Düsseldorfer warten lange auf Geburtsurkunden Eltern ärgern sich über das Standesamt

Düsseldorf · Immer wieder warten Mütter und Väter wochenlang auf eine Geburtsurkunde. Die Betroffenen ärgert das, weil sich die Zahlung von Eltern- und Kindergeld verzögert. Die Stadt spricht von Einzelfällen.

 Mutter Julia Kokesh wartete mehrere Wochen auf die Geburtsurkunde für ihre im Mai geborene Tochter Mila.

Mutter Julia Kokesh wartete mehrere Wochen auf die Geburtsurkunde für ihre im Mai geborene Tochter Mila.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Es war ein Samstag, als Julia Kokesh das ersehnte Dokument endlich in Händen hielt. „Rund sieben Wochen haben wir auf die Geburtsurkunde für unsere Tochter gewartet“, sagt die 32-Jährige. Im Mai wurde Mila geboren. Und eigentlich sollte es danach schnell gehen mit der Berechnung des restlichen Mutterschaftsgeldes von der Krankenkasse sowie den Anträgen auf Eltern- und Kindergeld. „Als Familie plant man schließlich mit dem Geld, das ja in der Elternzeit sowieso nur einen Teil des bisherigen Lohns ersetzt“, sagt die Grundschullehrerin. Dass Eltern in ihrem Umfeld ohnehin geplante Kredite in Erwartung einer mehrwöchigen Wartezeit auf Lohnersatzleistungen lieber gleich aufstockten, gehört für die Mutter in die Rubrik „geht gar nicht“.

Viel Unterstützung fand Kokesh in den sozialen Medien. „In einschlägigen Elternforen meldeten sich rasch weitere betroffene Mütter und Väter aus Düsseldorf. Ein Paar hatte knappe drei Monate gewartet.“ Unverständlich findet die junge Mutter das, „vor allem, wenn man aus Hilden oder Langenfeld hört, dass die Urkunde am gleichen Tag abgeholt werden kann“.

Kokeshs Vater Werner Bethe half in dieser Frage Tochter und Schwiegersohn. Immer wieder hakte er nach, wollte wissen, wie man die Aushändigung beschleunigen könne, erinnerte an einen Bericht dieser Redaktion, in dem die Behörde bereits 2014 zugesagt hatte, „in Standardfällen nicht mehr länger als acht Tage“ zu benötigen. „Ich habe die halbe Stadtverwaltung abtelefoniert, aber zunächst fühlte sich niemand zuständig oder der mögliche Ansprechpartner war in diesem Moment nicht greifbar“, sagt Bethe. Erfolg hatte der Gerresheimer schließlich mit einer Mängel-Mail an das Beschwerde-Management der Stadt. „Am nächsten Tag erhielten wir einen Anruf vom Standesamt. Der Mitarbeiter bedauerte die Verzögerung, sprach von personellen Engpässen. Einen Tag später war die Urkunde da“, berichtet der Großvater.

Karsten Tückmantel, Referent für Bügerservice im städtischen Personal-Dezernat, schließt nicht aus, dass es in einzelnen Fällen dauern kann, bis die Geburtsurkunde ausgehändigt wird. „Wenn die Eltern unterschiedliche Staatsbürgerschaften haben oder sonstige Besonderheiten bestehen, ist das denkbar.“ Anders sei das in den Standard-Fällen, in denen Vater und Mutter zusammenlebten und einen gemeinsamen Familiennamen hätten. „Hier liegt die durchschnittliche Wartezeit bei rund zwei Wochen“, sagt Tückmantel. Damit stehe Düsseldorf ähnlich da wie beispielsweise Essen oder Velbert. „In Bielefeld sind es unseren Erkenntnissen nach etwa sieben Wochen und es gibt Kommunen, die noch deutlich darüber liegen“, sagt der Experte. Dass es in Düsseldorf etwas länger dauert als in manchen kleineren Nachbarstädten, liege nicht zuletzt an der enormen Zahl der Geburten. „Wir liegen bei 9000 pro Jahr, Tendenz steigend“, stellt der Referent fest. Hinzu komme, dass die Kliniken die Geburtsanzeigen an das Standesamt schickten.Und das könne bis zu fünf oder sechs Tage dauern.

Die Familie von Julia Kokesh versteht trotzdem nicht, warum zumindest eine Reihe von Eltern fast zwei Monate warten muss. Ihr Mann und sie hatten – sensibilisiert durch die Elternforen – frühzeitig Vorkehrungen getroffen und gespart. „Aber nicht jeder kann das und für einige kann’s finanziell richtig eng werden“, sagt die Mutter.

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