Emmerich Kiesindustrie warnt vor Rohstoffmangel

Emmerich · In Wesel haben sich Akteure der Kiesindustrie mit Vertretern der Politik getroffen. Es ging um neue Abbaugebiete.

 Das Kieswerk Pettenkaul in Ginderich wird durch Hülskens betrieben.

Das Kieswerk Pettenkaul in Ginderich wird durch Hülskens betrieben.

Foto: Ekkehart Malz

Bei einer Dialogveranstaltung der Initiative "Zukunft Niederrhein" in Wesel haben Experten der Kiesindustrie vor einem drohenden Rohstoffmangel am Niederrhein gewarnt. "Kies im Dialog" hieß die Tagung. Tenor: Lange Genehmigungsverfahren und komplizierte rechtliche Rahmenbedingungen würden am Niederrhein auf Dauer zu Engpässen bei der Sand- und Kiesversorgung führen. Aufgrund fehlender neuer Genehmigungen könnten die Unternehmen nicht so viel Sand und Kies gewinnen, wie nachgefragt werde. In Wesel wird politisch immer wieder eine erweiterte Genehmigung für die Abbaugebiete Pettenkaul und Histenbruch gefordert. Bürgerinitiativen wie das Reeser Bündnis Eden wiederum fordern schärfere Restriktionen. Sie verweisen auf das Risiko von Überflutung.

Unter Leitung von Moderator Tom Hegermann tauschten sich bei der Lobbyveranstaltung über 90 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung zur aktuellen Lage der Sand- und Kiesunternehmen sowie der weiterverarbeitenden Industrien in der Region aus. Teilnehmer waren unter anderem Christoph Dröge als Leiter des Referates Bau und Leiter der Abteilung Straßenbau/Landschaftsbautechnik beim Landesbetrieb Straßenbau NRW, Ramon Janssen als Geschäftsführer AVG Mineralische Baustoffe MBH, Dirk Riether als Niederlassungsleiter Rhein-Ruhr bei der Dyckerhoff Beton GmbH & Co. KG, Hendrik Schulte als Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium und Christian Strunk als Koordinator von "Zukunft Niederrhein".

In seinem Eröffnungsvortrag betonte Staatssekretär Hendrik Schulte, dass zur Sicherung der nötigen Rohstoffe eine vorausschauende und zukunftsfähige Fortschreibung des Landesentwicklungsplans notwendig sei. Diskutiert wurden unter anderem Gründe für die Versorgungsengpässe in NRW, Folgen für die weiterverarbeitenden Industrien, kurzfristige Maßnahmen, um Engpässe zu beheben, und der Umgang mit Flächennutzungskonflikten. Die Diskussionsteilnehmer beklagten dabei in erster Linie die gesetzliche Überregulierung in Deutschland, die praktikable Lösungen zur Rohstoffgewinnung erschwere. Künftig müsse man sich frühzeitig und ergebnisoffen mit allen Beteiligten zusammensetzen, um die Akzeptanz von Projekten weiter zu steigern und dadurch Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Keine Lösung hingegen sei es, noch mehr Sand und Kies durch Recyclingbaustoffe zu ersetzen, da aktuell bereits rund 90 Prozent der Baustoffe in Deutschland wiederverwertet würden.

Michael Hüging-Holemans, Koordinator von Zukunft Niederrhein, forderte Weitsicht bei der Landesplanung: "Wir müssen qualitativ hochwertige Lagerstätten möglichst frühzeitig identifizieren und als Vorranggebiet kennzeichnen. Zudem würden wir uns wünschen, dass der Geologische Dienst NRW die tatsächlich genehmigten Flächen in seinem Monitoring-Bericht veröffentlicht, damit die brisante Situation unserer Branche erkennbar wird. Dafür braucht er aber auch eine bessere finanzielle Ausstattung."

Aufgrund fehlender Erweiterungsflächen für die Rohstoffgewinnung müssen in den nächsten fünf Jahren nach derzeitiger Lage elf der 27 Kieswerke von Zukunft-Niederrhein-Unternehmen schließen. Bis zum Jahr 2028 könnten elf weitere folgen.

(sep)
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