Dormagen Patienten dürfen früher gehen

Dormagen · Die Verweildauer der Patienten in NRWs Krankenhäusern ist zurückgegangen. Ihre Anzahl ebenso wie die Zahl der beschäftigten Ärzte jedoch gestiegen, auch in Hackenbroich. Verwaltungsdirektor Harald Schmitz erklärt warum.

 Ein anderer Abrechnungsmodus lässt Krankenhauspatienten heute früher nach Hause gehen. Bei der Visite im Kreiskrankenhaus Dormagen: (v.l.) Monika Dyczkowska, Nadine Kaiser und Chefarzt Dr. Günter Noé.

Ein anderer Abrechnungsmodus lässt Krankenhauspatienten heute früher nach Hause gehen. Bei der Visite im Kreiskrankenhaus Dormagen: (v.l.) Monika Dyczkowska, Nadine Kaiser und Chefarzt Dr. Günter Noé.

Foto: A. Baum

Seit Einführung von "DRG" hat sich einiges geändert. Wurden zuvor noch die einzelnen Tage bezahlt, die ein Patient im Krankenhaus verbrachte, ist seit 2003 die Diagnose ausschlaggebend für die Zeit im Hospital und die Kosten. Die Abkürzung "DRG" steht für "Diagnosis Realted Groups" , übersetzt diagnosebezogene Fallgruppen. Seitdem werde jede Krankenhausbehandlung pauschaliert als DRG-Fall abgerechnet, sagt Harald Schmitz, Verwaltungsdirektor am Dormagener Kreiskrankenhaus. Die Folgen: Die Verweildauer wird kürzer, mehr Patienten können behandelt werden. In absoluten Zahlen: In Dormagen blieben die Patienten im Jahr 2000 im Durchschnitt neun, fünf Jahre später 8,57 und 2010 nur noch sieben Tage.

Ihre Zahl stieg von 11 801 in 2000 auf 12 769 in 2010. Und wahrscheinlich wäre sie noch höher, wenn die Fallzahl nach altem Recht gezählt würde. "So wird im DRG-System ein Patient, der wegen des gleichen Leidens in einem festgelegten Zeitraum erneut aufgenommen wird, nur einmal gezählt", erklärt Schmitz. Die Folgen der 2003 geänderten Rahmenbedingungen liegen, so Schmitz, klar auf der Hand. "Die Krankenhäuser sind nicht mehr so gefüllt, obwohl insgesamt mehr Patienten aufgenommen werden."

Das wiederum führte bundesweit zu Krankenhausschließungen, auch in NRW: 2009 gab es laut Information und Technik NRW als Statistisches Landesamt noch 413 Kliniken, 2010 nur noch 404. Ein Trend, der sich fortsetzt. Für Dormagen sieht Schmitz jedoch keine Gefahr. Dass laut einer Pressemitteilung des Landesamts in den vergangenen zehn Jahren auch die Zahl der Ärzte in Krankenhäusern gestiegen sei, bedürfe einiger Erklärungen, so Schmitz. Denn das nackte Zahlenmaterial berücksichtige weder Arbeitszeitmodelle noch den Tarifvertrag Marburger Bund von 2006.

24-Stunden-Dienste sind seitdem nicht mehr erlaubt. Maximal Zwölf-Stunden-Dienste sind möglich. Bei einem achtstündigen Dienst können bis zu acht Bereitschafts-Stunden hinzugefügt werden. "Diese Modelle machen es notwendig, dass wir mehr Ärzte einstellen müssen", führt Harald Schmitz aus. "Daher haben wir auch bei gestiegener Ärztezahl netto nicht mehr Zeit für den einzelnen Patienten", sagt Dr. Günter Noé, stellvertretender ärztlicher Direktor. Die kürzere Verweildauer empfindet er überwiegend als Vorteil, da sich Therapien (Bsp. minimal-invasiver Eingriff) verändert haben.

2010 waren in Hackenbroich 83 Ärzte beschäftigt, davon 73 in Vollzeit (40 Stunden). Aktuell arbeiten im Dormagener Kreiskrankenhaus 88 Ärzte, davon 76 in Vollzeit.

(NGZ/jt/rl)
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