Sterbebegleitung in Düsseldorf Ehrenamtler schenken kostbare Momente

Düsseldorf · Auf der Palliativstation im Florence-Nightingale-Krankenhaus helfen Ehrenamtliche dabei, dass sich die Patienten wohlfühlen. Sie sorgen für eine Alltagsatmosphäre und spenden Trost.

Ehrenamt auf der Palliativstation im Florence-Nightingale-Krankenhaus: Ruth Schmitz, Antonius Klostermann, Susanne Hiekel und Christiane Immer (v.l.)

Ehrenamt auf der Palliativstation im Florence-Nightingale-Krankenhaus: Ruth Schmitz, Antonius Klostermann, Susanne Hiekel und Christiane Immer (v.l.)

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Nichts tun, bei einer sogenannten Sitzwache einfach nur da sein, wenn ein Patient unruhig ist, nicht allein sein will, schlecht schlafen kann – auch das kann schon eine der wichtigen Aufgaben eines Ehrenamtlichen auf der Palliativstation des Florence-Nightingale-Krankenhauses sein. Sechs Ehrenamtliche unterstützen zurzeit die Arbeit der Station, welche die Palliativkoordinatorin Christiane Immer gerne mit einer Tankstelle vergleicht. „Bei uns wird kein Benzin, aber Energie getankt, durch Zuwendung und Medikamente.“

Die Palliativstation ist eine Einrichtung, die das Leben der Patienten und ihrer Angehörigen angenehmer machen soll. Sie ist keine Sterbestation. Im Idealfall ist sie eine Zwischenstation, von der aus die Patienten gestärkt nach Hause gehen oder in ein Hospiz kommen. Aber auch auf einer Palliativstation wird gestorben.

Neben dem dort tätigen hauptamtlichen Team unter der Leitung von Oberärztin Susanne Heering – unter anderem mit speziell qualifizierten Pflegekräften, Seelsorgern, Psychoonkologen, Physio- und Kunsttherapeuten – sorgen die sechs ehrenamtlichen Helfer zusätzlich für das Wohlbefinden der Patienten, aber auch deren Angehörigen. „Diese Arbeit wirkt sich aber auch positiv auf mich selber aus. Sie erdet mich, rückt Dinge in die richtige Relation“, sagt Antonius Klostermann. Einmal die Woche besucht er die Station, dient dann dort beispielsweise als Gesprächspartner, erklärt Abläufe, fährt die Patienten auf den Balkon oder besorgt diesen ein besonderes Essen.

„Die Ehrenamtlichen bringen etwas Alltagsstimmung ins Haus und springen ein bei Aktionen, für die wir nicht immer die Zeit haben“, sagt Krankenschwester Ruth Schmitz. Dazu gehört etwa, einen Brief schreiben, etwas spielen, gemeinsam Fußball schauen oder Waffeln backen. „Man muss eigentlich nichts mitbringen, außer sich selber und Zeit“, sagt Schmitz. Susanne Hiekel hat aber auch Noten dabei. Die Kantorin der evangelischen Kirchengemeinde Kaiserswerth kommt ehrenamtlich wöchentlich, um die Kranken mit Musik zu erfreuen. Dafür fragt sie diese nach besonderen Wünschen und schiebt das Klavier anschließend von Zimmer zu Zimmer, um dann Schlager, klassische Musik, Volkslieder und Filmmusik zu spielen und zu singen.

„Durch Musik kann man Menschen gut erreichen, Trost spenden, sie in Kontakt mit sich selber bringen. Durch Musik werden oft Kindheitserinnerungen geweckt. Und sie kann entspannen. Neulich ist jemand dabei eingeschlafen“, sagt Hiekel und lacht. Zudem käme man über Musik gut miteinander ins Gespräch. Am Ehrenamt schätzt Hiekel, dass „ich kostbare Momente schenken kann und geschenkt bekomme“.

Auch Ruth Schmitz betont, dass von den Kranken und deren Angehörigen viel Dank zurückkäme. „Viel mehr, als man eigentlich selber gibt.“ Sie würde sich freuen, wenn sich auch jüngere Menschen für dieses Ehrenamt interessieren würden, da auch die Patienten jünger geworden seien. „Junge Menschen haben andere Gesprächsthemen und Interessen.“ Zurzeit wird deshalb ein Konzept erarbeitet, wie man junge Menschen für die Aufgabe gewinnen kann. Alleingelassen wird keiner der Helfer. Diese müssen zunächst einen Befähigungskurs zur Begleitung Sterbender belegen, der etwa von der Ökumenischen Hospizgruppe Kaiserswerth angeboten wird. Deren Mitglieder kommen ebenfalls einmal in der Woche ins Krankenhaus und informieren dann unter anderem über ihre Angebote, wie eine Begleitung im häuslichen Umfeld. Aber auch später gibt es Schulungen und Reflexionsgespräche. „Zudem werden die Helfer vor jedem Dienst darüber informiert, welche Menschen sich auf der Station befinden und welche Bedürfnisse diese geäußert haben“, sagt Immer. Denn deren Wohlbefinden sei das Wichtigste.

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