Stadtleben Anwohner wollen Parkplätze statt Baumscheibe

Düsseldorf · Das Gartenamt will Bäume in Garath an der Alfred-Döblin-Straße, an der Carl-von-Ossietzky-Straße und der Walter-Kyllmann-Straße pflanzen.

 An dieser Stelle soll Parkraum für neu zu pflanzende Bäume wegfallen. Die Anwohner protestieren gegen diesen Plan.

An dieser Stelle soll Parkraum für neu zu pflanzende Bäume wegfallen. Die Anwohner protestieren gegen diesen Plan.

Foto: RP/Dominik Schneider

Düsseldorf muss grüner werden. Um dieses Ziel zu erreichen setzt die Stadt das so genannte Stadtbaumkonzept – früher bekannt als „1000-Bäume-Plan“ – um. Dafür sucht sie Stadt ständig nach Standorten, an denen angeschlagene Straßenbäume ersetzt werden müssen oder neue Baumscheiben entstehen können. Normalerweise trifft das verantwortliche Garten-, Friedhofs- und Forstamt mit diesem Vorhaben auf Zustimmung aus der Bevölkerung, denn auch die Bürger wünschen sich mehr Grün vor der Haustür. Doch das ist nicht immer der Fall, wie in der Sitzung der Bezirksvertretung 10, zuständig für Garath und Hellerhof, klar wurde.

Eigentlich hätte das Stadtbaumkonzept einen Punkt auf der Tagesordnung darstellen sollen, der schnell abzuhaken gewesen wäre. Neben Baumsanierungen plant das Gartenamt in der anstehenden Pflanzperiode sieben neue Standorte, im Detail eine Stadtulme an der Alfred-Döblin-Straße, drei Eichen an der Carl-von-Ossietzky-Straße und drei Purpur-Eschen an der Walter-Kyllmann-Straße. Doch vor allem der letzte Standort wurde von in der Sitzung anwesenden Anwohnern scharf kritisiert. Der Grund: Für die Bäume sollen Parkplätze entfallen, vier insgesamt für das aktuelle Projekt. In einer wegen der Proteste beschlossenen Sitzungsunterbrechung wurde einer der Bürger von der Walter-Kyllmann-Straße vom Gremium angehört. „Wir haben in unserer Straße genug Grün, Parkplätze hingegen sind Mangelware. Das Vorhaben der Stadt, dieses Verhältnis noch weiter zu verrücken, haben wir mit Entsetzen zur Kenntnis genommen“, so der Anwohner.

Tatsächlich ist die Walter-Kyllmann-Straße, gelegen auf der Grenze zwischen Garath und Urdenbach, sehr grün, mit Gärten vor und hinter den Häusern, mehreren Straßenbäumen, dafür teils sehr schmalem Bürgersteig und einer engen Fahrbahn. Das Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe beginnt keine 100 Meter Luftlinie entfernt. Zudem wachsen Purpur-Eschen, häufig auch mit dem englischen Namen Raywood bezeichnet, sehr hoch. Sie können eine Höhe von bis zu 18 Metern und eine Kronenbreite von zehn bis zwölf Metern erreichen. „Das verschattet uns die Balkone und Gärten. Bei so viel Schatten gehen andere Pflanzen in den Gärten ein“, klagt der Sprecher der Anwohner. Der Standort, den die Stadt ins Auge gefasst hat, sei ungeeignet, neue Baumscheiben würden das ohnehin existierende Parkproblem erhöhen.

Vom Gartenamt heißt es hierzu, dass eine möglichst geringe Belastung des fließenden und ruhenden Verkehrs ein Kriterium bei der Wahl der Standorte sei – neben der Analyse klimatischer Lasträume und der Vitalität der vorhandenen Bäume – aber dass sich ein Konflikt zwischen Autos und Bäumen nicht immer vermeiden lasse. Verschattung, Abkühlung und Staubbindung durch Bäume im Straßenraum seien wichtige Ziele der Landeshauptstadt, man achte besonders darauf, dass die gewählten Arten sowohl mit den hiesigen Wintern, als auch mit der zu erwartende Häufung heißer, trockener Sommer zurecht kommen. Dafür werden für jeden neuen Baum inklusive Baumscheibe und Pflege von der Stadt 63.000 Euro investiert.

Dennoch will die Lokalpolitik im Stadtbezirk 10 den deutlich erklärten Bürgerwillen nicht ohne weiteres ignorieren. Daher wurde die Entscheidung über die Neupflanzungen an dieser Stelle vertragt, die Mitglieder der Bezirksvertretung wollen bis zu ihrer Oktober-Sitzung eine Ortsbegehung vornehmen und sich selbst ein Bild der Lage machen, bevor sie ihren Entschluss fassen. Außerdem sollen alternative Standorte für neue Straßenbäume gesammelt werden.

Das Gartenamt erklärte sich mit diesem Vorgehen einverstanden, wies jedoch darauf hin, dass es danach zügig gehen müsse, wenn die anstehende Pflanzperiode mit den nötigen Vorbereitungen – etwa der Prüfung, ob im Boden Leitungen oder Rohe einer Pflanzung im Wege stehen – eingehalten werde wolle. Denn damit die Bäume im Frühjahr kräftig wachsen können, muss im Herbst mit den Arbeiten begonnen werden.

Neben den Neupflanzungen sollen auch vorhandene Bäume an zehn Standorten in Garath und Hellerhof ersetzt werden. Die bestehenden Pflanzen sind zum Teil beschädigt und krank. Auch im Stadtbezirk 9 sind Neupflanzungen und Ersatz geplant, 13 neue Baumscheiben sollen eingerichtet werden, jeweils eine Am Haferkamp und an der Bahlenstraße, zwei an der Benrodestraße, drei an der Harffstraße und sieben Am Mönchgraben. Insgesamt fünf Parkplätze müssen weichen. Hier hat die zuständige Bezirksvertretung ihre einstimmige Einwilligung in der jüngsten Sitzung bereits gegeben.

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