Dormagen Ausgesetztes Baby: Polizei sucht Mutter

Dormagen · Ein erst wenige Stunden altes Mädchen ist Samstagnacht vor einer Haustür in Rheinfeld abgelegt worden. Von der Mutter fehlt jede Spur. Sie handelte vermutlich aus Angst vor ihrer Familie. Das Neugeborene ist gesund.

Baby in Dormagen-Rheinfeld ausgesetzt
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Es ist kurz nach null Uhr am Samstag, da klingelt es an der Haustür der Familie Cavusoglu am Malvenweg. Aus dem Fenster kann Vater Bayram Cavusoglu niemanden sehen. Vorsichtig öffnet er die Tür einen Spalt. Auf dem Treppenabsatz hat jemand einen blauen Einkaufskorb abgelegt.

Unter einer Decke lugt ein kleiner Kopf hervor. "Ich dachte erst, das ist eine Puppe." Als das kleine Wesen Mund und Augen bewegt, erschreckt der 38-Jährige. Da liegt ein Baby. Sohn Selman (16) alarmiert die Polizei.

Eine Notärztin versorgt das Mädchen, das nun im Neusser Lukaskrankenhaus versorgt wird. Die Polizei fahndet derweil nach der Mutter. Diese könnte aus Angst gehandelt haben. Auf einem Zettel, der mit im Korb lag, erzählt Selman Cavusoglu, habe gestanden: "Ich habe die Familienehre beschmutzt. Mein Leben wäre zu Ende."

Das neugeborene Mädchen war weniger als 24 Stunden alt, als es vor der Tür abgelegt worden war. Nach Auskunft der Ärzte am Lukaskrankenhaus gehe es dem Säugling gut. Es war sorgsam in mehrere Baby-Wolldecken gewickelt worden.

Es trug unter anderem einen kurzärmeligen Body mit der Aufschrift "Hier kommt Ärger". Das Mädchen bleibt zunächst im Krankenhaus — "so lange, wie die Ärzte es für nötig halten", sagt Cornelia Weber von der Pädagogischen Ambulanz in Kaarst, dem Notdienst der Jugendämter im Rhein-Kreis.

Von der Mutter fehlt jede Spur. Polizeisprecher Heinz-Willi Arnold: "Wir suchen nach keiner Schwerverbrecherin, wir suchen nach einer wahrscheinlich verzweifelten Frau, die mit einer Situation überfordert war. Und wir werden sicherlich auch Hilfe anbieten können, wenn wir die Frau ermittelt haben." Angaben über die möglichen Beweggründe der Kindsmutter oder zum Inhalt des im Korb beigelegten Schreibens wollte die Polizei nicht machen. "Wir ermitteln", hieß es am Sonntag bei der Leitstelle.

Bayram Cavusoglu ist auch am Tag nach dem Fund fassungslos: "Damit rechnet man ja nicht. Ich hatte wirklich Angst." Dass ausgerechnet ihr Haus von der Unbekannten ausgesucht wurde, liege vermutlich daran, dass das Haus am Anfang der Straße steht und noch Licht brannte. Einen Zusammenhang darin, dass die Kindsmutter — vermutlich — wie auch die Familie Cavusoglu muslimischen Glaubens ist, hält er für unwahrscheinlich.

Sollte die Mutter verschwunden bleiben und kein anderer Sorgeberechtigter ermittelt werden können, wird das Jugendamt alle Rechte und Pflichten für das Kind übernehmen und nach einer Betreuungsmöglichkeit suchen. Unterdessen dürfte über die Einrichtung einer Babyklappe in Dormagen diskutiert werden.

(NGZ)
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