Unsere Woche Die SPD macht sich Mut

Emmerich · Der vorletzte Schritt ist erreicht, vor dem letzten haben alle Sozialdemokraten, die weiter mit über Deutschlands Zukunft entscheiden wollen, gehörigen Respekt. Die Koalitionsgespräche zwischen Union und SPD sind angelaufen, nun hoffen alle Beteiligten, dass am Ende ein Konstrukt vorliegt, das den Großteil der SPD-Basis überzeugt. Beim Neujahrsempfang der Partei im Kreis Kleve war viel von Aufbruch zu hören, aber wenig von Überzeugung.

Für den Kreisvorsitzenden Norbert Killewald ist es noch keinesfalls eine abgemachte Sache, dass das Vorhaben gelingt. Denn wer in diesen Tagen die altgedienten, erst recht die ganz jungen Sozialdemokraten fragt, ob sie eine Groko wollen, der bekommt ausgesprochen häufig ein "auf keinen Fall" zu hören. Das kann dann an der Fragestellung liegen, denn ein echtes "Wollen" würde wohl kaum jemand unterschreiben. Eher wird das Bild vom Kröte schlucken die Empfindung treffend ausdrücken.

Ob im Bund, in Kranenburg oder Kevelaer: SPD-Vertreter erinnern fortwährend an die Verantwortung aller, die Deutschland nicht ins Abseits bringen wollen. Das Schreckgespenst einer Nischenpartei brachte mit Blick auf die sechsprozentige Parlamentsbeteiligung der Sozialisten in den Niederlanden beim Jahresempfang Honorarkonsul Freddy Heinzel ins Spiel. Nicht einmal die CDU möchte sich vorstellen, dass die lange Zeit zweitstärkste Kraft zu völliger Bedeutungslosigkeit verkommt. Das glaubt Killewald auch gar nicht oder macht sich und den Seinen zumindest in öffentlicher Rede Mut. Wer so gut miteinander streiten kann, der ist auch zum Regieren fähig, ist in Kurzform seine Überzeugung. Ob das mehr als ein Pfeifen im Walde ist, wird sich bei der Abstimmung der SPD-Mitglieder zeigen. Wenn der Zeitplan eingehalten wird, kann die Hochphase der Karnevalszeit für die letzte Überzeugungsarbeit genutzt werden. Obwohl die Menschen im Kreis damit vielleicht doch besser bis Aschermittwoch warten. Diese Entscheidung sollte mit nüchternem Verstand getroffen werden. Und wenn alles klar ist, muss gearbeitet werden. Da werden in Kleve, Goch, Emmerich oder Geldern wieder die Themen angepackt, die für die Menschen in der Region ebenso wichtig sind wie jene in Berlin.

anja.settnik@rheinische-post.de

(RP)
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