Große Kunst zum Bier Düsseldorfer Kirmeswagen wird zur Kunstinstallation

Düsseldorf · Claus Föttinger sorgt für Hochkultur auf dem Volksfest. Er installierte Kunst auf dem Ausschank von Kevin Traber. Der wiederum ließ sich von viel beachteten Künstlern inspirieren.

Trauten sich auf das Dach des Ausschanks: Kevin Traber (l.) und Künstler Claus Föttinger.

Trauten sich auf das Dach des Ausschanks: Kevin Traber (l.) und Künstler Claus Föttinger.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Claus Föttinger ist bekennender Kirmes-Fan. „Zur Gymnasialzeit habe ich in Bayern bei einem Schausteller-Großhandel Auslieferungsfahrten gemacht und Plüschtiere für Losbuden zu den Jahrmärkten gebracht“, erinnert sich der 1960 in Nürnberg Geborene. „Schon als Kind mochte ich die Kirmes, die Musik, die Geräusche, die Lichter.“ Gut, dass diese Leidenschaft bei Föttinger nie nachließ, denn so kommt Schausteller Kevin Traber zu einem außergewöhnlichen „Auftritt“ für seinen Kirmes-Ausschank auf der Rheinkirmes. Föttinger ist bildender Künstler und installierte 14 monochrome großformatige Fotonegative von 15 international beachteten Künstlern und Künstlerinnen auf Trabers Ausschank. So wird das größte Volksfest am Rhein in die Sphären der Hochkultur erhoben, jedenfalls bei Traber.

„Ich habe keine Erwartung an die Wirkung dieser Kunstinstallation im öffentlichen Raum. Ich will das einfach mal ausprobieren und schauen, was passiert“, meint Föttinger, der seit 1982, als er das Studium in der Kunstakademie aufnahm, in Düsseldorf wohnt. Ausgewählt hat der Künstler, der auch für die Fußball-WM 2014 die Bar im deutschen Spielerhotel in Campo Bahia gestaltete, sieben Künstlerinnen wie Niki de Saint Phalle, Frida Kahlo, Yayoi Kusama und acht Künstler wie Sigmar Polke, Martin Kippenberger, Albrecht Dürer. Eigentlich sollte es zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht paritätisch zugehen, steht doch der Begriff „Gender“ mit in Föttingers Fokus. „Es sind sieben Negative mit Frauen und sieben mit Männern, aber auf einem Bild sind Joseph Beuys und Andy Warhol gemeinsam zu sehen“, erläutert der Künstler.

Die Kooperation zwischen Föttinger und Traber nahm 2021 ihren Anfang. „In der Corona-Phase habe ich im Kunstpark in Kaarst den temporären Biergarten betrieben. Dort habe ich Claus kennengelernt, und er hatte sofort die Idee, etwas mit dem Ausschankwagen zu machen“, so Traber.

Die Umsetzung sollte möglichst ökonomisch sein. So reichte ein Pott weiße Farbe, mit der die Aussparungen unterhalb des Daches hell und reflektierend gestrichen wurden, um den 42 Jahre alten Anhänger „ausstellungsreif“ zu machen. Die Beleuchtung ist vorhanden, so dass also nur noch die großen Negativbilder produziert werden mussten. „Schon 2021 im Kunstpark zur Premiere des Projektes hatten wir im Kopf, dieses Werk auch auf der großen Düsseldorfer Kirmes zu zeigen“, meint Traber. Schön, dass es dieses Jahr klappt. Düsseldorf ist ja eine Kunststadt. Ich bin sicher, dass es den Leuten auffällt.“

Und wenn nicht, wird Traber auf den Tischen rund um seinen Kirmeswagen Info-Flyer auslegen. „Ich bin auch bereit, Führungen zu machen“, erklärt der Schausteller augenzwinkernd. „Wer zum Kunstprojekt etwas wissen will, kann sich gerne bei mir melden.“

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