Kriminalität in Düsseldorf Wie Politiker Olaf Lehne per Trickbetrug hereingelegt werden sollte

Düsseldorf · Eine Unbekannte rief den CDU-Landtagsabgeordneten an, gab sich als seine Tochter aus und behauptete, in einen Unfall verwickelt gewesen zu sein. Wie die Sache aufflog – und warum der Düsseldorfer Politiker Eltern rät, sich auf solche Lagen vorzubereiten.

  Olaf Lehne

Olaf Lehne

Foto: Endermann

Der CDU-Landtagsabgeordnete Olaf Lehne wäre beinahe zum Opfer eines Trickbetrugs geworden. Eine Unbekannte rief den Politiker Anfang der Woche vormittags an, als er gerade in einem Meeting steckte – zuhause auf dem privaten Festnetz. „Am anderen Ende war ein schreiendes Mädchen, das seiner Not deutlich Ausdruck verliehen hat“, berichtet Lehne und klingt noch immer angefasst von dem Vorfall. Die Anruferin sagt, sie sei in einen Unfall verwickelt gewesen.

Lehne hat eine 16-jährige Tochter, vom Alter her könnte es die Person am anderen Ende sein. Ob die Stimme genau passt, merkt er in diesem Moment gar nicht richtig: „Der Schock war sofort so groß, dass ich erstmal überzeugt war, dass das tatsächlich meine Tochter ist“, sagt er. Zumal die Person am anderen Ende verzweifelt ist und weint.

Die Unbekannte behauptet, sie sei inzwischen auf dem Polizeirevier. Während sie redet, kommen dem Politiker erste Zweifel: Seine Tochter sollte eigentlich gerade in der Schule sein; und da sie kürzlich einen Ski-Unfall hatte, ist sie momentan eigentlich nicht so mobil, dass sie nun alleine außerhalb der Schule unterwegs wäre. „Ich habe dann darum gebeten, dass ich nun gerne mit der Polizeibeamtin sprechen würde, und tatsächlich kam dann eine andere Frau ans Telefon. Darauf war man also offenbar vorbereitet.“

Doch der weitere Verlauf des Gespräches macht den Düsseldorfer endgültig misstrauisch. Die vermeintliche Beamtin stellt sich nicht mit Namen und Dienstgrad vor und beginnt gleich, persönliche Daten abzufragen. „Ich habe mir dann gesagt, dass so etwas eigentlich nicht so läuft und habe sie gebeten, mir erst einmal Namen, Dienstgrad und Dienststelle zu nennen.“ An dieser Stelle hängt die Unbekannte auf.

Die „Weinende Tochter“-Masche, die bei Lehne versucht wurde, kennt die Polizei nicht nur in Düsseldorf gut. Dabei versuchen die Täter bei solchen Anrufen vorzugaukeln, bei dem von der vermeintlichen Tochter oder Enkelin verursachten Unfall habe es ein Todesopfer oder einen extrem hohen Sachschaden gegeben. Nun werde eine hohe Kaution benötigt, um sie vor dem Gefängnis zu bewahren.

Diese Variante des Enkeltricks ist gerade stark verbreitet. Jeden Monat registriert die Düsseldorfer Polizei allein 20 Schockanrufe mit dieser Masche. Meist werden dabei laut Polizei gleich mehrere zehntausend Euro verlangt. 2019 waren solche Taten noch überhaupt nicht registriert worden, 2020 waren es bereits 150. Die Kriminalitätsstatistik für 2021 wird an diesem Montag verkündet.

Lehne sagt im Nachhinein: „Es kann jeder auf so etwas hereinfallen, denn im ersten Schock fallen einem viele Dinge gar nicht auf.“ Er rät deshalb Eltern und Großeltern, mit den Kindern unbedingt ein Codewort zu vereinbaren – dieses sollten sie nennen, wenn sie einmal wirklich in Not geraten und zuhause anrufen. „Dann kann man sichergehen, dass man wirklich mit dem eigenen Kind telefoniert.“

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