Erkelenz Kleine sind ganz groß im Kindergarten

Erkelenz · Das Kindergartenjahr hat begonnen. Für viele Kindergärten ist es das erste Mal, dass sie Kinder unter drei Jahren aufnehmen. Erfahrung damit hat der Johanniter-Kindergarten – aber wie gewöhnen sich Kinder an das neue Umfeld?

 Berliner Modell im Johanniter-Kindergarten in Erkelenz: Anke Dickhof mit Sohn Robin, rechts Kita-Leiterin Claudia Albrecht.

Berliner Modell im Johanniter-Kindergarten in Erkelenz: Anke Dickhof mit Sohn Robin, rechts Kita-Leiterin Claudia Albrecht.

Foto: JÜRGEN LAASER

Das Kindergartenjahr hat begonnen. Für viele Kindergärten ist es das erste Mal, dass sie Kinder unter drei Jahren aufnehmen. Erfahrung damit hat der Johanniter-Kindergarten — aber wie gewöhnen sich Kinder an das neue Umfeld?

Die Atmosphäre ist richtig nett. Bei Kaffee und Gebäck sitzen Birgit Röstel-Eckardt, Michaela Ollig und Markus Feger in der Runde zusammen, auch Leiterin Claudia Albrecht gesellt sich hinzu. Man trifft sich im Elterncafé der Johanniter-Kindertagesstätte am Karolingerring. Die Eltern zählen zu den Neuen in der Einrichtung und damit auch deren Kinder.

Seit wenigen Tagen sind Leni Feger (2,5 Jahre), Alexa Röstel (fast 2,5 Jahre) und Hanna Sophia Ollig (16 Monate) die neuen Kindergartenkinder bei den Johannitern. Das muntere Trio zählt zu den U 3-Kindern. Noch bringen sie täglich Mama oder Papa mit in den Kindergarten — und das ist auch durchaus so gewollt. Die Johanniter arbeiten mit dem Berliner Eingewöhnungsmodell.

Was eher trocken klingt, wird im Alltag mit jeder Menge Leben gefüllt. Über den Inhalt und Sinn des Modells klärt Einrichtungsleiterin Claudia Albrecht die Eltern auf, und zwar schon weit vor dem allerersten Kindergartentag. Von Beginn an war das Elterntrio, das sich im Elterncafé trifft, von dem Modell begeistert. Markus Feger schickt voraus: "Es lässt viel Individualität zu. Das macht es den Eltern schon einfach."

Die Johanniter nehmen jedes Kind mit diesem Modell auf, nicht nur die unter dreijährigen Kinder. Konkret: Die neuen Kinder bringen ein Elternteil oder eine andere feste Bezugsperson mit in den Kindergarten. Sie spielen eine gewollte passive Rolle und sind in der Nähe des Kindes. Die Bezugserzieherin versucht derweil, einen ersten Kontakt zum Kind aufzunehmen. Im weiteren Verlauf lösen sich Mama oder Papa immer weiter vom Junior. "Wir achten dabei auf die Reaktion der Kinder, denn das ist unser Maßstab. Das Kind entscheidet, wie lange die Eingewöhnungsphase dauert. Bei einigen Kindern geht das sehr schnell, bei einigen Kindern dauert es schon länger. Für uns stellt sich die Frage: Wo steht das Kind? Wo muss man es abholen?", sagt Claudia Albrecht. Die Johanniter geben daher keinen festen zeitlichen Rahmen für die Eingewöhnungszeit vor.

Das Ziel ist, dass die Kinder den Trennungsversuch von den Eltern überwinden und es dann zulassen, sich von der Erzieherin trösten zu lassen. Es folgt schließlich die Schlussphase, in der die Eltern den Kindergarten verlassen. "Sie sollten für den Fall der Fälle jedoch telefonisch erreichbar sein", so Claudia Albrecht.

Die kleine Alexa kommt um die Ecke gelaufen. Sie sucht Mamas Nähe, klettert auf ihren Schoß und gähnt genüsslich. "Schläft sie schon?", fragt Mama Birgit Claudia Albrecht vorsichtig. "Fast", lautet die Antwort. Selig gönnt sich die Kleine ein Nickerchen. "Wir dürfen bei alledem ja auch nicht vergessen, dass der Schritt in den Kindergarten für die Kinder ein hartes Stück Arbeit ist", fügt Erzieherin Ute Mlotkowski hinzu. All' die neuen Eindrücke, all' die neuen Spielgefährten, die Erzieherinnen — das Spektrum, das auf die Kinder einwirkt, will erst einmal verarbeitet werden. Draußen spielt indes Anke Dickhof mit Sohn Robin (2). "Ich hatte schon große Bedenken, ihn jetzt schon in den Kindergarten zu geben. Doch ich muss auch an den Job denken." Robin saust unterdessen mit dem Bobbycar umher und hat sichtlich Spaß.

Bleibt die Frage, wie sich die Eingewöhnungszeit mit dem Beruf der Eltern in Einklang bringen lässt. Markus Feger arbeitet bei einer Krankenkasse und hat derzeit Urlaub. Sollte Tochter Leni länger brauchen, wird seine Frau einige Urlaubstage nutzen. Michaela Ollig ist Altenpflegerin und übernimmt die Spätschichten. Derweil ist Birgit Röstel-Eckardt derzeit nicht berufstätig. Allerdings hat Alexa noch zwei Geschwister, doch deren Betreuung ist dank Papa-Urlaub auch gesichert. Doch Claudia Albrecht weiß: "So einfach läuft das nicht durchgängig ab. Viele Eltern haben schon massive Probleme, diese Zeit mit dem Job zu vereinbaren. Wir versuchen immer, gemeinsam Lösungen zu finden."

FRAGE DES TAGES Seite C 2

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