Dormagen SSV Delrath will Kunstrasen

Dormagen · Während im Rathaus die Sparschrauben auch für den Sportbereich festgedreht werden, plant der SSV Delrath selbstbewusst mit einem Kunstrasen. 330 000 Euro soll der Belag kosten, der Verein hofft auf städtische Hilfe.

 Olaf Temp mit einem Stück Kunstrasen. Geht es nach dem Vereinsvorsitzenden, liegt ab 2013 der Plastikuntergrund auf dem Platz in Delrath.

Olaf Temp mit einem Stück Kunstrasen. Geht es nach dem Vereinsvorsitzenden, liegt ab 2013 der Plastikuntergrund auf dem Platz in Delrath.

Foto: h. jazyk

Olaf Temp sitzt auf einer Bank vor dem Vereinsheim des SSV Delrath und schaut versonnen auf den Aschenplatz. Drei Jugendliche bolzen dort, bei jedem Schuss wirbelt eine Staubwolke auf, die der Wind träge hinfort bläst. Geht es nach dem Vereinsvorsitzenden, soll sich die Situation schon bald ändern. Wie genau, das steht in einer roten Mappe, die vor Olaf Temp auf dem Holztischchen liegt: "Kunstrasen" hat dort jemand mit Edding drauf geschrieben.

Der Plan des Vereinsvorsitzenden scheint irrwitzig auf den ersten Blick. Kämmerer Kai Uffelmann hatte erst vor wenigen Wochen eine Schmerzliste im Stadtrat vorgetragen, die auch heftige Kürzungen im Sportbereich vorsieht: Vereine sollen zusammengelegt werden, sie sollen Nutzungsgebühren für die Sportstätten zahlen, die Spielstätte des SSV Delrath soll auf die Hälfte zusammenschrumpfen. "In dem Fall", sagt Olaf Temp, "wäre ich nicht mehr bereit den Verein zu führen."

Stattdessen setzt er auf Offensive. Auf der Homepage des Vereins heißt es: "Wir wollen nicht mehr auf einem veralteten maroden Aschenplatz spielen." Gemeinsam mit der Stadt könne der SSV einen Kunstrasenplatzes im Jahr 2013 realisieren." Ein Angebot hat Olaf Temp schon eingeholt. 330 000 Euro veranschlagt das Unternehmen Lodenkemper. "Der Pflegeaufwand ist gering, die Gräser richten sich schnell wieder auf", sagt Temp. Zehn Jahre Garantie verspricht der Hersteller.

Gespräche mit Kämmerer Uffelmann hat der Vereinschef bereits geführt — noch vor der Verabschiedung des Haushaltssicherungskonzepts allerdings. Außerdem arbeitet der Verein an einem Konzept, das schon bald Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann vorgelegt werden soll: "Wir pachten den Platz und kümmern uns selbst um die Pflege: Platz abziehen, Unkraut jäten, kreiden." Das Geld, das die Stadt künftig an Pflege einspart, würde der Verein dafür im Gegenzug gerne nutzen, um den Kredit zu stemmen. Mit einem ähnlichen Konzept konnte bereits in Hoeningen ein Kunstrasenplatz gebaut werden. Auch mit dem Delrather Unternehmen Misapor hat Temp bereits gesprochen. Es könnte das Material für den Untergrund liefern: so genannten Glasschaumschotter.

Für die Finanzierung aus den eigenen Reihen hat sich der Vereinsvorsitzende auch schon etwas überlegt: Parzellenweise können Interessierte so genannte Patenschaften übernehmen. Maximal 30 000 Euro könnten in der Theorie so eingenommen werden. Mit gutem Beispiel ist Olaf Temp bereits vorangegangen. Den Elfmeterpunkt hat er für 100 Euro bereits selbst gekauft.

(NGZ/ac)
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