Wenn Gäste den Wirt sitzen lassen Viele leere Tische trotz Reservierung

Duisburg · Duisburgs Gastronomen schlagen wegen der Zunahme sogenannter „No Shows“ Alarm – Plätze, die trotz Reservierung leer bleiben. Das kann existenzbedrohend sein, sagt Marc Weber, Chef des Webster-Brauhauses.

 Einige Gastronomen schließen mittlerweile Reservierungsverträge ab.

Einige Gastronomen schließen mittlerweile Reservierungsverträge ab.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Duisburgs Gastronomen kämpfen in der Vorweihnachtzeit mit einem existenzbedrohenden Ärgernis. Und das, obwohl das letzte Quartal des Jahres mit seinen Firmenfeiern, Gänse- und Festessen eigentlich auch für Restaurantbetreiber eine Festzeit sein müsste. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Gesellschaften, die in den Gaststätten reservieren, tatsächlich auftauchen. Und genau das scheint für Duisburger Gastronomen zunehmend zum Problem zu werden.

„No Shows“ – so bezeichnen Gastronomen Gäste, die trotz Reservierung ohne Absage einfach nicht erscheinen – können für Restaurantbetriebe existenzbedrohend sein, sagt Marc Weber, Betreiber des Webster-Brauhauses am Dellplatz und Vorsitzender des Duisburger Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). „Wir beobachten dieses Phänomen derzeit bundesweit“, sagt er. „Die Probleme nehmen vor allem im urbanen Bereich zu.“ Woran das liege, könne der Verband noch nicht sagen. „Eine Vermutung ist aber, dass diese Entwicklung mit der Anonymität verbunden ist, die die Möglichkeit von Online-Reservierungen bietet.“

Er selbst habe im vergangenen Jahr eine besonders krasse Erfahrung gemacht. „Da war eine Firmengesellschaft mit 70 Gästen angekündigt. Wir haben die Plätze deshalb trotz einiger Anfragen nicht anders vergeben“, sagt Weber. „Die Absage kam dann wenige Tage vor dem Termin. Für uns war das natürlich sehr, sehr ärgerlich. Aber wenigstens gab es in diesem Fall überhaupt eine Absage. Viele Gäste melden sich heute überhaupt nicht mehr ab. Das ist dann auch auf menschlicher Ebene daneben.“

Das Webster selbst schützt sich inzwischen bei größeren Reservierungen mit Verträgen, die eine Gebühr bei Nichterscheinen vorsehen. „Das heißt aber natürlich nicht, dass man nicht auch in Zukunft noch absagen kann, wenn etwas ist“, sagt Weber. „Wir wollen die Gäste damit vor allem sensibilisieren. Außerdem entscheiden wir von Fall zu Fall. Mit Stammgästen geht man natürlich anders um als mit Gästen, mit denen man noch nie zu tun hatte.“ Dass Restaurants auf Konzepte wie Reservierungsgebühren setzen, sei inzwischen schon üblich. „Und es wird mehr werden. Wir appellieren an unsere Gäste, Reservierungen, die nicht eingehalten werden können, frühestmöglich abzusagen, damit der Gastronom durch eine andere Planung reagieren und Kosten vermeiden kann.“

 Marc Weber betreibt das Webster-Brauhaus.

Marc Weber betreibt das Webster-Brauhaus.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Neben einem sensibleren Absageverhalten der Gäste steht noch ein zweiter Punkt auf der Wunschliste der Gastronomen: ein reduzierter Mehrwertsteuersatz in Höhe von sieben Prozent für jede Art von Essen. Momentan sei die Gastronomie gegenüber Supermärkten, Bäckereien oder Metzgereien durch den vollen Mehrwertsteuersatz benachteiligt, findet Duisburgs Dehoga-Vorsitzender. „Wir sind mit unseren Restaurants starke Arbeitgeber und Teil der (Ess-)Kulturlandschaft. Wer möchte, dass wir auch weiterhin flächendeckend und mit individuellen Angeboten existieren und höhere Löhne bezahlen können, der schafft einen fairen Wettbewerb zwischen allen, die Lebensmittel verarbeiten.“

Wie absurd das Mehrwertsteuerwesen mittlerweile sei, lasse sich vor allem beim Gänsesessen gut beobachten: Die Gans via Auto nach Hause gebracht oder selbst im Restaurant abgeholt: sieben Prozent, im Restaurant gegessen: 19 Prozent. „Wer dieses System nicht mehr versteht, ist nicht allein“, sagt Marc Weber.

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