Filmfestival Filmwoche startet mit „Hambacher Forst“

Duisburg · Vom 4. bis 9. November werden in Duisburg herausragende Dokumentationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vorgestellt, diskutiert und von Jurys ausgelobt. Darunter ist auch ein hochgelobter Film von Thomas Heise.

 „HAMBI – Der Kampf um den Hambacher Forst“ von Lukas Reiter eröffnet am 4. November die Filmwoche.

„HAMBI – Der Kampf um den Hambacher Forst“ von Lukas Reiter eröffnet am 4. November die Filmwoche.

Foto: Lukas Reiter

Seit Jahrzehnten gilt die Duisburger Filmwoche als das bedeutendste Festival für dokumentarische Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Jahrzehnte wurde das Festival von Werner Ruzicka geprägt, der im vergangenen Jahr in den Ruhestand ging. Die 43. Duisburger Filmwoche, die vom 4. bis 9. November im Filmforum am Dellplatz stattfindet, steht nun unter neuer Leitung: Gudrun Sommer und Christian Koch werden künftig nicht nur die Filmwoche, sondern auch die Jugendsparte des Dokumentarfilmfestivals, „doxs!“ genannt, gemeinsam leiten. Auch die Kommission aus Filmemachern, Filmwissenschaftlern und Fachjournalisten, die die Filme aus mehreren hundert Einreichungen für das Programm auswählen, ist in diesem Jahr eine gänzlich neue. Die Grundstruktur des Festivals bleibt indes erhalten: Jeder Film wird im Anschluss an die Vorführung im Beisein der Filmemacher öffentlich diskutiert. Diese Diskussionen werden protokolliert (oftmals sind die Protokolle sehr eigenwillig). Nicht selten haben diese Diskussionen Nachhall in der internationalen Dokumentarfilmszene oder in Filmhochschulen. Kurzum: Die Duisburger Filmwoche ist international ein bedeutendes Ereignis, das sich regelmäßig auch im Fernsehen widerspiegelt.

Einen besonderen Stellenwert hat stets der Eröffnungsfilm. Diesmal haben die Fimwochenmacher, die für eine gewisse Dramaturgie des Programms sorgen, eine Dokumentation mit einem brisanten und aktuellen Thema ausgewählt: „HAMBI – Der Kampf um den Hambacher Wald“ wird am Montag, 4. November, im Anschluss an einige Begrüßungsreden (20 Uhr) die Filmwoche eröffnen. Über „Hambi“ heißt es vorab: „In dem Film von Lukas Reiter treffen entgegengesetzte Blickwinkel aufeinander: Oben in den Baumhäusern und unten bei den Polizeiaufmärschen, bei den Protestliedern umgeben von gepanzerten Fahrzeugen im Waldstück Hambacher Forst. Es wird mit schwerem Gerät geräumt. An diesem Ort kulminiert der Konflikt um die Zerstörung der Natur durch den RWE-Konzern und den Widerstand der Gegner der Rodung.“

Unter den insgesamt 24 Filmen im Programm des Festivals finden sich außerdem aktuelle Produktionen von in Duisburg bereits bekannten Namen wie Lukas Marxt, Bernd Schoch oder Katrin Schlösser. Daneben werden zahlreiche junge Filmschaffende, etwa Katharina Kraft, Therese Koppe oder Matthias Lintner, erstmals Arbeiten in Duisburg vorstellen. „Die Auswahl setzt neue Akzente und bleibt zugleich der Tradition des Festivals treu, eigenwilligen Positionen Raum zu geben. Neugierig machen die vielfältigen ästhetischen Zugänge und persönlichen Handschriften der Autorinnen und Autoren – quer durch die Generationen, Länder und Produktionskontexte“, schreiben Gudrun Sommer und Christian Koch in einer Presseerklärung.

 „Heimat ist ein Raum aus Zeit“ bekam bereits im Vorfeld herausragende Kritiken. Regisseur Thomas Heise folgt in dem Film der Spur seiner eigenen Familie.

„Heimat ist ein Raum aus Zeit“ bekam bereits im Vorfeld herausragende Kritiken. Regisseur Thomas Heise folgt in dem Film der Spur seiner eigenen Familie.

Foto: Thomas Heise

Ein Film ragt aus dem Programm heraus: „Heimat ist ein Raum aus Zeit“ des vielfach preisgekrönten deutschen Dokumentarfilmers Thomas Heise, der stets ein gern gesehener Gast bei Duisburger Filmwochen ist. Der Film ist 218 Minuten lang, doch sei er, so die ersten enthusiastischen Vorabkritiken (unter anderen in „Zeit online“ und „Spiegel online“), von der ersten bis zur letzten Minute fesselnd. Über das ausgehende 19. Jahrhundert hinweg, bis hinein ins 20. Jahrhundert folgt Thomas Heise den Spuren seiner eigenen Familie. Zu Beginn trafen die Menschen eher zufällig zueinander, ehe sie sich wieder verloren. Zurück blieben deren Kinder und Enkelkinder, die nun auch nach und nach verschwinden. Warum das alles passierte, war abhängig von verschiedenen Faktoren, wie die erste große Liebe, Väter, Mütter, Söhne, Brüder, außereheliche Affären und „Zeitumstände“. Der Film geht über das Familiäre weit hinaus, er wirft Schlaglichter auf 100 Jahre deutsche Geschichte auf eine Weise, die man so noch nicht im Kino erlebt hat.

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