Dormagen Babyklappe für Dormagen?

Dormagen · Das in Rheinfeld ausgesetzte Baby hat eine Diskussion um die Einrichtung sogenannter Babyklappen in der Stadt ausgelöst. Das am frühen Samstagmorgen entdeckte Mädchen ist wohlauf. Die Polizei sucht nach der Mutter.

 Babyklappen - wie hier am Krankenhaus Vogelsang in Wuppertal - sind umstritten.

Babyklappen - wie hier am Krankenhaus Vogelsang in Wuppertal - sind umstritten.

Foto: Hertgen, Nico

Bei der Polizei sind bislang nur "vage" Hinweise auf die Identität der Mutter eingegangen, die am frühen Samstagmorgen ihr neugeborenes Mädchen vor einer Haustür in Rheinfeld ausgesetzt hatte. Das Jugendamt appelliert an die Mutter, sich zu melden. Der Säugling wird noch immer im Lukaskrankenhaus in Neuss versorgt.

Er ist nach Angaben der Ärzte wohl auf. Unterdessen wird bei Politik, Stadt und Krankenhäusern darüber nachgedacht, wie Schwangeren in Notlagen geholfen werden kann. Die Babyklappe, eine Vorrichtung, mit der Neugeborene anonym bei einer Institution abgegeben werden können, ist umstritten — die Rechtsgrundlage fehlt.

Ginge es der Mutter, die vermutlich aus Angst vor ihrer Familie ihr erst wenige Stunden altes Baby vor eine Haustür bei einer fremden Familie ausgesetzt hat, nun besser, wenn sie das Kind bei einer Babyklappe, wie es eine in Köln gibt, abgegeben hätte? — Peter Gonne Kühl, Leiter der Lukas-Kinderklinik in Neuss, sagt, dass er das nicht glaube. "Die Mutter braucht jetzt mehr Hilfe als das Kind." Eine Babyklappe löse nicht die Grundproblematik, verringere erwiesenenmaßen nicht die Zahl der Kindstötungen und sei drittens formal bedenklich; die Klinik würde sich der Beihilfe zur Aussetzung strafbar nachen.

Ralf Nennhaus, Leiter des Kreiskrankenhauses in Dormagen, schließt sich der Meinung seines Kollegen an und ergänzt: "Das Kindeswohl steht im Vordergrund", aber eine Babyklappe sei keine Generallösung.

Das Jugendamt, das inzwischen die Vormundschaft für das Rheinfelder Findelkind übernommen hat, bietet legale und fürs Mutter- und Kindeswohl ungefährliche Alternativen: "Wenn Frauen verzweifelt sind und ihre Schwangerschaft nicht offenbaren können, besteht für sie beispielsweise auch die Möglichkeit, dass das Jugendamt sie bei einer anonymen Geburt im Krankenhaus begleitet", erläutert Jugenddezernent Gerd Trzeszkowski.

Die anonyme Geburt habe den Vorteil, dass die medizinische Versorgung von Mutter und Kind von Beginn an gesichert sei. "Im Zusammenspiel mit den Ärzten konnte das Dormagener Jugendamt immer wieder Lösungen finden, bei denen die Diskretion für die Mutter gewährleistet war", sagt Trzeszkowski

Dieter Welsink, Fraktionschef der CDU im Kreistag, sieht das Ausgangsproblem in den Familienverhältnissen. "Ungewollte Kinder sind keine Schande", sagt er. Es könne nicht sein, dass sich eine junge Frau, die ungewollt schwanger wird, nicht ihren Eltern anvertrauen könne. Es gebe so viele Alternativen zur Babyklappe, die seiner Meinung nach zu viele Risiken birgt. Vor allem müsse das Umfeld genauer hinschauen.

(NGZ)
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