Benderstraße in Düsseldorf-Gerresheim Stadt will Schäden an Haus nach Bauarbeiten nicht zahlen

Gerresheim · Nach dem Umbau der Benderstraße klagten Bewohner über Schäden an ihren Häusern. Karina Ranft ist vor Gericht gezogen.

 Karina Ranft vor ihrem Haus an der Benderstraße. Diverse Risse ziehen sich im Inneren durch Wände und Decken.

Karina Ranft vor ihrem Haus an der Benderstraße. Diverse Risse ziehen sich im Inneren durch Wände und Decken.

Foto: Marc Ingel

Ende 2015 wurde die Benderstraße erneuert, wurden Gleise verlegt, die Haltestellen auf die Bahnen der Wehrhahnlinie ausgerichtet. Dafür musste schweres Gerät eingesetzt werden. Im Anschluss klagten mehrere Anwohner über Schäden an ihren Häusern. Die Schuld wollte aber niemand auf sich nehmen.

„Stadt, Rheinbahn und die Baufirma verwiesen auf den jeweils anderen, schoben sich gegenseitig die Verantwortung zu“, blickt Karina Ranft, die mit ihrer Familie in einem Haus aus dem Jahr 1913 lebt, zurück. Eine andere Eigentümerin strengte während der Bauphase ein Gutachten an, der Experte stellte auch fest, dass die Risse vermutlich durch die Baumaßnahme entstanden seien, den Gang vors Gericht scheute sie jedoch.

Die Verwaltung wiederum ließ Erschütterungstests durchführen, um in Erfahrung zu bringen, ob tatsächlich die „großen Rüttelmaschinen“ die Schäden an den Häusern verursacht haben könnten. Das Gutachten bestätigte dann auch, dass die Erschütterungseinwirkungen grenzwertig seien. Daher habe der Gutachter die Empfehlung ausgesprochen, diese Maschine für die Arbeiten an den Bürgersteigen und Parktaschen nicht weiter zu verwenden. Die Stadt reagierte, es wurden kleinere Maschinen verwendet. Eine Haftung wurde jedoch abgelehnt, Entschädigungen wurden nicht ausgezahlt, damit war die Sache für die Stadt erledigt.

Nicht jedoch für Karina Ranft. Sie ließ sich anwaltlich beraten, schlug vor, einen öffentlich bestellten und vereidigten Gutachter zu bestellen. „Darauf wurde jedoch nicht eingegangen“, sagt Ranft, die dennoch nicht aufgab und ein Beweisverfahren antrat. Das Amtsgericht bestellte eine Gutachterin, und die wurde von Ranft gut versorgt. „Ich habe alles dokumentiert, Fotos und Videos gemacht, den Bauleiter noch im Verlauf der Arbeiten auf die Schäden aufmerksam gemacht. Dennoch gab es keinen Baustopp“, verweist sie auf dicke Ordner, in der auch der jahrelange Schriftwechsel mit allen Beteiligten festgehalten ist.

Inzwischen liegt das Gutachten vor, und Karina Ranft fühlt sich in allen Belangen bestätigt. „Es besagt, dass die eingesetzten schweren Baugeräte für die Schäden an meinem Haus verantwortlich sind. Ursache und Verursacher sind demnach eindeutig“, fasst die Hauseigentümerin zusammen.

Der wichtigste Streitpunkt: Wurde bei den Straßenbauarbeiten die besagte „große Rüttelplatte“ eingesetzt, ja oder nein? „Die Baufirma hat das wiederholt bestritten“, so Ranft. In der Tat heißt es in dem Gutachten aber nun: „Anhand von Fotos und einer Videoaufnahme wird untermauert, dass tatsächlich eine große Rüttelplatte mit einem Gewicht von 500 Kilogramm Verwendung fand.“ Diese sei nicht nur überdimensioniert, sondern würde auch auf der eingereichten Geräteliste ebenso wie der eingesetzte Bagger fehlen. Für die Gutachterin steht fest, dass lediglich kleinere Geräte nahe der empfindlichen Gebäude hätten eingesetzt werden dürfen.

 Bauarbeiten auf der Benderstraße im Jahr 2015.

Bauarbeiten auf der Benderstraße im Jahr 2015.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Und: „Wird danach gefragt, ob alle vorgefundenen Schäden durch die ausgelösten Erschütterungen hervorgerufen werden konnten, ist dies zu bejahen.“ Letztere Aussage, so Karina Ranft, besage zudem, dass es ganz egal sei, welche Rüttelplatte eingesetzt worden sei, „die Risse in unserem Haus resultieren aus den Bauarbeiten, das ist Fakt“. Auch dass die übliche Zustandsdokumentation der Bebauung an der Benderstraße unterlassen wurde, sei in dem Gutachten festgehalten worden.

Noch steht das Hauptsacheverfahren aus, doch die 36-Jährige ist zuversichtlich, dass in ihrem Sinne entschieden werde, „die Beweislast ist klar“. Gerne hätten die Ranfts längst die Risse – sie gehen von einer Schadenssumme von 15.000 Euro aus – beseitigen lassen, zumal auch die sechs anderen Mietparteien im Haus betroffen seien. „Wäre die Schuld eingestanden worden, hätte die Versicherung gezahlt. Jetzt müssen wir halt den langen Weg nehmen“, sagt Karina Ranft, die von mindestens drei weiteren Hauseigentümern weiß, die ebenfalls geklagt haben.

Der Stadt erklärt auf Anfrage, dass man zu einem laufenden Klageverfahren keine Auskünfte erteile, so ein Sprecher. Auch von der Baufirma Eurovia heißt es: „Solange das Verfahren läuft, können und werden wir dazu keine Aussage machen“, sagt eine Sprecherin.

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