Düsseldorf Christian Megert und die Zero-Freunde

Düsseldorf · Die Galerie Setareh hat seltene Werke der 1950er und 1960er Jahre zusammengestellt. Bis 24. Januar an der Kö zu sehen.

Im Spiegel seines eigenen Werkes: der Künstler Christian Megert in der Galerie Setareh.

Im Spiegel seines eigenen Werkes: der Künstler Christian Megert in der Galerie Setareh.

Foto: Georg Salzburg

Fast wortwörtlich wie das Guggenheim Museum seine derzeit laufende erste große Zero-Retrospektive in New York nennt, so überschreibt die Düsseldorfer Galerie Setareh ihre neue Show und zeigt ebenfalls Positionen internationaler Zero-Kunst. Der kleine Unterschied: Hier darf gekauft werden, allerdings nicht gerade für kleines Geld. Die hiesigen Granden, die den Kern von Zero bildeten - Piene, Mack und Uecker - sind mit fabelhaften Werken vertreten; Preise gibt es auf Anfrage. Aber auch die internationale Gruppe mit Enrico Castellani, Agostino Bonalumi, Turi Simeti, Dadamaino, Paolo Scheggi, Nanda Vigo, Piero Manzoni, Walter Leblanc und Bernard Aubertin ist in fein ausgewählten Einzelstücken präsentiert.

Es ist die zehnte Ausstellung in dem vor anderthalb Jahren neu eröffneten Kunstbetrieb an der Kö. "Bisher hat unsere Galerie erfreulich gut eingeschlagen", sagt Samandar Setareh, Sohn eines Persers und einer Düsseldorferin, hauptberuflich Orthopäde und Galerist aus Leidenschaft, wie er sagt. "Was ich liebe, trage ich in die Galerie". Zehn Leute hat er im Team, die Schwedin Emma Nilsson als Chefkuratorin, und auch seine Frau Bettina, eine gelernte Journalistin, gehört dazu. Die Galerie soll professionell geführt werden; drei Dinge sind für den 50-Jährigen wichtig: die Substanz, der Kontakt zu Sammlern und der Kontakt zu den Künstlern.

Dieser Kontakt ist das Wichtigste, sagt Setareh. Und so ist Christian Megert (78) eigens gekommen, um aus seiner Zeit zu erzählen und sein Werk zu kommentieren. Hier in der aktuellen Ausstellung ist das Bild "Pfeil" zu sehen. Es ist eine seiner Spiegelarbeiten, von denen nur noch sehr wenige auf dem Markt sind. Sie hat als Collage eine Hinweisfunktion, Megert hat sie 1964 für eine Galerieausstellung in Basel geschaffen. Damals hing sie im Raum, um auf den Abgang ins Untergeschoss zu weisen. "Die Spiegel sind wie neu". Darüber freut sich Megert, "kein Verlust der Spiegelkraft, keine blinden Flecken".

Verkauft wird diese Arbeit aber nur, sagt er, wenn sie einen "anständigen Preis bringt." Ein anständiger Preis? Darunter stellt er sich 200 000 Euro aufwärts vor. Es gebe ja höchstens noch 15 Arbeiten aus den Spiegel-Serien. In den 1960er Jahren gehörte Christian Megert zur europäischen Avantgarde im Umfeld der Zero-Bewegung. Mit Günther Uecker hat der Berner Künstler schon früh zusammengearbeitet, damals, als keiner der Künstler Geld hatte und man sich noch ein Atelier teilen musste, gegenseitig Material borgte und sich freundschaftlich-kollegial austauschte. Zero war auch eine Gemeinschaft der Ideen.

Seit den 1970ern lebt Megert fest in Düsseldorf, wo er von 1976 bis 2002 Professor für Integration bildender Kunst und Architektur an der Kunstakademie war. Und noch zehn Jahre länger, nämlich seit den 1960ern prägt insbesondere der Spiegel sein Werk, das zersplitterte, zerlegte, gebrochen wiedergebende Material, das für ihn eine Manifestation der räumlichen Unendlichkeit ist. Fein kalkulierte, geschnittene Stücke setzt er zusammen, bemalt auch einzelne Splitter, was Bilder im Bild erzeugt. Oder er baut aus spiegelnden Splittern Labyrinthe in Räume hinein, in denen der Mensch auf die Suche nach Perspektiven und sich selbst aufbrechen kann - derzeit zu sehen im Ehrenhof, wo im Rahmen der Ausstellungsreihe "Spot on" vor dem Museum Kunstpalast sein Spiegelcontainer aufgestellt wurde.

Wer Megert noch besser kennenlernen will, sollte zudem den großen Sammlungsraum im Museum Kunstpalast aufsuchen - dort baut der Künstler eine fragmentierte Welt: Verschiedene Wahrnehmungen greifen ineinander in einem Raum ohne Anfang und Ende.

(RP)
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