Außengastronomie in Duisburg So lief der Ansturm auf Biergärten und Eiscafés

Duisburg · Am Wochenende ist Duisburg passend zur Jahreszeit wieder aufgeblüht. Den Eindruck konnte man haben, wenn man das wiedererweckte Leben in der City und die voll besetzten Tische in den Biergärten betrachtete. Ein Rundgang.

 Strahlender Sonnenschein und volle Bänke: Der Biergarten auf der Mühlenweide war am Samstag gut besucht.

Strahlender Sonnenschein und volle Bänke: Der Biergarten auf der Mühlenweide war am Samstag gut besucht.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

An diesem Wochenende wurde bei frühlingshaften Temperaturen um die 20 Grad vielerorts nach dem eher verhaltenen Auftakt am Pfingstwochenende richtig durchgestartet. Allerdings konnte nicht jeder sein Bierchen im Freien genießen, der Besuch der Außenterrassen und Biergärten war nur Besuchern gestattet, die entweder einen aktuellen negativen Test vorweisen konnten, vollständig geimpft oder nachweislich genesen waren. (siehe Box).

Dies stellte an die Betriebe oftmals zusätzliche organisatorische Anforderungen, der Zugang musste kontrolliert werden. Zudem waren die Abstandregeln zwischen den Tischen und die „Hausstands-Bestimmungen“ bei der Besetzung der Tische ja auch noch zu beachten. Hinzu kam, dass durch die Beschränkungen Ärger mit Gästen, die die aktuellen Bestimmungen nicht kannten oder meinten, sie nicht beachten zu müssen, in Einzelfällen programmiert war. Wir haben uns am Wochenende in der Stadt umgesehen um einen Eindruck zu bekommen, wie Gäste und Gastronomen auf die Lockerung reagieren.

Die Lindenwirtin am Kaiserberg ist seit vielen Jahrzehnten beliebtes Ziel der Duisburger, besonders wenn es darum geht, gemütlich mit Freunden bei kühlen Getränken und leckerem Essen im großen Biergarten die Zeit gemeinsam zu verbringen. Daniel Riedel führt den Familienbetrieb in fünfter Generation. Das Traditionslokal hat traditionell samstags geschlossen, viele Gäste nutzten deshalb bereits den milden Freitagabend, um die neue Freiheit zu genießen. Riedel ist froh, wieder seine Gäste begrüßen zu können, in den vergangenen Monaten lieferte er immerhin noch Speisen außer Haus, hielt damit „die Küche in Gang“. Die lief trotzdem auf Sparflamme, jetzt musste erstmal eingekauft werden, um für die kommenden Tage gerüstet zu sein. Zurzeit kann er sich „vom Telefon nicht mehr wegbewegen“, um Tischreservierungen anzunehmen.

 Rainald Kalnins, Annette Pütz und Monika Kalnins.

Rainald Kalnins, Annette Pütz und Monika Kalnins.

Foto: Volker Poley

Rainald Kalnins, Annette Pütz, Monika Kalnins gehören zu den Stammgästen der Lindenwirtin. Für die Duissener ist die Lindenwirtin „der schönste Biergarten in Duisburg“. Geimpft und negativ getestet war die Eingangskontrolle für sie kein Problem. Das Stückchen wieder gewonnene Freiheit genießen die drei sichtlich. Die Kontrollen stören dabei nicht: „Die sind das kleinere Problem. Hauptsache, man kann wieder draußen sitzen.“

Sandro Panciera war im Dauerstress. Der Inhaber des beliebten Eislokals auf Duisburgs „Kö“ räumte weg, wischte die Tische ab und versuchte mit, dem großen Andrang Herr zu werden. Sein Problem erwähnte er stichwortartig im Vorübergehen: „Kein Personal, große Katastrophe.“ Viele City-Besucher hatten am Samstagnachmittag das Bedürfnis nach einem italienischen Eisbecher. Dabei war man durchaus pragmatisch. Statt lange auf die Bedienung zu warten, holte man sich sein Eis an der Theke und suchte sich einen freien Platz im Außenbereich. Zwar nicht ganz regelkonform, aber die beiden Freundinnen Jenny und Aline aus Neudorf genossen ihre Fruchteisbecher trotzdem: „Endlich kann man wieder das Eis im Freien genießen.“

 Im Eiscafé Paniera in der City war mächtig zu tun, aber das Personal ist zurzeit auch hier denkbar knapp.

Im Eiscafé Paniera in der City war mächtig zu tun, aber das Personal ist zurzeit auch hier denkbar knapp.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Gut besetzt war auch die Außenterrasse des Eiscafés Bocconcino am City-Palais. Hier genoss man bereits sommerlich gekleidet sein Eis, Kuchen oder Kaffee mit Blick auf das bunte Treiben rund um die grünen Wiesen zwischen Stadttheater und Forum.

 Die Gastronomie im Innenhafen war ebenfalls gefragt. Viele Besucher kamen mit dem Fahrrad.

Die Gastronomie im Innenhafen war ebenfalls gefragt. Viele Besucher kamen mit dem Fahrrad.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Voll war es auch in den Außenbereichen der Innenhafen-Gastronomie. Dort gab es schon mal längere Wartezeiten bei der Einlassprüfung, eine Prozedur, die man aber gelassen über sich ergehen ließ.

 Beliebte Adresse: das Seehaus Mezzomar im Sportpark.

Beliebte Adresse: das Seehaus Mezzomar im Sportpark.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Auffällig war, dass einige Betriebe per Plakat dringend Service-Personal suchen, ein Problem, das nach dem langen Lockdown offensichtlich viele Gastronomie-Betriebe beschäftigt. Das trifft auch auf das Restaurant Seehaus Mezzomar im Sportpark zu. Von der Terrasse, die am Samstagnachmittag gut besucht war, hat man einen schönen Blick auf den Bertasee und die grüne Umgebung. Mezzomar-Betriebsleiter Daniel Silnicki schilderte die aktuelle Situation: „Viele unserer Mitarbeiter haben sich mittlerweile anders orientiert, jetzt müssen wir erstmal wieder unser Personal aufstocken.“ Aus diesem Grund bleibt der benachbarte Biergarten, der ebenfalls zum „Mezzomar“ gehört, vorerst auch geschlossen: „Vorrang hat erstmal unser Restaurant, das kann ja bei sinkenden Inzidenz-Zahlen auch bald wieder geöffnet werden.“ Uwe Krummholz wollte mit Frau und Tochter kurz entschlossen einen Tisch im Seehaus ergattern. Sie wollten dazu ihre Nichte einladen, die derzeit einen Lehrgang des im Sportpark angesiedelten Deutschen Kanu-Verbandes besucht. Mangels vorhandener Tests war das allerdings nicht möglich. Der Mülheimer hatten dafür allerdings Verständnis: „Das ist zwar schade, aber kein Problem, dann müssen wir halt etwas anderes machen.“

Uwe Peterlin leitet zusammen mit Thomas Seven den Biergarten an der Ruhrorter Mühlenweide. Peterlin sah die Sitation ziemlich entspannt: „Personalprobleme haben wir nicht. Unsere Gäste holen sich ihre Getränke und Speisen an der Theke ab. Dort findet auch die Corona-Kontrolle statt. Platz haben wir auch genug, das ist heute alles prima gelaufen.“ Direkt unter dem Flaggenmast fühlen sich auch Holger Raumann und Kurt Lawrenz „total wohl“. Beide kommen an schönen Tagen immer wieder gerne mit ihren Rädern aus Moers-Kapellen nach Ruhrort: „Das hat uns sehr gefehlt. Das ist schon eine tolle Lage, direkt am Rhein. Und die Sonnenuntergänge hier sind einfach unbeschreiblich.“

Im Duisburger Süden waren am Wochenende zwei Lokale, die bei Ausflüglern sehr beliebt sind, erstes Ziel zahlreicher Besucher. Von der Außenterrasse des Bootshaus Ehingen hat man einen wunderschönen Blick auf den Rhein und das grüne Rheinvorland. Andreas Klomfass vom Bootshaus zeigte sich mit Blick auf die gut besetzten Tische zufrieden mit dem Start. Jetzt hofft er und seine Partnerin auf weiter sinkende Inzidenz-Zahlen, damit „im Außenbereich die Kontrollen entfallen können“.

Im idyllischen Großenbaumer „Waidmannsheil“, eine beliebte Anlaufstelle für Radfahrer und Spaziergänger, ist man ebenfalls froh, dass der Betrieb im Biergarten wieder richtig losgehen kann. Das Inhaber-Ehepaar Martina und Helmut Schug hätten im vergangenen Jahr gerne das 40-jährige Jubiläum ihres Betriebes gefeiert, wegen des Lockdowns wurde daraus allerdings nichts. Helmut Schug hofft, dass nun sich alles positiv entwickelt. Einen neuen Lockdown möchte er nicht noch einmal erleben: „Da musste ich sechs Fässer Bier wegschütten und Lebensmittel entsorgen. Das geht nervlich und finanziell an die Substanz.“

Das Ganze spielte sich entsprechend den Corona-Bestimmungen für die Außengastronomie ab. Nachdem der Sieben-Tage-Inzidenzwert in Duisburg stabil unter 100 liegt, durften die Gastronomiebetriebe wieder ihre Außenbereiche öffnen. Das war bereits seit Pfingstmontag möglich, wurde aber wegen des nicht gerade einladenden Wetters in der vergangenen Woche von Wirten und Gästen eher nur zögerlich in Anspruch genommen.

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