Dormagen "Nasser Geburtstag" des Zonser Rheinturms

Dormagen · Am "Tag des offenen Denkmals" wurden nicht nur Gebäude geöffnet, sondern auch das 625-jährige Bestehen des Zollturms gefeiert.

 Der Blick vom Rheinturm (o.) blieb Besuchern gestern verborgen, dafür sorgte Kreisarchivar Stephen Schröder (r.) für geschichtliche Turm-Einblicke.

Der Blick vom Rheinturm (o.) blieb Besuchern gestern verborgen, dafür sorgte Kreisarchivar Stephen Schröder (r.) für geschichtliche Turm-Einblicke.

Foto: LH

So einen "nassen Geburtstag" hat er nicht verdient. Mit dieser Meinung steht Alfred Kindag nicht allein. Der Besucher aus Worringen ist gestern eigens nach Zons gekommen, um das 625-jährige Bestehen des Rheinturms, dem eine Ausstellung in der Tourist-Info gewidmet ist, mitzufeiern. "Und natürlich die Gelegenheit zu ergreifen, mir Juddeturm und die Burg Friedestrom mal von innen anzugucken", wie der 76 Jahre alte Rentner erklärt. Denn am "Tag des offenen Denkmals" hatten in Zons, Gohr, Knechtsteden und Dormagen-Mitte mehrere historische Bau- und Kulturdenkmäler für Besucher geöffnet.

 Der Blick vom Rheinturm .

Der Blick vom Rheinturm .

Foto: LH

Mit diesem seit 20 Jahren bundesweit gefeierten Tag soll nicht nur auf Denkmäler aufmerksam gemacht, sondern ganz konkret zu ihrem Schutz aufgerufen werden, wie Jürgen Waldeck, der städtische Denkmalschutzbeauftragte und Geschäftsführer des Fördervereins Denkmalschutz Zons, gestern Mittag erklärte: "Denkmäler sind einmalig, sind sie einmal zerstört, kommen sie nicht wieder", forderte Waldeck dazu auf, sich für ihren Erhalt einzusetzen. Da das in Zeiten geringer werdender Fördergelder schwierig geworden sei, müssten die Anstrengungen verstärkt werden. Zurzeit ist in der Tourist-Info übrigens noch die Denkmalbereichssatzung einzusehen, die den gesamten Bereich der Zonser Altstadt mit den dazugehörenden Flächen unter Denkmalschutz stellt.

Mit vielen alten Fotos und Postkarten (aus der Sammlung von Guido Krah) rund um den Rheinturm ist die Ausstellung in der ersten Etage der Tourist-Info bestückt, die noch sechs Wochen geöffnet ist. Zons Kenner und Denkmalschutz-Fördervereins-Vorsitzender Hermann Kienle hat die Schau "625 Jahre Rheinturm" zusammengestellt. "Das alte Relief an der Südseite ist einmalig im Rheinland und nur mit Figuren des Kölner und des Altenberger Doms zu vergleichen", erläutert Kienle, der auch auf die Atlantenfigur unter einer Konsole hinweist, die ebenfalls Verbindung zur Dombauhütte nahelegt. Ansichten von Zons, Hochwasser-Impressionen und Reproduktionen von Gemälden von Andreas Achenbach über Theodor Blum bis Josef Kohlschein d.J. runden die Ausstellung ebenso ab wie Hinweise auf die Franziskanerinnen und Vinzentinerinnen, die am Rheinturm unter anderem einen Kindergarten betrieben haben. Auf einem Foto von 1946 mit Schwester Misaela erkennen Ur-Zonser sogar einige Nachbarn.

In seinem interessanten Vortrag machte Stephen Schröder, Leiter des Archivs im Rhein-Kreis Neuss, die Geschichte des 1388 erbauten Rheinturms lebendig und zog immer wieder Vergleiche zur Gegenwart. Als kurkölnischer Schutz- und Zollturm errichtet, hatte das 26 Meter hohe Wahrzeichen von Zons zunächst die Aufgabe, den Einfluss des Kölner Erzbischofs und Zonser Stadtgründers Friedrich von Saarwerden auch mittels des Rheinzolls zu stärken. 1802 wurde der Rheinturm privatisiert – und seither war er mit kurzen Unterbrechungen in der Hand der Ordensgemeinschaften und heute der Kirche.

(NGZ)
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