Sommer-Plage Ärzte behandeln viele Wespenstiche

Düsseldorf · Wegen der anhaltenden Trockenheit gibt es in diesem Sommer extrem viele Wespen. Rund drei Prozent der Bevölkerung sind gegen die Stiche der Insekten allergisch.

 Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Menschen und Wespen – die Insekten stechen aber nur zu, wenn sie sich bedroht fühlen.

Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Menschen und Wespen – die Insekten stechen aber nur zu, wenn sie sich bedroht fühlen.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die meisten Patienten, die derzeit mit Schwellungen nach Wespenstichen in seine Düsseldorfer Hausarztpraxis kommen, muss Ralph Eisenstein nur beruhigen. „Es handelt sich bei den meisten Betroffenen in der Regel um ganz normale Symptome und nicht um allergische Reaktionen“, sagt der Allgemeinmediziner. „Wenn der Durchmesser der Rötung nicht größer als zehn Zentimeter ist, ist es eine normale Reaktion.“

In den Arztpraxen werden derzeit viele Patienten behandelt, die von einer Wespe gestochen worden sind. Ralf Raßmann ist Hausarzt in Düsseldorf. Er sagt, dass er momentan pro Tag ein bis drei Fälle in seiner Praxis behandelt. Das sei schon sehr auffällig. „Die meisten werden bei der Gartenarbeit gestochen und nicht auf der Terrasse beim Stück Kuchen“, sagt er. Auch in Eisensteins Praxis kommen täglich mehrere Opfer von Wespen.

Zudem kämen auch viele Patienten, die schon vor Tagen gestochen wurden, deren Symptome aber nicht abgeklungen seien, sagt Raßmann. Besonders viele Patienten mit Wespenstichen seien am vergangenen Wochenende in die Notfallpraxis in Düsseldorf gekommen. „Da hatten wir zwei Dutzend Fälle“, sagt Hausarzt Eisenstein.

Nicht nur in Düsseldorf, sondern landesweit werden in diesem Sommer offenbar sehr viele Menschen von Wespen gestochen. „Das liegt daran, dass es in diesem Jahr extrem viele von diesen Insekten gibt“, sagt Ralf Heipmann vom Kölner Imkerverein. Verantwortlich dafür sei die anhaltende Trockenheit. „Wenn es im April nicht mehr kalt und nass ist, können sich die Wespen sehr gut vermehren. Und das war in diesem Jahr der Fall“, sagt er. Angesichts des Klimawandels befürchtet Heipmann, dass man sich in Deutschland an Sommer mit sehr vielen Wespen gewöhnen muss. „Sollte der Klimawandel bedeuten, dass es wärmer wird, werden wir sicherlich mit vielen Wespen leben müssen.“

Am häufigsten stechen Wespen in den Oberarm, ins Bein oder ins Dekolleté. Wenn eine Wespe in den Mund oder den Rachenraum sticht, besteht für alle Menschen Lebensgefahr. „Wenn man Symptome zeigt, die über eine Schwellung hinausgehen, sollte man den Notruf wählen“, sagt ein Sprecher der Düsseldorfer Feuerwehr. Symptome wie Atemnot, Erbrechen und Ohnmacht würden auf eine schwere allergische Reaktion hindeuten. Aber auch kalter Schweiß und Schwindel seien Alarmzeichen, ergänzt Hausarzt Raßmann. „Aber auch, wer in die Lippe gestochen wird, sollte das von einem Arzt angucken lassen.“ Grundsätzlich seien die Stiche für Kinder nicht gefährlicher als für Erwachsene. „Wenn man nicht allergisch ist, sind die Stiche für Babys und für Ältere gleichermaßen ungefährlich, nur halt eben unangenehm und bisweilen schmerzhaft“, sagt auch Allgemeinmediziner Eisenstein.

Wespenstiche sind grundsätzlich aber nicht gefährlicher als andere Stiche, etwa von Bienen, Hummeln oder Hornissen. Es ist auch die Ausnahme, dass Leute wegen einer Wespengiftallergie darauf so stark reagieren. Das betrifft laut Medizinern ungefähr drei Prozent der Bevölkerung. Bei Menschen, die gegen Wespenstiche allergisch sind, helfen Hausmittel nicht. Betroffene können schon durch einen einzigen Stich sterben. In Deutschland sollen Schätzungen zufolge etwa 40 Todesfälle pro Jahr auf einen Insektenstich zurückzuführen sein.„Man sollte die Wespen einfach in Ruhe lassen, sie wollen einen ja eigentlich nicht stechen“, sagt Heipmann.

Auch das Entfernen eines Wespennestes würde in der Regel nicht viel bringen. „Wenn man zum Beispiel ein Nest in seinem Garten umsiedeln lässt, kommen anschließend eben die Wespen vom Nachbargrundstück“, so der Imker. „Denn irgendwo befindet sich immer ein Nest.“ An ungünstigen Stellen wie an Kindergärten sollten die Wespen aber entfernt werden, sagt der Imker: „Manchmal gibt es sogar die Möglichkeit, ein problematisches Nest schonend umsiedeln zu lassen, anstatt gleich dem Schädlingsbekämpfer zu rufen.“

(csh)
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