Musik aus Düsseldorf Wenn der Prinzensaal bebt

Düsseldorf · Drei Konzerte, dreimal ausverkauft: Melanie Gobbo hat den Schloss-Konzerten Eller einen neuen Anstrich verpasst. Die Intendantin will an den Erfolg anknüpfen und die Reihe weiter für alle Generationen interessant gestalten.

 Melanie Gobbo ist seit diesem Jahr die neue Leiterin der Schloss-Konzerte Eller. Die Sängerin und Moderatorin will jedoch auf ihre künstlerische Karriere weiterhin nicht verzichten.

Melanie Gobbo ist seit diesem Jahr die neue Leiterin der Schloss-Konzerte Eller. Die Sängerin und Moderatorin will jedoch auf ihre künstlerische Karriere weiterhin nicht verzichten.

Foto: Marc Ingel

Die Schloss-Konzerte in Eller haben seit 2010, als das Schloss rundum saniert aus seinem Dornröschenschlaf erweckt wurde, eine Tradition, die durchaus weit über den Stadtteil hinaus von sich reden machte. Aber natürlich war auch an der Heidelberger Straße Schluss mit lustig, als Corona den Kulturbetrieb lahmlegte. Mit dem Wiederbeginn nahezu aller Veranstaltungen stellte sich der Arbeitskreis Kultur im Stadtbezirk 8 (kurz AK-Kultur) als Organisator der Konzertreihe neu auf und bekam insbesondere mit Sabrina Schmidt und Ralf Backens zwei noch relativ junge, innovative Vorstandsakteure, die auch den Schloss-Konzerten ein frisches Image verpassen wollten. Damit dieser vorgezeichnete Weg auch tatsächlich in professionelle Hände gelegt werden konnte, wurde Melanie Gobbo als Intendantin verpflichtet.

Das scheint keine schlechte Wahl gewesen zu sein, denn die Sängerin, Moderatorin und Event-Managerin hat es auf jeden Fall schon mal geschafft, dass die ersten drei Konzerte der Serie allesamt  ausverkauft waren. Und dabei traute sie sich, über den Tellerrand eingefahrener Pfade in der klassischen Musik hinauszuschauen: Einem Frühlings-Konzert mit Chansons folgte ein Trio, das Evergreens von Beatles oder Abba interpretierte, und auch für das Filmmusik-Konzert am Sonntag in der ungewöhnlichen Besetzung Klavier und Schlagzeug waren die 80 Karten ratzfatz weg.

„Ich habe vor ein paar Jahren selbst schon im Prinzensaal, der Romantik, Schönheit und Glamour vereint, drei Konzerte singen dürfen, so entstand der erste Kontakt, der nie abgerissen ist“, erzählt Melanie Gobbo. Als sie den „Job“ angeboten bekam, zögerte sie also nicht lange, „denn ich wusste zum einen, welches Potenzial die Schloss-Konzerte besitzen, aber man ließ mir eben auch die Freiheit, meine eigenen Ideen umzusetzen“, berichtet die 49-Jährige. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, jüngere Generationen anzusprechen („Was auch schon funktioniert.

“) und das Renommee der Reihe genreübergreifend weiter zu steigern, ohne das Traditionelle außer acht zu lassen. „Die Schloss-Konzerte haben überregionales Format“, ist Gobbo überzeugt. 

Damit das gelingt, schaut die Intendantin genau hin, wen sie engagiert. „Der Funke muss überspringen, die Distanz zwischen Künstler und Publikum aufgehoben werden.“ Ein Musiker, auch wenn er noch so gut ist, der sich in seiner Arroganz in einer anderen Welt wähnt, kommt ihr nicht auf die Bühne. „Der Künstler muss Persönlichkeit und Menschlichkeit ausstrahlen, seinen Beruf lieben, und er darf sich auch nicht zu fein sein, mit den Besuchern in direkten Kontakt zu treten, sodass der Konzertbesuch am Ende zu einem Gesamtevent wird“, beschreibt Gobbo die Auswahl, bei der sie sich auf ihre Erfahrung jahrelangen Netzwerkens verlassen kann. Wenn das alles gelingt, darf der Prinzensaal auch mal beben, dürfen die Zuhörer richtig mitgehen. „Das ist ja keine kirchliche Veranstaltung“, sagt Gobbo. Und wenn es nicht passt, hat die musikalische Leiterin auch keine Scheu, dem vermeintlichen Genie Adieu zu sagen. „Das Publikum ist für jeden Künstler ein Geschenk, und das sollte der nie vergessen.“

Gefühlt war Melanie Gobbo schon immer mehrgleisig unterwegs, das künstlerische Gen hat sie von der Mutter geerbt, die Schauspielerin war, der Vater verdiente das Geld als Handwerksmeister, verstarb jedoch früh. „Ich habe als Fünfjährige mit Ballett angefangen, irgendwann hat mich das Singen gefangen genommen, das andere kam dann hinzu“, sagt sie. Auch wenn die gebürtige Neusserin inzwischen in Grevenbroich lebt, ist Düsseldorf ihre Stadt, in der sie arbeitet, die schönen Dinge des Lebens genießt, „ja, und wo ich auch gerne shoppen gehe“, räumt die 49-Jährige  ein. Eller hat es ihr irgendwie besonders angetan, „das ist schon eine besondere Gemeinschaft, die Menschen sind stolz, hier zu leben“.

Zusammen mit dem AK Kultur hat Melanie Gobbo noch viel vor, will etwa die Open-Air-Konzerte im Musikpavillon wiederbeleben. Und natürlich hofft sie, dass die letzten beiden Termine der Schloss-Konzerte ebenso gut ankommen beim Publikum wie die ersten drei.

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