Düsseldorf Streit um Lärm gefährdet Sportvereine

Düsseldorf · Viele Düsseldorfer Vereine haben Ärger mit Nachbarn, die sich über Krach beschweren. Die Stadt zahlt deshalb Millionen für den Schallschutz.

 Monika Lehmhaus (FDP ) vor der Schallschutzwand

Monika Lehmhaus (FDP ) vor der Schallschutzwand

Foto: B. Schaller

Schön ist sie nicht, diese Lärmschutzwand — aber teuer und flamm neu. Sie steht am Rande des Geländes des DHC (Düsseldorfer Hockey-Club) am Seestern in Lörick. Gebaut werden musste sie — für 250.000 Euro, weil Anwohner eines benachbarten Mehrfamilienhauses sich vom Krach der Tennisspieler des Vereins belästigt fühlten.

So wie diesem Club geht es derzeit vielen in der Stadt: Anwohner klagen gegen Geräusche, die beim Fußball, Tennis oder Hockey entstehen, wollen Torjubel oder Protestgeschrei nicht mehr hören, fühlen sich belästigt, wenn Kinder und Jugendliche nachmittags ihre Bälle in die Körbe von Basketball-Anlagen pfeffern.

Nicht nur die Vorsitzende des Düsseldorfer Sport-Ausschusses, Monika Lehmhaus (FDP), kann das nicht begreifen. Thomas Jarzombek, für die CDU im Bundestag, will ebenfalls vermittelnd eingreifen, damit der Sport in Düsseldorf nicht nur noch hinter Lärmschutzwänden stattfinden darf oder ganz aus Wohnvierteln verschwindet.

Jedenfalls fürchtet man, dass eine Welle von Klagen auf die Stadt und ihre Vereine zukommt. Besonders betroffen sind derzeit der TV Grafenberg, der TuS Gerresheim, die Sportler des Tannenhofs in Vennhausen und die an der Pariser Straße, mehrere Clubs in Wersten und einer am Kikweg. An mehreren Standorten wurden bereits Lärmschutzwände für jeweils mehrere hunderttausend Euro errichtet, weitere sind in Planung. Nicht nur Monika Lehmhaus fragt: "Was wäre, wenn Düsseldorf sich den Bau dieser Wände nicht leisten könnte?" Nach ihrer Einschätzung müsste der Krach der Sporttreibenden gleichgesetzt werden mit dem Lärmpegel an Schulen, Kindergärten und Kitas. den der Gesetzgeber grundsätzlich als "hinzunehmen" einstuft.

Dem TV Grafenberg jedenfalls hat das Sportamt nun aufgrund massiver Anwohnerbeschwerden einen harschen Brief geschrieben, in dem es strenge Auflagen vorschreibt. Sportliche Aktivitäten sind nur noch in sehr eng umrissenen Zeiten erlaubt, sonntags ist der Sport nur noch einige Male pro Jahr gestattet — und eine der Maßnahmen, um Lärm zu reduzieren, ist ein Mitgliederstopp. Sollte das nicht fruchten, werden unverhohlen weitere Schritte angedroht. Anderen Vereinen geht es ähnlich: Sie dürfen ihre Einrichtungen nur noch zeitlich begrenzt freigeben.

Vereinsvorsitzender Uli Geduldig gibt sich kämpferisch. "Wir wollen, dass sich die Gesetze ändern", sagt er. Und kündigt "zivilen Widerstand" an, sollten er und seine Vereinskameraden gezwungen werden, den Betrieb einzustellen.

(RP)
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