Gründertalk Auxmoney-Gründer sagt, wie’s geht

Düsseldorf · Raffael Johnen ist CEO des Kreditportals Auxmoney, das er mit zwei Freunden in Düsseldorf gegründet hat. Im Wirtschaftsclub plauderte er mit CDU-Politiker Thomas Jarzombek über das, was man fürs Gründen braucht.

 Raffael Johnen (l., mit Philip Kamp und Philipp Kriependorf) ist Mit-Gründer von Auxmoney und  CEO. Im Wirtschaftsclub erzählte er, wie alles begann.

Raffael Johnen (l., mit Philip Kamp und Philipp Kriependorf) ist Mit-Gründer von Auxmoney und  CEO. Im Wirtschaftsclub erzählte er, wie alles begann.

Foto: Auxmoney

Der Chef der Online-Kreditplattform Auxmoney hält den festen Glauben an die eigene Geschäftsidee für einen wesentlichen Erfolgsfaktor für junge Gründer. „Es braucht schon einen großen Glauben an das eigene Geschäftsmodell“, sagte Raffael Johnen jetzt bei einem Diskussionsabend im Wirtschaftsclub. Die Statistik spreche nun einmal dagegen, dass man mit einer Neugründung auch Erfolg habe: „Eine gewisse Blauäugigkeit kann also helfen“, sagte er – und auch eine gewisse Leidensfähigkeit sei nicht falsch: „Wir haben über die Jahre viele Rückschläge erlebt.“

Der Unternehmer hatte im Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Jarzombek, der zu dem Talk geladen hatte, noch weitere Tipps im Gepäck: „Nicht alleine gründen, sondern gern zu zweit oder zu dritt“, beispielsweise. Er selbst hat Auxmoney ebenfalls zusammen mit seinen Freunden Philipp Kriependorf und Philip Kamp gegründet. Bei einer Fahrt mit Kamp durch das Bankenviertel Frankfurts hatten die beiden über die Geschäftsmodelle der großen Institute nachgedacht und dabei die Idee für das Startup gehabt, das die Welt des Kreditgeschäfts seither ordentlich aufgemischt hat. „Wir dachten uns eben, dass es eine gute Idee sein müsste, Kreditnehmer und Kreditgeber einfach online zusammenzubringen.“

Funktioniert hat die Idee bislang bestens: Auxmoney ist inzwischen nach eigenen Angaben der größte Kreditmarktplatz in Kontinentaleuropa, hat im vergangenen Jahr neue Kredite mit einem Gesamtvolumen von 551 Millionen Euro ausgezahlt – ganze 74 Prozent mehr als im Vorjahr. Private und institutionelle Anleger haben 2018 insgesamt rund 73.000 Kredite über Auxmoney finanziert, im Schnitt über 8000 Euro. Als einen entscheidenden Erfolgsfaktor bezeichnet er die automatische Kreditprüfung des Unternehmens, die dank sorgsamer Daten-Analyse beste Ergebnisse erziele: „Die Maschine lässt mehr Kredite zu und produziert gleichzeitig weniger Ausfälle.“ Es erhalte auch mancher einen Kredit, der vorher von Banken abgelehnt worden sei.

Ist man bei den Summen, die inzwischen von dem Unternehmen vermittelt werden, überhaupt noch ein Startup? Was die Mitarbeiter-Zahl angeht, sei man wohl definitiv keines mehr, sagt Johnen – 260 Menschen arbeiten inzwischen in Düsseldorf für Auxmoney. „Aber was die Unternehmenskultur angeht, vielleicht schon.“ Er versuche, die Agilität, die mit einem jungen neuen Unternehmen einhergehe, zu bewahren.

Neu-Gründern empfiehlt der gebürtige Düsseldorfer Johnen nicht zuletzt, beim Wachstum eines Unternehmens auch die Organisationsstrukturen nicht zu vernachlässigen. „Bei uns war es so: Wir waren drei Gründer, irgendwann waren wir zu sechst – da sitzt man noch immer zusammen in einem Raum, und jeder weiß, was der andere macht.“ Dann aber waren es plötzlich 25 Mitarbeiter, kurz darauf wieder mehr. „Und von einem Tag auf den anderen hat plötzlich nichts mehr funktioniert.“ Bei 100 Leuten, so seine Erkenntnis, liegt die magische Grenze, ab der es neue Strukturen braucht. „Wie ich höre, soll bei 300 Leuten die nächste Grenze sein, aber diesmal sind wir vorbereitet.“ Und nicht nur auf die Struktur kommt es an, auch die Auswahl der ersten Mitarbeiter sei zentral.

Dass das Kreditportal seine Heimat in Düsseldorf hat, ist übrigens weitgehend dem Zufall geschuldet – Johnen stammt von hier, seine beiden Mit-Gründer arbeiteten damals in der Landeshauptstadt. Er seit mit dem Standort an  der Kö auch durchaus zufrieden, sagt der CEO jetzt. „Allerdings würde ich mir wünschen, ein paar neue Programmierer einstellen zu können“, fügt er hinzu. Und neben den entsprechenden Fachkräften fehlt es ihm in Düsseldorf auch an guten  Austausch-Möglichkeiten mit anderen, nicht-konkurrierenden Start-ups. „Diese Treffen haben wir in der Regel dann eher in Berlin.“

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