Museen in Düsseldorf Schwesterntracht kommt ins Museum
Düsseldorf · Die Kleidung der Kaiserswerther Diakonissen war das Erkennungszeichen der engagierten Frauen. Heute ist die Tracht kaum noch zu sehen.
Mit ihrer Tracht mit dem weißen Rüschen-Häubchen gehörten die Schwestern der Kaiserswerther Diakonie viele Jahrzehnte lang zum Erscheinungsbild des Stadtteils. Heute muss man schon genauer hinschauen, um eine der 70 Diakonissen zu erkennen, denn diese tragen in der Regel nur noch eine Kette oder Brosche mit einer Taube, dem Symbol der Kaiserswerther Diakonie. Jetzt wird der alten Schwesterntracht aber eine besondere Ehrung zuteil. Die Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen hat für ihre Sammlung von der Fliedner Kulturstiftung eine Schwesterntracht aus den 1970er-Jahren erworben.
„Die Kaiserswerther Diakonissentracht verweist auf ein besonders traditionsreiches Beispiel für das vielfältige soziale Engagement in Nordrhein-Westfalen, das ein wesentliches Merkmal dieses Landes ist. Zugleich steht sie für ein früher einmal bedeutsames, heute aber weitgehend in Vergessenheit geratenes Lebensmodell von Frauen“, erklärt Gabriele Uelsberg, Mitglied im Präsidium der Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen. Denn früher lebten die Diakonissen ähnlich wie Nonnen. Sie hatten keine Familien, bekamen für ihre Arbeit nur ein Taschengeld, waren aber dafür ein Leben lang versorgt. Heute sind Diakonissen engagierte Frauen, die haupt- oder ehrenamtlich in der Pflege oder anderen sozialen Berufen tätig sind, Familie haben und ein Gehalt beziehen.
Der evangelische Pfarrer Theodor Fliedner und seine Frau Friederike gründeten 1836 die Diakonissenanstalt Kaiserswerth. Ziel war es, in Kaiserswerth evangelische Frauen in der Krankenpflege und der Erziehungsarbeit auszubilden und sie so zu befähigen, Menschen professionell zu helfen. Zugleich bildeten die Diakonissen eine Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaft von alleinstehenden Frauen. Die Idee fand schnell viele Nachahmer. Weit über Deutschland hinaus wurden Häuser und Einrichtungen nach dem Vorbild Kaiserswerths gegründet. Zu Spitzenzeiten gehörten mehr als 1900 Diakonissen zur Kaiserswerther Diakonie.
Ihr Erkennungszeichen war eine spezielle, von Theodor Fliedner eigens entworfene Schwesterntracht, die aus einem langen blauen, hochgeschlossenen Kleid bestand, einem weißen Kragen und einer aufwendig gearbeiteten weißen Haube. Später kam noch eine Schürze hinzu. Die Schwesterntracht war dem Kleid einer bürgerlichen Frau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachempfunden und verschaffte dadurch ihren Trägerinnen eine geachtete gesellschaftliche Stellung. Seit 1970 ist das Tragen der Schwesterntracht nicht mehr verpflichtend und wird kaum mehr praktiziert. Beim großen Jahresfest der Diakonie, das immer im September gefeiert wird, allerdings zeigen sich einige der Schwestern in der historischen Tracht und führen dann über das Gelände.
„Ich bin sehr glücklich, dass das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen mit der Kaiserswerther Tracht ein Symbol für die evangelische soziale Arbeit in seine Sammlung aufnimmt, die weit über unser Bundesland hinaus Bedeutung erlangt hat“, sagt Norbert Friedrich, Vorstand der Fliedner-Kulturstiftung Kaiserswerth. Denn noch heute ist die Kaiserswerther Diakonie eine bedeutende soziale Einrichtung, für die rund 2700 Menschen tätig sind.