist im nächsten Jahr zu Gast.

Auch Bernard Allison ist im nächsten Jahr zu Gast.

Foto: Culturkreis

Mit ungebrochener Energie steht der Culturkreis vor seinem 20. Jahr. Und anlässlich des runden Geburtstags hat er statt des Konzert-Dreierpacks sogar einen Viererpack geschnürt (siehe Box). Mit den sechs Bands hofft der Culturkreis wieder ein Angebot zu präsentieren, das, so Teloo, den Ansprüchen unseres Publikums gerecht wird, ohne die Kosten dabei zu überziehen.

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