Dormagen Streit um das Stadtarchiv

Dormagen · Dormagen Der Ärger ist vorprogrammiert. Wenn am Donnerstag Abend der städtische Hauptausschuss über die Übernahme des Stadtarchivs durch den Rhein-Kreis Neuss zu entscheiden hat, werden einige CDU-Ratsmitglieder einiges dagegen einzuwenden haben. Ihr Wortführer ist Alt-Bürgermeister Reinhard Hauschild. Sein erstes Bedenken: "Die Politik wurde nicht ausreichend damit befasst."

Dormagen Der Ärger ist vorprogrammiert. Wenn am Donnerstag Abend der städtische Hauptausschuss über die Übernahme des Stadtarchivs durch den Rhein-Kreis Neuss zu entscheiden hat, werden einige CDU-Ratsmitglieder einiges dagegen einzuwenden haben. Ihr Wortführer ist Alt-Bürgermeister Reinhard Hauschild. Sein erstes Bedenken: "Die Politik wurde nicht ausreichend damit befasst."

Fakt ist: Der Kulturausschuss hat am 17. August getagt - kein Wort darüber. Wenige Tage später kommt die Einladung zum Hauptausschuss mit dem Thema auf der Tagesordnung. Stadt-Pressesprecher Harald Schlimgen erläutert gegenüber der NGZ: "Den jetzt vorliegenden Vertragstext haben wir erst am 21. August erhalten. Wir haben die Politik nicht früher informieren können." Hauschild dagegen: "Der Vertragsentwurf trägt das Datum des 14. August. Die Unterlage hätte im Kulturausschuss vorliegen müssen."

Der Bürgermeister hat jedoch in der jüngsten Sitzung des Ältestenrates die Fraktionsvorsitzenden umfassend über die Angelegenheit informiert. Die Thematik sei im übrigen nicht neu: Bereits im Sommer haben Bürgermeister Heinz Hilgers als auch Landrat Dieter Patt öffentlich über diese Pläne berichtet.

Nach dem im Hauptausschuss vorliegenden Vertrag soll zum Jahresbeginn 2007 das Archiv der Stadt Dormagen auf den Rhein-Kreis Neuss übertragen werden. Die Aufgaben soll das Kreisarchiv in Zons unter der Leitung von Dr. Karl Emsbach übernehmen. Schlimgen: "Es macht wenig Sinn, zwei historische Archive in einer Stadt zu führen." Nicht betroffen von dem Wechsel ist das Zwischenarchiv der Stadt, auf das die Verwaltung in der täglichen Arbeit immer wieder zurückgreifen muss.

"Bei diesem Teil des Archivs macht eine Übertragung wenig Sinn", so Schlimgen. Das Historische Archiv ist heute in eigens dafür hergerichteten Räumen in dem alten Schulgebäude an der Dormagener Straße in Hackenbroich untergebracht. Die Übertragung sieht auch eine Übernahme der Archiv-Fachkraft und der Auszubildenden durch den Kreis vor.

Damit muss aber noch der Personalrat befasst werden. Übernommen werden schwerpunktmäßig die Bereiche Politik, Stadtentwicklung, Kultur, Arbeit mit Schulklassen und Stadtteilgeschichte. Hauschild fragt: "Was geschieht mit den übrigen Bereichen?" Sie gehen möglicherweise unwiederbringlich verloren; im Archiv würde dann bei einer möglichen Rückübetragung große Lücken klaffen.

Der frühere Bürgermeister möchte auch von der Verwaltung genaue Auskünfte darüber, was mit den Sammlungen geschieht, die zurzeit noch vom Stadtarchiv wahr genommen werden. So unter anderem der wertvolle Nachlass des Zonser Malers und Ehrenbürgers Theo Blum. "Wie wird diese Sammlung personell betreut?"

Hauschild: "Ich bin nicht grundsätzlich gegen eine Übertragung dieser Aufgaben auf den Kreis. Aber ein solcher Schritt muss gründlich vorbereitet werden." Eine Eilbedürftigkeit einer Entscheidung, ohne dass der Kulturausschuss gehört wird, vermag er nicht zu erkennen. "Das hat Zeit bis zum Hauptausschuss und Rat Oktober; in der Zwischenzeit kann sich der Kulturausschuss mit dem Thema in einer Sondersitzung befassen."

Inhaltlich geht es Hauschild auch darum, dass der Zugriff der Bürger, vor allem der Hobby-Geschichtsforscher und anderer Interessierter auf das Archiv weiter möglich ist. "Wir sollten das Interesse, das jetzt durch Ausstellungen wie die zum WM-Studio in der Kulturhalle in der Bürgerschaft erwacht ist, nicht durch eine Übertragung des Archivs ausbremsen." Die Stadt wird dem Kreis nach dem Wortlaut des vorgelegten Vertrages jährlich 9000 Euro für die Archivarbeit überweisen.

Kommentar dazu am Donnerstag in der NGZ: Zur Sache Hau-Ruck

(NGZ)
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