Erkelenz/Heinsberg Internet im Wahlkampf immer wichtiger

Erkelenz · Facebook, Twitter, Internetseiten – vor der Bundestagswahl am 22. September können sich Wähler auf vielen virtuellen Wegen über ihre Kandidaten informieren. Internet- und Straßenwahlkampf gehören heute zusammen.

Facebook, Twitter, Internetseiten — vor der Bundestagswahl am 22. September können sich Wähler auf vielen virtuellen Wegen über ihre Kandidaten informieren. Internet- und Straßenwahlkampf gehören heute zusammen.

Wilfried Oellers gefällt 374 Leuten, Norbert Spinrath hat 68 Facebook-Fans und Linus Stieldorf hat die meisten: Er gefällt 466 Leuten. Im Internet präsent zu sein, ist für die Bundestagskandidaten aus dem Kreis Heinsberg längst normal. Neben Oellers (CDU), Spinrath (SPD) und Stieldorf (FDP) sind Ayten Kaplan (Die Linke) und Hans Josef Dederichs (Grüne) bei Facebook zu finden, allerdings nur auf privaten Seiten. Für keinen ist Facebook Neuland.

"Seit meiner Kandidatur für den Bundestag 2005 bin ich bei Facebook", erklärt Spinrath. Ein Twitter-Account sei geplant. Die Kandidaten von CDU und FDP sind schon bei Twitter. Alle drei haben zusätzlich eine eigene Internetseite. Ayten Kaplan und Hans Josef Dederichs sind über die Seiten ihrer Parteien zu finden. Eine eigene Seite macht für Dederichs nur Sinn, wenn diese kreativ und aktuell ist. "Zurzeit mache ich alles ehrenamtlich und größtenteils allein. So kann ich keine interessante und jederzeit aktuelle Homepage garantieren", sagt der Erkelenzer.

Wichtiger als Seiten wie Facebook und Twitter findet Kaplan das Angebot im Internet www.abgeordnetenwatch.de. "Hier haben alle Bürger die Möglichkeit, direkt Fragen an die Kandidaten zu stellen. Anschließend sind alle Antworten öffentlich einsehbar. So wird eine Frage nicht mehrfach gestellt." Zusätzlich haben die Kandidaten der Grünen, der Linken und der SPD aus dem Kreis Heinsberg dort 24 Fragen für einen Kandidatencheck beantwortet. So kann jeder Wähler durch Zustimmen oder Ablehnen einer These testen, mit wem er übereinstimmt.

Die fünf Direktkandidaten im Kreis Heinsbergs sind, jeder auf seine Weise, im Internet präsent. Sie alle sind sich bewusst, wie wichtig die Erreichbarkeit im Netz heute ist. "Ich halt das Internet für eine wichtige Informationsquelle", sagt CDU-Kandidat Oellers. Stieldorf ergänzt: "Es ist gut, wenn politische Themen — gerade für Jugendliche — transparent im Internet erklärt werden."

Alle fünf Kandidaten der heute im Bundestag vertretenen Parteien sind der Meinung, dass ein Wahlkampf nicht nur durch das Internet gewonnen werden kann. "Facebook reicht nicht für tiefschürfende politische Ansichten, aber es kann die Menschen dazu animieren, auf die Homepage zu schauen und mehr zu erfahren", sagt SPD-Kandidat Spinrath. Der persönliche Kontakt zu den Wählern ist allen wichtig. Sie betreiben ihren Wahlkampf im Internet nur nebenher zum Straßenwahlkampf. "Das Internet wird ein persönliches Gespräch nie ersetzen", sagt Spinrath.

Kein Kandidat fühlt sich unsicher im Internet. "Grundsätzlich muss man sich darüber bewusst sein, dass das Internet für jedermann zugänglich ist. Mit entsprechenden Sicherheitseinstellungen fühle ich mich dennoch sicher", erklärt Oellers (CDU). "Man will das Vertrauen der Leute gewinnen", ergänzt Spinrath, "erkannt zu werden gehört dazu." Das Internet gehört seit Jahren zum privaten Leben vieler, vor allem jüngerer Menschen dazu. Er wolle sich dort so normal bewegen können wie im echten Leben, sagt der 18-jährige FDP-Kandidat Stieldorf: "Solange das geht, fühle ich mich im Internet nicht unsicher."

(RP)
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