Emmerich Containerterminal statt Umweltschutz

Emmerich · Das Rhein-Waal-Terminal würde gerne rund 35 000 Quadratkilometer Naturschutzgebiet am Rheinufer opfern, um einen zweiten Containerterminal zu bauen. Der Vorstoß liegt jetzt beim Land Nordrhein-Westfalen.

 Der Containerhafen. Große Teile des Rheinufers sind Naturschutzgebiet – hinderlich für die Expansion des Rhein-Waal-Terminals.

Der Containerhafen. Große Teile des Rheinufers sind Naturschutzgebiet – hinderlich für die Expansion des Rhein-Waal-Terminals.

Foto: Archiv

Bei dem betroffenen Gebiet geht es um die Landzunge gegenüber der Einfahrt in den Industriehafen, erläutert Stadtwerke-Chef Ulrich Schnake. "Das wäre eine natürliche Expansionsfläche. Sie ist aber nicht nutzbar, weil sie FFH-Gebiet ist." Der Hafen floriert, und um zu expandieren, ist er auf Uferflächen angewiesen. Die Landzunge zu besetzen sei da "naheliegend", so Schnake: "Sie liegt direkt gegenüber, und wir haben eine unmittelbare Schienenanbindung." Die Idee: "Wir würden da einen zweiten Containerterminal bauen."

Emmerich: Containerterminal statt Umweltschutz
Foto: van Offern, Markus (mvo)

FFH steht für "Fauna-Flora-Habitat", landläufig "Naturschutzgebiet" genannt. Derzeit bereitet das Land Nordrhein-Westfalen einen neuen Landesentwicklungsplan vor, in dem das in Rede stehende Gelände wie eh und je als FFH-Gebiet ausgewiesen sein soll.

In einer Stellungnahme zum vorliegenden Entwurf versucht das Rhein-Waal-Terminal nun, das Land davon zu überzeugen, das Areal freizugeben. "Mal sehen, wie man in Düsseldorf damit umgeht", sagt Schnake. "Wir wissen, dass es ein schwieriger Prozess ist, eine Umwidmung zu erwirken. Aber wir halten den Versuch für lohnend."

Die Ausweisung der Fläche als Gebiet für den Schutz der Natur sei "grundsätzlich fehlgeleitet", heißt es in der Stellungnahme aus Emmerich. Derzeit stünden dem Hafen schon nur noch 10 000 Quadratmeter Fläche zur Kapazitätssteigerung zur Verfügung. Dabei gebe es ohnehin sehr viel mehr Entwicklungspotenzial. Und das Naturschutzgebiet besetze ausgerechnet die wichtige Uferfläche: "Mit dieser einschränkenden Ausweisung werden von 2500 Metern Gesamtuferlänge 650 Meter Uferlänge sowie zirka 35 000 Quadratmeter Fläche einer sinnvollen und wirtschaftlich logischen Nutzung an der Wasserkante des bestehenden Hafenbeckens vollständig entzogen."

Sollte das Rhein-Waal-Terminal mit seinem Wunsch durchkommen, müsste der Verlust an FFH-Fläche natürlich kompensiert werden, betonte Ulrich Schnake.

Was den neuen Landesentwicklungsplan angeht, bemängelt das Rhein-Waal-Terminal einen weiteren Umstand: Es soll nicht auf der Liste der so genannten "landesbedeutsamen Häfen" stehen. Angesichts der bisherigen Entwicklung und des Potenzials des Hafens ist das für die Emmericher völlig unverständlich. "Landesbedeutsame Häfen" werden privilegiert behandelt und gezielt gefördert; sie sollen vor negativen Einflüssen besonders geschützt werden. "Das betrifft am Ende aller Tage auch die Fördergeldthematik", erläutert Schnake.

Der Landesentwicklungsplan ist für zwei Jahrzehnte gültig und ist währenddessen unveränderlich. Schnake: "Man kann also in fünf Jahren nicht sagen: Och, Emmerich hat sich ja doch ganz toll entwickelt. Das ist schon ein großes Problem."

(RP)
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