Neue Ausstellung Malerei und Grafik zwischen Kerben und Draufsicht

Duisburg · Eine künstlerische Momentaufnahme der unterschiedlichen Werkphasen im Schaffensprozess der Künstlerin Jannine Koch als Ausstellung im Kunstverein.

 Die Kuratorin Simone Scholten (links) und die Künstlerin Jannine Koch umrahmen das Bild „o brave new world“ – Öl, Eitempera und Sprühfarbe auf Leinwand im Format 145 x 100 cm.

Die Kuratorin Simone Scholten (links) und die Künstlerin Jannine Koch umrahmen das Bild „o brave new world“ – Öl, Eitempera und Sprühfarbe auf Leinwand im Format 145 x 100 cm.

Foto: Olaf Reifegerste

Der Duisburger Kunstverein im Weidenweg 10 hat jetzt dank sinkender Inzidenzzahlen erstmals wieder mit einer für Publikum vor Ort zu besichtigenden Ausstellung begonnen. Bis zum 26. Juni ist die Künstlerin Jannine Koch mit ihrer Einzelausstellung „Status Quo“ dort zu sehen.

Sie zeigt Malereien und Radierungen aus verschiedenen Werkphasen und ermöglicht auf diese Weise einen umfassenden Einblick in ihr Schaffen der vergangenen Jahre.

Kuratorin der Ausstellung ist die Essener Kunsthistorikerin Simone Scholten. Auch wenn wegen der Pandemie auf eine unbeschränkte Eröffnung weiterhin verzichtet werden muss, kann die Ausstellung nach vorheriger individueller Anmeldung via E-Mail unter janninekoch@yahoo.de teilnehmerbegrenzt entsprechend der aktuell geltenden Corona-Schutzverordnung kostenfrei besucht werden.

31 Werke der Malerei und Druckgrafik sind in dieser Ausstellung zu sehen. Sie stammen aus den Jahren 2014 bis heute. Fast die Hälfte davon sind allein zu Corona-Zeiten entstanden.

Zu einem solch intensiven künstlerischen Arbeiten haben ihr die mehr oder weniger aktuellen Stipendien des NRW-Ministeriums für Kultur und Wissenschaft sowie die der Städte Gelsenkirchen, Oberhausen und Essen verholfen. Koch ist 1981 in Cottbus geboren, studierte von 2003 bis 2012 mit dem Abschluss des Meisterschülertitels für Malerei und Druckgrafik an der renommierten Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und lebt und arbeitet als freischaffende Bildende Künstlerin seit 2012 im Ruhrgebiet.

Doch auch in Duisburg ist Koch längst keine Unbekannte mehr, hatte sie zum Beispiel von 2019 bis 2020 einen viersemestrigen Lehrauftrag für Lithografie an der Universität Duisburg-Essen und kuratierte sie die Ausstellung der „36. Leipziger Grafikbörse“ Anfang des Jahres hier im Kunstverein.

„Im Werk von Jannine Koch stehen Malerei und Druckgrafik gleichberechtigt nebeneinander“ beschreibt die Kuratorin Scholten die jetzige Kunstvereinsausstellung gegenüber der Rheinischen Post. „In den Gemälden stehen vielfach (tages-)politische und gesellschaftsrelevante Themen wie digitale Kriegsführung, Cyber-Spionage oder die Veränderung von Lebensräumen im Vordergrund.

Die grafischen Arbeiten hingegen tragen ihren Inhalt wesentlich subtiler vor. Mit präzisen Linien und Formen scheint Koch ihre Umwelt regelrecht zu sezieren. Hierfür kombiniert sie kartographische Elemente mit der faszinierenden Welt der Insekten, woraus die sogenannten ‚Kerbtiere‘, Zwitterwesen aus Natur und Technik, entstehen.“

Die Beschäftigung mit „Kerbtieren“, darunter der Ilexkäfer (Ätzredierung mit Irisüberrollung), der Bombardierkäfer (Öl, Eitempera und Sprühfarbe auf Leinwand) und der Januskäfer (Öl und Eitempera auf Leinwand), sei entstanden aus dem Prozess der Radierung selbst, insofern man dabei das Motiv in die jeweiligen Druckplatten einritzt, sozusagen kerbt, erläutert Koch die Herstellung und die Namensgebung jener Bilder.

Eine andere Faszination, wenn auch ganz anders, geht für sie von Landkarten, Stadtplänen, Radarbildern und Satellitenfotos aus. Simone Scholten: „Die Draufsicht, der von oben auf die Dinge gerichtete Blick, der Naheliegendes erst sichtbar macht und neue Perspektiven auf Vertrautes ermöglicht, bietet der Künstlerin vielfältige Anknüpfungspunkte für ihre Arbeiten.

Da auf eine traditionelle Vernissage aus Corona-Gründen verzichtet werden muss, ist stattdessen ein Film über die Ausstellungseröffnung auf der Homepage des Kunstvereins (https://www.kunstverein-duisburg.de) zu sehen. Zusätzlich wird dieser Tage noch ein Künstlergespräch zwischen Kuratorin Scholten und Künstlerin Koch auf Video dort eingestellt.

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