Düsseldorfer Akademie Die Kunst als Beruf

Düsseldorf · Robert Fleck ist an der Düsseldorfer Akademie Professor für "Kunst und Öffentlichkeit" - und ebnet seinen Studenten den Weg.

 Die Klasse Siegfried Anzinger beim „Rundgang“ der Kunstakademie vor zwei Jahren.

Die Klasse Siegfried Anzinger beim „Rundgang“ der Kunstakademie vor zwei Jahren.

Foto: Hye-Mi Kim

Robert Fleck hat alle Tätigkeiten rund um die Kunst schon einmal ausgeübt. Der 57-jährige gebürtige Wiener begann als Mitarbeiter der auf zeitgenössische Kunst spezialisierten Galerie nächst St. Stephan, arbeitete lange als Frankreich-Korrespondent der Zeitschrift "art", wurde Direktor der Kunsthochschule von Nantes, leitete schließlich die Bundeskunsthalle in Bonn und ist seit knapp drei Jahren Professor für "Kunst und Öffentlichkeit" an der Kunstakademie Düsseldorf. Dort kann er alles gebrauchen, was ihm in seiner beruflichen Laufbahn an Fähigkeiten zugewachsen ist: der Umgang mit Künstlern, die Vermarktung der Kunst - und Kontakte, Kontakte, Kontakte.

Seine Studenten an der Akademie profitieren davon unmittelbar. Denn Fleck unterrichtet sie nicht nur in Kunstgeschichte, sondern sucht ihnen auch den Weg in den künftigen Beruf zu ebnen. Das heißt, er gibt Antworten auf die Frage, die fast alle Studierenden umtreibt: Wie werde ich dereinst von meiner Kunst leben können?

In Düsseldorf hat Fleck zwei überraschende Erfahrungen gemacht. Erstens: "Das kunsthistorische Wissen ist bei den Studenten hier ausgeprägter, als man denkt." Zweitens: "Die Studierenden sind davon überzeugt, dass sie als Künstler leben können." Jedem das Wissen zu vermitteln, das er individuell dazu benötigt, darin sieht Fleck seine Hauptaufgabe auf dem weiten Feld zwischen Theorie und Praxis.

Fleck räumt nebenbei mit dem weit verbreiteten Gerücht auf, nur zwei Prozent der Künstler könnten von ihrer Kunst leben. "In Wirklichkeit schaffen es an der Kunstakademie 70 Prozent, ihr Leben um die Kunst herum zu organisieren."

Das bedeutet, dass sie nicht ausschließlich von ihren Kunstverkäufen leben, sondern zusätzliche Einnahmen aus kunstnahen Tätigkeiten beziehen. "Jeder der 14, 15 international bekannten Düsseldorfer Künstler", so weiß Fleck, "beschäftigt zwischen zehn und 20 Mitarbeiter auf Honorarbasis." Solch ein Assistent hilft zum Beispiel beim Aufbau von Ausstellungen oder bei der Arbeit im Atelier und kann mit 18 bis 25 Euro pro Stunde rechnen. Manche arbeiten ein, zwei Monate am Stück und wenden sich dann wieder ihrer eigenen künstlerischen Tätigkeit zu.

Fleck führt seine Studenten in die Ateliers von Künstlern, auf dass sie sich ein Bild davon machen, wie der Spagat zwischen Gelderwerb und künstlerischer Freiheit gelingt. Dazu zählen die Ateliers von Paloma Varga Weisz, Thomas Demand und Bernhard Fuchs.

Besonders beliebt sind bei den Studierenden Besuche bei Künstlern um die 35 - in jener Phase also, in welcher der Einstieg in den Beruf bereits geglückt ist, aber die größte Wegstrecke erst noch bewältigt werden muss. Im Vergleich zu Berlin jedenfalls, so hat Fleck festgestellt, gibt es in Düsseldorf viel mehr Jobmöglichkeiten.

In Vorlesungen und Seminaren geht es nicht nur darum, einen Überblick über die Kunst seit 1800 mit Schwergewicht auf der zeitgenössischen Kunst zu vermitteln, sondern auch um alltägliche Fertigkeiten, ohne die kein Künstler auskommt: Wie organisiere ich eine Ausstellung? Wie schreibe ich einen Text für einen Katalog? Wie verhalte ich mich gegenüber einer Galerie? Was muss ein Leihvertrag enthalten? Was mache ich, wenn mich jemand abkupfert? Wie schütze ich meine Arbeit? Zahlreiche Werke nämlich erleiden Schäden durch schlechte Lagerung. All dies lässt sich in Einzelgesprächen weitaus besser erörtern als in Lehrveranstaltungen. Deshalb ist Flecks Arbeit auch stark individuell ausgerichtet.

Wie bereits sein Amtsvorgänger Siegfried Gohr ist auch er in Personalunion Leiter der Akademie-Galerie am Burgplatz. An Gohrs Prinzip, diesen Ausstellungsort den Professoren vorzubehalten und ihn nicht, wie zuweilen von Jüngeren gefordert, auch den Studenten zu öffnen, will Fleck festhalten; auch daran, bei Professoren um Leihgaben oder besser noch um Schenkungen zu werben. Darüber hinaus will er nicht mehr nur Einzelausstellungen von Professoren oder anderen mit der Akademie verbundenen Künstlern arrangieren, sondern auch Blicke in die Sammlung von Professoren und Werkstättenleitern bieten. In der nächsten Schau wird er Ausschnitte aus der Sammlung Krahe - der heute in der Obhut des Museums Kunstpalast befindlichen Kollektion des früheren Akademie-Direktors Lambert Krahe (1712-1790) - mit jüngeren Kunstsammlungen kombinieren: denjenigen von Konrad Klapheck, Thomas Ruff, Katharina Fritsch und Didier Vermeiren.

Und was sagt Robert Fleck zur örtlichen Kulturszene? Düsseldorf müsse darauf achten, dass es wieder vermehrt gelinge, international wahrgenommene Künstler im Alter zwischen 30 und 40 Jahren hervorzubringen und in der Stadt zu halten. Und es wäre seinen Worten zufolge gut, wenn im Jahr 2017, dem Jahr der "documenta" und der Münsteraner Skulptur-Projekte, Düsseldorf die Gunst des Kunstsommers nutzte und mit einem Großereignis rund um die eigenen Künstler wieder international trumpfe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort