So wohnt Düsseldorf Nah am Wasser gebaut

Düsseldorf · Das „Monastere“ am Kittelbach ist ein dörfliches Quartier mit moderner Architektur und einem innovativen Energiekonzept. Der neue Teil unserer Serie „So wohnt Düsseldorf“.

Warme Farben und klare Linien prägen das Wohnzimmer von Petra und Hanjo Robrecht – ein separater Raum im ansonsten offenen Haus

Warme Farben und klare Linien prägen das Wohnzimmer von Petra und Hanjo Robrecht – ein separater Raum im ansonsten offenen Haus

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Durch dieses Tor müssen sie alle, Bewohner und Besucher. Dahinter öffnet sich das Dorf: weiße Fassaden, zurechtgestutzte Platanen vor jeder Haustür, ein zentraler Teich, auf dem gerade ein Entenpaar landet, Stille. Viele Familien leben hier, denn Kinder können ungefährdet von Verkehr im Freien spielen. Das „Monastere“ in Unterrath ist ein Wohnquartier mit moderner Architektur, dass dennoch auf eine traditionelle Struktur vertraut: eine Gemeinschaft von Menschen rückt zusammen, und doch kann jeder für sich sein.

Ein regnerischer Tag im Februar, im Grau verschwimmen alle Linien – Winter-Tristesse. Im Haus von Petra Beardsley-Robrecht aber ist es verblüffend hell, als würde ihr Zuhause das Licht mit Magneten anziehen. Diese Helligkeit, die durch die teils sechs Meter hohen Fenster die Räume flutet, war einer der Gründe, warum sie und ihr Mann Hanjo Robrecht sich 2009 für dieses Haus entschieden haben. Das Licht – und der originelle Grundriss. Denn ihr Haus verteilt seine rund 200 Quadratmeter auf zwei Teile, die durch eine schräge Fuge verbunden werden. „Die Handwerker haben deshalb immer von dem schiefen Haus gesprochen“, erinnert sich das Paar an die Bauzeit.

Im Inneren haben sie diese schrägen Linien noch durch einen unterschiedlichen Fußboden betont: die Fuge setzt sich mit einem schwarzen Granit vom hellen Parkett der Räume ab. Hauptgrund für ihre Entscheidung aber war die große, offene Küche: Zentrum des Hauses und Lebensmittelpunkt mit einem Esstisch, dessen imposante Maße sich für gesellige Runden noch mal vergrößern lassen. „Ich wollte unbedingt eine solche Küche, in der sich alle treffen, wie das damals bei meinen Großeltern und später bei meinen Eltern üblich war“, meint Petra Beardsley-Robrecht. Daneben (im zweiten Hausteil) liegt etwas verborgen das Wohnzimmer mit Blick in einen kleinen Garten, dessen Mauer vor Einblicken der Nachbarschaft schützt. In der ersten Etage verbindet eine Brücke das geteilte Haus mit Arbeits- und Gästezimmer, und in der Wohnebene darüber – mit Schlafzimmer und Bad – bleibt noch genug Platz für eine luftige Dachterrasse.

Insgesamt 67 Wohneinheiten fügen sich im „Monastere“ (übersetzt: Kloster) zum Dorf. Das Grundstück An der Piwipp gehörte einst den Stadtwerken, die gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf 2006 einen Wettbewerb mit konkreten Zielen ausschrieben: Das neue Quartier sollte kinderfreundlich sein und mit einem innovativen Energiekonzept in die Zukunft weisen. Der Sieger-Entwurf des Architekten Jörg Toepel erfüllte all diese Kriterien, nutzt ausschließlich Erdwärme und Sonnenenergie und setzt bereits an der Außenmauer, gleich neben dem Dorfeingang deutliche Zeichen. Denn die rostigen Paneele an dieser Mauer Richtung Süden sind nicht nur Blickfang, sondern Teil des dreifachen Energiekonzepts für die 39 Wohnungen: Die dunklen Stahlplatten sind Solarspeicher für die Warmwasserversorgung. Die in den Sommermonaten überschüssige Wärme wird in eine mit Wasser durchspülte Kies-Sand-Schicht im Boden, den so genannten Aquifer, geleitet und dort bis zur nächsten Heizperiode gespeichert.

 Der Dorfplatz am Wasser ist Treffpunkt des Quartiers Monastere in Unterrath.

Der Dorfplatz am Wasser ist Treffpunkt des Quartiers Monastere in Unterrath.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Häuser, wie das von Familie Beardsley-Robrecht, haben eigene Geothermieanlagen mit Sonden, die 140 Meter tief ins Erdreich führen und Wärmepumpen. Die schalten im Sommer automatisch auf kaltes Wasser um, dadurch werden die Räume angenehm gekühlt. Zusätzlich hat sich das Paar eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach legen lassen mit einem eigenen Speicher, „dadurch erzeugen wir etwa zwei Drittel des Stroms, den wir verbrauchen, selbst.“

 Badewanne mit Blick auf eine Dachterrasse in der zweiten Etage – intimer Ort nicht nur für Sommerabende.

Badewanne mit Blick auf eine Dachterrasse in der zweiten Etage – intimer Ort nicht nur für Sommerabende.

Foto: Bretz, Andreas (abr)
Hohe Fenster, offene Räume und eine Brücke in der ersten Etage

Hohe Fenster, offene Räume und eine Brücke in der ersten Etage

Foto: Bretz, Andreas (abr)
An Tisch in der großen Küche haben viele Gäste Platz.

An Tisch in der großen Küche haben viele Gäste Platz.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Jenseits dieser technischen Daten aber ist es wohl vor allem die Lebensqualität, die die Bewohner des Quartiers schätzen. Und die dörfliche Atmosphäre. So führen alle Wege des „Monastere“ zu einem zentralen Platz am Wasser. Selbst an einem trüben Februar-Tag braucht man nur eine Prise Phantasie, um sich vorzustellen, wie vergnüglich sich hier Sommerabende verbringen lassen – in der Gemeinschaft oder jeder auf seiner privaten Terrasse. Denn nah am Wasser gebaut hat hier fast jeder.

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