Geldern Trend: Heizen mit Holz

Geldern · Da der Ölpreis immer weiter steigt, entscheiden sich immer mehr Gelderländer für einen Kamin. Doch wer Holz selber schlagen will, muss erst einen "Motorsägen-Führerschein" machen. Zudem muss das Holz drei Jahre trocknen.

 Vorsorgen für den Winter: Gisela Soika und ihr Sohn Kai spalten schon jetzt Brennholz im Wald.

Vorsorgen für den Winter: Gisela Soika und ihr Sohn Kai spalten schon jetzt Brennholz im Wald.

Foto: siwe

Die wohlige Wärme breitet sich langsam im Zimmer aus. Hin und wieder knackt einer der glühenden Holzscheite im Kamin und kleine Funken werden aufgewirbelt. Immer mehr Gelderländer haben sich bereits einen Ofen oder Kamin angeschafft. Und der Trend steigt. Grund dafür ist neben der anheimelnden Atmosphäre der stetig steigende Ölpreis.

"Mittlerweile besitzen rund 25 bis 30 Prozent mehr Leute einen Kamin als noch vor zehn Jahren", schätzt Bezirks-Schornsteinfegermeister Hans-Friedrich Nommensen. "Die meisten nutzen ihn besonders in der Übergangszeit, nicht aber als Ersatz für die Heizung. Lediglich fünf Prozent lassen dafür die Heizung komplett ausgeschaltet."

Dabei können mit einem Ofen als alleinige Wärmequelle durchschnittlich 600 und 800 Euro gespart werden, sagt Gisela Soika, Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft Geldern. "Während eine Kilowattstunde (kWh) Heizöl oder Erdgas etwa 7,5 Cent kostet, beträgt der Preis für eine kWh Brennholz lediglich rund 2,9 Cent", sagt Soika.

Somit werden anstatt 2500 bis 3000 Liter Öl oder 3000 Kubikmeter Erdgas nur 15 bis 17 Raummeter (RM) Holz benötigt. Ein RM selbstgeschlagenes Holz kostet 30 bis 40 Euro. Der Preis variiert je nach Baumart und Qualität.

Durch den Trend zum gemütlichen Wärmespender ist auch die Nachfrage an Brennholz für den Privatgebrauch enorm gestiegen. Zahlreiche Gelderner schlagen nun selbst Bäume im Wald. Zuvor muss jedoch eine Motorsägenschulung absolviert werden. In zwei Tagen lernen die Teilnehmer mit der Säge umzugehen und wie sie sich im Wald zu verhalten haben.

Denn es darf nicht ohne Ankündigung und erst recht nicht überall gesägt werden. "Das Forstamt gibt bestimmte Flächen für Privatleute frei, auf denen bereits gerodet wurde", erläutert Wolfgang Westenberger, Mitarbeiter des Regionalforstamtes Niederrhein. "Die übriggebliebenen Bäume werden von Revierbeamten markiert und dürfen im Beisein eines Försters abgeholzt werden."

Doch was für den Privatmann ein spaßiges und schweißtreibendes Freizeitvergnügen darstellt, ist für die Förster zum Teil sehr zeitaufwendig. "Denn Privatleute kaufen keine großen Mengen für ihren Bedarf", sagt Westenberger. Soika hingegen sieht einen Vorteil für die Natur in dem Trend: "Früher wurde das Holz am Niederrhein nicht wirklich genutzt. Nun werden die Wälder allerdings wieder richtig bewirtschaftet und es entstehen wunderschöne Mischwälder."

Und noch ein Tipp: Bei geschlagenem Holz ist zu beachten, dass "es drei Jahre zum Trocknen gelagert werden muss", sagt Westenberger. "Ansonsten kann der Kamin versotten, es besteht Brandgefahr." Das feuchte Holz produziert zu viel Ruß und Qualm, der sich absetzt und den Kamin verstopft. Wer nicht so lange Holz lagern will, kann stattdessen auf getrocknetes, gespaltenes Kaminholz zurückgreifen. Kosten: 60 bis 80 Euro pro RM.

(RP/jul)
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