Dormagen Kliniken senken Infektionsrisiko

Dormagen · Nach dem neuen Bundeshygienegesetz müssen die Kliniken mehr tun, um Infektionen abzuwehren. So sollen Patienten gescreent werden. Vorbild sind die Niederlande, wo die Infektzahl um eine Zehnerpotenz niedriger ist.

 Auch Elisabeth Derksen vom Kreiskrankenhaus Dormagen wird künftig nach neuen Hygienestandards arbeiten.

Auch Elisabeth Derksen vom Kreiskrankenhaus Dormagen wird künftig nach neuen Hygienestandards arbeiten.

Foto: H. Jazyk

Top oder Flop: Wie sieht es mit der Hygiene im Kreiskrankenhaus Dormagen und in den anderen medizinischen Einrichtungen im Rhein-Kreis Neuss aus? Nicht wegen der aktuellen Gefährdung durch EHEC, dem "Krankenhauskeim" MRSA oder Noro-Viren war dies ein Thema in der gestrigen Sitzung des Krankenhausausschusses, sondern "wegen einer älteren Anfrage aus dem Ausschuss", wie Dr. Michael Dörr vom Kreisgesundheitsamt erläuterte. Der Mediziner stellte die Veränderungen dar, die durch das jetzt im Bundestag verabschiedete neue Bundes-Hygienegesetz kommen. Zudem präsentierte er die positiven Effekte durch das Euregio-Netzwerk.

Im Alltag konfrontiert

Rund 600 000 Mal pro Jahr lautet in Deutschland die Diagnose "MRSA" — für 40 000 Menschen eine tödliche Diagnose. Deshalb, so erläuterte Dr. Dörr gestern vor den Mitgliedern des Krankenhausausschusses, soll das neue Hygienegesetz die Ausbreitung von Infektionen verhindern helfen. Für die Krankenhäuser bringe es "weitreichende Veränderungen" mit sich: Sie müssen in Zukunft nicht nur Infektionen melden, sondern auch Präventivmaßnahmen entwickeln. Zudem sollen Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden, künftig zuvor mit einem Screening auf Keimbefall untersucht werden. Bei einem positiven Ergebnis müssten sie isoliert werden.

Dr. Wolfgang Thier, medizinischer Direktor am Kreiskrankenhaus Dormagen, unterstrich die Bedeutung des Themas Infektabwehr: "Das ist ein interessantes Thema, mit dem wir im Alltag immer wieder konfrontiert werden." Die Lehrmeinung, dass alle Infekte überwunden seien, sei inzwischen als "veraltet" anzusehen. "Bekannte Keime wie EHEC werden mit einem neuen Toxizitätsprofil zu einem Risiko", so Dr. Thier. Auch wenn der bürokratische Aufwand steige, müsse man sich dem Thema stellen. Vorbild seien Kliniken in den Niederlanden.

Nach Angaben von Dr. Dörr liege die Zahl der Infektionen in niederländischen Kliniken bei zwei Prozent — in Deutschland aber bei 20 Prozent. "Hier können wir von unseren Nachbarn lernen", ist der Mediziner überzeugt. Denn die Ursachen für den markanten Unterschied seien bisher unbekannt.

Eine Plattform für Kooperation ist das 2009 gegründete Euregio-Netzwerk für die Rhein-Maas-Region. Dort arbeitet der Rhein-Kreis Neuss mit den Kreisen Viersen und Kleve, den Städten Mönchengladbach und Kerpen sowie der niederländischen Provinz Limburg zusammen. Seit Herbst hat der Rhein-Kreis als "Work-package-leader" die Führung übernommen.

(NGZ)
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