Duisburg Roberto Ciullis fesselnde Erzählungen im "Lokal Harmonie"

Duisburg · Am 1. April, feierte Roberto Ciulli noch seinen 83. Geburtstag und stand - wie könnte es anders sein - in seinem Mülheimer Theater an der Ruhr auf der Bühne mit der neuesten Produktion "Clowns im Sturm", mit der er erst in der letzten März-Woche in Tunis gastierte. Am Sonntag war er dann also Gast im Lokal Harmonie in Ruhrort, in dessen Reihe "An einem Sonntag im Lokal ..." er auf Einladung von Adriana Koczian und Stefan Schroer eine gefühlte Unendlichkeit über das Theater im Allgemeinen und das Theater an der Ruhr im Besonderen spannend und aufregend, fesselnd bis faszinierend erzählte. Theater scheint für ihn so etwas wie eine Quelle des Glücks zu sein, eine positive Auseinandersetzung mit dem Leben. Und diese wundersame Atmosphäre vermittelte er dem vollbesetzen Lokal allein durch seine Geschichten und seine Präsenz.

Ein einfaches Stichwort reichte aus und die Erlebnisse, Berichte und Anekdoten sprudelten höchst unterhaltsam nur so aus ihm heraus. Das Stichwort hieß schlicht und einfach "Reisen". Das Theater an der Ruhr, 1980 von den Gesellschaftern und Geschäftsführern Roberto Ciulli und Helmut Schäfer mit der Stadt Mülheim gegründet, ist nach wie vor ein Unikat in der deutschen Theaterlandschaft. "Es ist ein Spezifikum, bei dem das Thema Reisen, ob ökonomisch oder künstlerisch besetzt, stets eine hohe Bedeutung für den Theaterbetrieb hat", ließ Ciulli wissen. In den 1980er und 1990er Jahren spielte man jährlich rund 240 Vorstellungen, von denen ein Drittel in Mülheim, ein Drittel als Gastspiele in Nordrhein-Westfalen und ein Drittel auf Reisen durch Deutschland und ins Ausland aufgeführt wurden. In über 40 Ländern weltweit habe man inzwischen gastiert. Ciulli: "Doch unsere Tourneen und Gastspiele dort waren und sind immer von der Idee vom Kulturaustausch bestimmt. Mit anderen Worten: Diese Länder waren auch immer Gast bei uns in Mülheim." Doch der geografische Aspekt sei nur einer, sagte Ciulli: "Theater ist immer auch eine Reise in das Unbekannte, eine Reise in eine unbekannte Welt, zu der man Mut braucht. Die Zuschauer reisen mit einer Aufführung durchaus auch in sich selbst hinein und kehren zuweilen verändert wieder zurück - ganz nach Schillers 'Huldigung der Künste', so wie es am Portal des Duisburger Theaters zu lesen steht."

Ein zweiter nicht minder bedeutsamer Aspekt unserer Theaterarbeit sei die Sprache. "Wir machen ein Theater", so Ciulli, "das eine universelle Sprache spricht. Dazu gehören Musik und Choreografie, Mimik und Gestik, Bewegung und Körpersprache." In den Inszenierungen des Theaters an der Ruhr gäbe es zwar des Öfteren auch sprechfreie Aufführungsabschnitte - so zum Beispiel in der 1987 entstandenen Inszenierung von Peter Handkes "Kasper", die immer noch auf dem Spielplan steht -, aber nie ein sprachloses Theater.

"Früher", so Ciulli zum Schluss, "waren wir eine subventionierte Opposition gewesen, die Anstöße zur Veränderung gegeben hat. Das sind wir heute nicht mehr, weil sich manche Dinge im Leben und auf der Welt verändert haben - aber längst nicht alles und manches nur zum Teil."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort