Düsseldorf Symphoniker tanzen französisch ins Jahr

Düsseldorf · Restlos ausverkauft war die Tonhalle beim Neujahrskonzert. Die Bass-Tuba stand im Mittelpunkt wie der Walzer von Maurice Ravel.

 Großen Applaus gab es für die Symphoniker unter dem französischen Gastdirigenten Fabien Gabel am Neujahrsmorgen.

Großen Applaus gab es für die Symphoniker unter dem französischen Gastdirigenten Fabien Gabel am Neujahrsmorgen.

Foto: susanne diesner

Es mag auch am strahlenden Sonnenschein gelegen haben, dass vor Beginn des Neujahrskonzerts der Düsseldorfer Symphoniker so viel gute Laune zu spüren war. Jedenfalls war die Resonanz beachtlich. Die Tonhalle war völlig ausverkauft - der sonst für den Chor reservierte Balkon hinter der Bühne mit eingeschlossen.

Für die Orchestermitglieder kann es vorher nicht viel Gelegenheit für private Neujahrsfeiern gegeben haben, denn am Silvester-Abend stand erst einmal die Opern-Gala an. Allenfalls, merkte Intendant Michael Becker scherzhaft an, könnte es um Mitternacht zu einem Glas mit alkoholfreiem Champagner gereicht haben. So frisch, wie das Orchester aufspielte, spricht einiges dafür, dass er mit seiner Vermutung nicht so ganz falsch lag.

Gefördert wurde die gute Stimmung durch ein Programm mit französischem Schwerpunkt, und da lag es natürlich nahe, mit Fabien Gabel einen französischen Dirigenten zu verpflichten. Der hatte, was auch noch von Becker verraten wurde, kurz vorm Konzert in Paris angerufen, um seiner Familie mit seinen beiden kleinen Kindern erst einmal ein gutes neues Jahr zu wünschen.

Gabel erfüllte die Erwartungen und erwies sich als authentischer Interpret für französische Musik verschiedener Stilrichtungen. Wirkungsvoll erfolgte der Start mit Ambroise Thomas' Mignon-Ouvertüre. Und dann ging es schon ins Filigrane: "Claire de lune" von Claude Debussy bot fein ziselierte impressionistische Klänge, wozu auch die geglückte Orchesterfassung von André Caplet beitrug.

Für etwas deftigere Tonfarben sorgte ein Instrument, das in sinfonischen Konzerten nur selten mit solistischen Aufgaben beauftragt wird, die Basstuba. Allerdings: Wenn ein Spieler sein Instrument so perfekt beherrscht wie Andreas Martin Hofmeir, klingt eine Basstuba dann doch erstaunlich schlank und beweglich. Gewissermaßen wie ein Amerikaner in Paris war das Konzert für Tuba und Orchester des US-Komponisten John Williams als einziges amerikanisches Werk ins sonst französische Programm platziert.

Williams, der unter anderem die Musik für Spielbergs Filme "Der weiße Hai" und "Schindlers Liste" schrieb, gab dem Solisten Gelegenheit, auch unbekanntere Seiten seines Instrumentes vorzustellen. Weich. Mit dezentem Vibrato gestaltete Hofmeir die gesanglichen Passagen, virtuos vermochte er im letzten Satz zu glänzen. Herzlicher Beifall erkannte die beachtliche Leistung des Solisten an.

Jacques Offenbach, kölscher Jung und Pariser Gentilhomme in einer Person, war zweimal im Programm vertreten. Mit der nötigen Prise Sentimentalität erklang die Barcarole aus "Hoffmanns Erzählungen". Und mit beachtlichem Temperament ging's an die Quadrille aus der Operette "Orpheus in der Unterwelt". Aus der kennt man auf jeden Fall den Cancan. Der kam auch vor, und daran, dass er Hochgeschwindigkeit bestens vertragen kann, ließen Gabel und die Philharmoniker keinen Zweifel. Anders als der Lehrling in Goethes Ballade blieb Gabel sehr wohl Herr des Geschehens und wusste, wie er die Geister, die er zur Wiedergabe des Zauberlehrlings von Paul Dukas rief, anschließend im Zaum halten konnte. Mit Akribie zeichnete er die humorvollen Linien des Werkes nach.

Nach kompetenten Wiedergaben von Saint-Saëns' "Danse bacchanale" und Berlioz' ungarischem Marsch aus "Fausts Verdammnis" endete der erste Vormittag des Jahres mit einer hinreißenden Wiedergabe von Ravels "La Valse" - eine beglückende Kombination von Wiener Charme, Pariser Eleganz und impressionistischem Raffinement.

Begeisterter Beifall dankte den Philharmonikern und ihrem Gastdirigenten aus Paris. Bleibt zu hoffen, dass von der fröhlichen Stimmung im Publikum und auf der Bühne möglichst viel in die kommenden Tage des Jahres mitgenommen werden kann.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort