Gastronomie in Düsseldorf Traditionelle Restaurants in der Krise

Schiffchen, Hausmann’s, Victorian, Pescador – Restaurants mit bürgerlichem Zuschnitt haben es aktuell in Düsseldorf nicht leicht.

 Das Brauhaus Zum Schiffchen will mit Investitionen in das Gebäude Kunden überzeugen.

Das Brauhaus Zum Schiffchen will mit Investitionen in das Gebäude Kunden überzeugen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Das gastronomische Pflaster in Düsseldorf ist ein heiß umkämpftes. Ständig wechseln sich Neueröffnungen mit Schließungen ab, scheinbar heiße Gastro-Trends wie Burgerschmieden werden schon wieder von Restaurants abgelöst, die asiatische Tapas, Poke-Bowls oder Fusion anbieten. In letzter Zeit sind aber besonders die Restaurants und Gaststätten von der Schnelllebigkeit des Marktes betroffen, die eher traditionelle, teils auch gutbürgerliche Küche anbieten. So musste Tim Mälzer sein Hausmann’s im Januar schließen, die neuen Betreiber des Victorian gaben einen Monat später auf, zuvor hatte das in finanzielle Schwierigkeiten geratene Fischlokal Pescador auf der Grafenberger Allee zugemacht. Und auch das traditionsreiche Brauhaus Zum Schiffchen in der Altstadt sucht nach neuen Pächtern und neuem Konzept.

„Solche Traditionslokale bekommen finanzielle Probleme, weil sie dem Wettbewerb nicht mehr standhalten“, sagt Jonathan Riedl. „Sie kommen aus einer Zeit, in der man mit Gastronomie noch Geld drucken konnte, haben aber den Wandel der Branche verschlafen.“ Der Gastro-Experte ist Key Account Manager bei der FRTG Group, einer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft, die rund 60 gastronomische Betriebe in Düsseldorf betreut. Daneben betreibt die Gruppe mit dem Karl’s auf der Schlossstraße und dem Lions Cuisine selbst gastronomische Betriebe. „Das größte Problem in der Branche ist, dass vielen Wirten das betriebswirtschaftliche Talent fehlt“, sagt Riedl. Das Fischrestaurant Pescador etwa hatte aufgrund nicht bedienter Verbindlichkeiten erst seine Konzession und dann den daran gekoppelten Mietvertrag verloren.

Ein weiterer Grund für das Scheitern von ehemals angesagten Restaurants ist aber auch die fehlende emotionale Bindung, wie im Falle des Victorians. Das frühere Sternelokal war 2014 unter gleichem Namen als gehobener Italiener wieder eröffnet worden. Doch das ehemalige Promi-Restaurant – Markus Lüpertz, Udo Lindenberg oder Berthold Beitz waren Stammgäste – zog nur noch wenig Kundschaft an. „Die Tradition des Hauses spiegelte sich hier nicht wieder, doch diese Emotionalität ist vor allem für alteingesessene Betriebe wichtig“, erklärt der Gastronomie-Berater.

Mit dem Schiffchen und dem angrenzenden Hausmann’s suchen gleich zwei Altstadt-Wirtshäuser mit gutbürgerlicher Küche einen neuen Pächter. Die Schwierigkeiten dieser Häuser ergäben sich aus der Lage abseits der Touristenrouten, aber auch aus dem veränderten Geschmack der Einheimischen. „Gastronomie ist ein Lifestyle-Produkt geworden, Schweinshaxe oder Heringsstipp machen sich auf Instagram nur bedingt gut“, sagt Riedl. So werde die Zielgruppe für klassische deutsche Küche immer kleiner.

Im Falle des Schiffchens – der Vertrag mit dem bisherigen Pächter läuft 2020 aus – wird es aber Veränderungen geben, erklärt Gastro-Immobilienexperte Marcus Eirund. So werden derzeit verschiedene Konzepte geprüft, das Gebäude und auch die Sanitäranlagen sollen renoviert werden. Eines sei aber sicher: dass eine der klassischen Düsseldorfer Hausbrauereien das Bier liefern werde.

Neueröffnungen und Schließungen werden an der Tagesordnung bleiben, ist Jonathan Riedl sicher: „Der Markt in Düsseldorf ist gemessen an der Einwohnerzahl zu groß, da wird es bei der stetigen Marktbereinigung bleiben.“

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