Denkwürdige Premiere im Theater an der Kö in Düsseldorf Ein Schauspiel, das an die Nieren geht

Düsseldorf · In „Die Niere“ im Theater an der Kö geht es um das heikle Thema Organspende. Ein erfahrenes Ensemble – darunter Lara Joy Körner und Hardy Krüger jr. – wagt den Spagat zwischen Komik und Ernst.

 Theater an der Kö: Die Niere mit v.l Lara Joy Körner, Hardy Krüger jr., Katharina Paul, Urs Schleiff.

Theater an der Kö: Die Niere mit v.l Lara Joy Körner, Hardy Krüger jr., Katharina Paul, Urs Schleiff.

Foto: Anne Orthen (ort)

Regisseurin Ute Willing kann gut verstehen, wenn Zuschauer bei dem neuen Stück im Theater an der Kö, das am heutigen Freitag (24. Mai) Premiere feiert, ein eigenartiges Gefühl beschleicht. „Die Niere“ von Stefan Vögel greift das heikle Thema Organspenden auf. „Wir machen uns keinesfalls darüber lustig“, stellt Willing klar. „Gleichwohl ist es eine Komödie. Die Niere dient hier nur als Pferd, auf dem die Beziehungen geritten werden. Es geht um Liebe, Vertrauen und Enttäuschung. Darum, was mit den Jahren aus einer Ehe wurde und wie man sich künftig mit ihr auseinandersetzt.“

Beim Lesen des Stücks sei sie sofort begeistert gewesen, bestätigt Lara Joy Körner. „Es ist klug, schnell, hat brillante Wendungen und bietet eine Plattform für vielerlei Emotionen. Zwei Paare öffnen sich und zeigen ihre Abgründe.“ Sie spielt Kathrin, die von ihrem Mann eine Nierenspende verlangt. Der aber zögert und lässt sich nicht sofort da­rauf ein. Hardy Krüger jr. fand umgehend Gefallen an seiner Rolle als Arnold und den intelligenten Dialogen des Stücks. Er schätzt Ute Willing als Regisseurin und vertraut ihr. „Ein gutes Gefühl, wenn man sich zu 100 Prozent aufeinander verlassen kann“, sagt er. „Auf ihre Kritik höre ich, weil sie immer konstruktiv und liebevoll ist.“ Gemeinsam erarbeiteten sie bereits „Arthur und Claire“ in München, wie „Die Niere“ eine Komödie von Stefan Vögel. „Der Autor kann ein ernstes Thema so verpacken, dass man lacht und sich gut unterhält, spätestens beim Rausgehen aber nachdenklich wird“, sagt er. Er selbst habe sich erst durch das Stück mit der Problematik von Organspenden beschäftigt. „Ich war auch in Kliniken und habe mich mit Patienten unterhalten. Das öffnete mir die Augen.“ Krügers Gegenpart ist Urs Schleiff. Auch ihm gefällt die Ernsthaftigkeit im Umgang mit dem sensiblen Stoff. „Die Zuschauer können sich darin wiederfinden“, glaubt er. „Ich bin gespannt, wie das Düsseldorfer Publikum da­rauf reagiert.“ Theaterschauspielerin Katharina Paul wirkt zum ersten Mal in einer Komödie mit: „Es war eine tolle Schule und eine große Bereicherung.“ Das Quartett spielte „Die Niere“ zuvor im Theater im Rathaus in Essen. Aber keine Spur von eingefahrener Routine. „Jeden Abend bringen wir unser Erleben neu auf die Bühne“, sagt Hardy Krüger jr., „darum liebe ich diesen Beruf auch so“. Zwei aus dem Ensemble haben engere Beziehungen zu Düsseldorf. Urs Schleiff ist der Bruder von Schauspielerin Tanja Schleiff und damit der Schwager von Theater-Chef René Heinersdorff. „Als ich ihn besetzte, wusste ich das nicht“, beteuert die Regisseurin. „Es ging mir nur um Qualität.“

 Dieses Quartett spielt im Theater an der Kö in „Die Niere“: Lara Joy Körner, Hardy Krüger jr., Katharina Paul und Urs Schleiff – allesamt erfahrene Schauspieler.

Dieses Quartett spielt im Theater an der Kö in „Die Niere“: Lara Joy Körner, Hardy Krüger jr., Katharina Paul und Urs Schleiff – allesamt erfahrene Schauspieler.

Foto: Anne Orthen (ort)

Lara Joy Körners Großvater war die charismatische Bar-Legende Charlie Büchter aus dem früheren „Sam‘s“ an der Kö. Deshalb kam die Münchnerin, Tochter der Schauspielerin Diana Körner, öfter an den Rhein. „Dass ich hier jetzt gastiere, freut mich sehr“, sagt sie. Ein schickes blutrotes Designer-Sofa wirkt ebenfalls mit. Es entwickelt ein unkalkulierbares Eigenleben, sobald man sich darauf niederlässt. Was ganz im Sinne der listigen Ute Willing ist: „Ich mag Sitzmöbel, die man nicht im Griff hat.“

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