Emmerich Rheinschule: "Bei uns funktioniert Inklusion"

Emmerich · Das Thema Inklusion löst an vielen Schulen große Sorgen aus. Eltern fürchten, dass Kinder, ob behindert oder nicht, zu kurz kommen. Die Rheinschule arbeitet schon seit Mitte der 90er Jahre inklusiv.

 Rektorin Birgit van Driel im Gespräch mit Yvonne Mülleneisen (vorne). Mülleneisen ist eine von vier Sonderpädagoginnen der Schule.

Rektorin Birgit van Driel im Gespräch mit Yvonne Mülleneisen (vorne). Mülleneisen ist eine von vier Sonderpädagoginnen der Schule.

Immer mehr Kinder mit Behinderungen und mit "sonderpädagogischem Förderbedarf" werden in Zukunft auf Regelschulen gehen. An der Rhein-Grundschule wird der "Gemeinsame Unterricht" schon lange praktiziert, Kinder mit besonderem Förderbedarf gehören zum Alltag. Und, so Schulleiterin Birgit van Driel: "Es werden immer mehr. Inzwischen haben wir 23 Kinder im Gemeinsamen Unterricht." Und das bei rund 150 Schülern insgesamt: "Das ist eine Menge."

Im neuen ersten Schuljahr gibt es drei solcher Kinder. Und das noch in einer besonders großen Klasse. Denn während die Stadt bis zuletzt von 19 Rheinschul-i-Dötzchen ausging, sind es durch Nachzügler 31 Kinder geworden. Wie das klappen kann? Gut, meint die Schulleiterin: "Drei Kinder auf 31 – das ist vom Verhältnis her ideal."

In der neuen ersten Klasse sind häufig zwei Lehrer zugleich im Einsatz, zusätzlich sehr oft noch eine Sonderpädagogin – also drei Lehrkräfte. "Der Unterricht läuft ganz normal", beschreibt van Driel. Nur: "Das Förderangebot ist schon recht umfangreich."

Wenn in kleinen Gruppen gelernt wird, werden diese nach den Fähigkeiten der Kinder zusammengestellt – aber weiterhin gemischt. Es sind also auch dann nicht etwa alle Förderkinder zusammen. Außerdem gibt es jenseits des Unterrichts noch zusätzliche Lernangebote.

Die Schüler seien niemals irritiert, betont van Driel: "Den Kindern ist häufig gar nicht bewusst, wer in der Klasse jetzt das Förderkind ist." Und es sei keineswegs so, "dass das Niveau in der Klasse sich an Kinder anpasst, die langsamer lernen", versichert sie. "Es gibt Aufgaben auf unterschiedlichem Niveau." Sie ist davon überzeugt, dass die Grundschulen die Ansprüche der Inklusion bewältigen können – mit genügend Personal, Räumen, Unterstützung von außen und einer klaren Grundhaltung: "Diese Kinder gehören zu uns. Wir wollen nicht aussondern."

Obwohl sie einräumt: "Wir kommen natürlich auch an Grenzen." Lehrer seien eben keine Therapeuten. Es werde beispielsweise schwierig, wenn zu viele Kinder zusammenkommen, die in ihrem Sozialverhalten auffällig sind. Und nicht jedes Kind sei auf der Regelschule richtig aufgehoben: "Es gibt immer wieder Kinder, da sehen wir: Jetzt haben wir unsere Möglichkeiten ausgeschöpft, und das Kind kommt nicht weiter", so van Driel. Da könnte eine Förderschule eben doch besser sein.

Was auch für schwerst geistig und körperlich behinderte Kinder gelten könne: "Die brauchen mehr Übungen des täglichen Lebens, wofür wir hier dann doch nicht die Zeit haben." Allerdings könne man das im Kontakt mit den Eltern klären.

Den Lehrern an der Rheinschule jedenfalls gehe es mit der Inklusion gut. Van Driel: "Unser Krankenstand geht gegen Null."

(RP)
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