Diebstähle Gesamtschule fordert mehr Radständer

Bilk · Immer wieder sind vom Schulgelände Räder gestohlen worden. Unter anderem, weil der Fahrradplatz für Jedermann zugänglich ist.

 Coline Schramm, Thorsten Graeßner, Michael Keller (v.l.) und sein Sohn Phillip setzten sich für einen sichereren Radparkplatz ein.

Coline Schramm, Thorsten Graeßner, Michael Keller (v.l.) und sein Sohn Phillip setzten sich für einen sichereren Radparkplatz ein.

Foto: Nicole Kampe

Viel war nicht mehr los in der Schule an dem Tag im Frühsommer, als Phillip Schluss hatte. Der Zwölfjährige war noch bei der Fahrrad-AG, wollte dann schnell nach Hause. Als er zum Abstellplatz kam, wunderte er sich, dass nur noch zwei Räder dort standen, „meins war nicht dabei“, erinnert sich Phillip, der das Mountainbike gerade erst von seinen Großeltern zum Geburtstag bekommen hatte. Damit begann der Ärger, schnell musste ein neues Rad her, „das Kind muss ja irgendwie zur Schule kommen“, sagt Vater Michael Keller, der den Diebstahl angezeigt hat. Versichert war das Fahrrad zwar, „aber mit 150 Euro Selbstbeteiligung“, sagt Keller. Er fordert, dass es bessere Abschließmöglichkeiten an der Hulda-Pankok-Gesamtschule in Bilk gibt, wo seiner Ansicht nach zu wenig Fahrradständer stehen. Unterstützung bekommt Keller von anderen Eltern, Coline Schramm etwa, Mutter eines Elfjährigen. „Jean-Paul hat sein Fahrrad zu Weihnachten bekommen“, sagt Schramm. Am Tag des Diebstahls „hatte er keinen Stellplatz bekommen, einfach das Schloss um das Hinterrad gelegt“, erinnert sich Schramm.

Thorsten Graeßner ist Schulpflegschaftsvorsitzender an der Hulda-Pankok-Gesamtschule und sitzt für die Grünen im Stadtbezirk 3. „An mehreren Schulen in unserem Stadtbezirk sind in diesem Jahr wieder Fahrräder gestohlen worden“, sagt er und hat versucht, das Schulverwaltungsamt dazu zu bewegen, die alten Ständer durch moderne Anlehnbügel in ausreichender Zahl zu ersetzen. „Das Anliegen wird abschlägig beurteilt mit der Begründung, dass die Fahrrad­ständer doch in Ordnung seien“, sagt Graeßner, der das anders sieht. Gerade die alten Vorderradhalter seien nicht sicher, „dazu verbiegen sie oft die Räder“, so Graeßner. 2016 sind 26 Fahrraddiebstähle von Schulgeländen bei der Polizei angezeigt worden, 2017 65, wie Polizeisprecher Marcel Fiebig sagt. Angezeigt werden aber nicht alle Fälle, Coline Schramm zum Beispiel hat das nicht getan, „weil das Fahrrad gar nicht codiert war“.

Das Schuldezernat verweist auf den Diebstahlschutz, Fahrradbügel seien eine bauliche Unterstützungsmaßnahme, um das Fahrrad fest an einen Ort zu binden. „Die Qualität der Diebstahlsicherung ist dabei deutlich gewichtiger als die Qualität der Fahrradbügel“, sagt ein Stadtsprecher. „Minderwertige Fahrradschlösser werden tagtäglich aufgebrochen, einbetonierte Fahrradbügel hingegen nicht ausgegraben oder abgeflext.“ Natürlich habe auch die Platzwahl der Fahrradabstellplätze eine wichtige Funktion im Diebstahlschutz. Diese befänden sich in der Regel in gut einsehbaren Bereichen des Schulgrundstücks und unterlägen einer sozialen Kontrolle. „Meistens sind die Aufstellbereiche für schulfremde Personen nur schwer zugänglich“, sagt der Sprecher.

Das ist an der Hulda-Pankok-Gesamtschule nicht der Fall, die Fahrradständer befinden sich ein Stück weit entfernt vom Haupteingang, im Sommer gut versteckt durch Büsche und Bäume, aber zu jeder Tageszeit für jedermann zugänglich. Dass immer wieder Fahrräder gestohlen werden vom Gelände, sei kontraproduktiv, findet Graeßner, „weil Eltern aus Furcht vor Fahrraddiebstählen wieder ihre Kinder mit dem Pkw zur Schule bringen“. Am liebsten hätten Thorsten Graeßner, Michael Keller und Coline Schramm eine Art externen Sicherheitsdienst, „aber das kostet wieder“, sagt Graeßner.

Erschwerend kommt an der Hulda-Pankok-Gesamtschule hinzu, dass es etwa 100 Fahrradständer gibt, „für rund 1000 Schüler deutlich zu wenig“, so der Schulpflegschaftsvorsitzende. Viele Kinder würden ihre Räder am Zaun anketten, einige bekommen gar keinen Platz mehr. Bei aktuellen Planungen „ist eine Quote an Fahrradstellplätzen bedarfsorientiert von bis zu 50 Prozent vorgesehen, also ein Fahrradstellplatz für je zwei Schüler“, sagt der Stadtsprecher. Anpassungen und Erweiterungen würden in Abstimmung mit der Schulleitung erfolgen, „wobei nicht immer alle Anliegen berücksichtigt werden können“, so der Sprecher.

Phillip Keller hat eigene Konsequenzen gezogen aus dem Erlebnis vom Frühsommer: „Ich sichere mein neues Rad jetzt immer mit zwei Schlössern.“

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