Nutzung klimafreundlicher Erdwärme Mehrere Gesteinsschichten im Münsterland im Fokus

Krefeld/Münster · Diese Energie steht rund um die Uhr unabhängig von Jahreszeit und Wetter zur Verfügung. Erdwärme rückt in der Energiekrise stärker in den Fokus. Pilotregion der Erkundungen in NRW ist das Münsterland. Jetzt liegen die ersten Ergebnisse der Messungen auf dem Tisch.

 Mehrere Gesteinsschichten im Münsterland liegen zur Nutzung klimafreundlicher Erdwärme im Fokus (Symbolbild).

Mehrere Gesteinsschichten im Münsterland liegen zur Nutzung klimafreundlicher Erdwärme im Fokus (Symbolbild).

Foto: Geologischer Dienst

Für die Nutzung klimafreundlicher Erdwärme kommen im Münsterland nach Angaben des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen mehrere Gesteinsschichten in Frage. „Das ist ein Luxus, dass eine Region auf drei Kalksteinhorizonte zugreifen kann“, sagte Projektleiter Ingo Schäfer am Montag der Deutschen Presse-Agentur zu den Ergebnissen der seismischen Messungen im Münsterland. Sie wurden im November und Dezember vergangenen Jahres mit speziellen Messfahrzeugen vorgenommen. Die Daten sollen laut Wirtschaftsministerium regionalen Unternehmen, darunter Stadtwerke und Energieversorger, für konkrete Projekte zur Verfügung gestellt. Die Stadt Münster spricht von vielversprechenden Ergebnissen.

Nach Darstellung von Schäfer ist in einer Tiefe von etwa 1200 bis 1500 Meter in einer Kalksteinschicht Wasser mit etwa 40 bis 50 Grad zu erwarten. „Sicher ist, dass die Temperatur da ist. Nicht sicher ist, wie viel Wasser rauskommt“, erläuterte Schäfer. Ein solche Temperatur könnte ausreichen, um etwa ein neues Wohnquartier mit Wärme zu versorgen. Für die Versorgung eines ganzes Fernwärmenetzes wäre etwa die Schicht in 4500 bis 5000 Meter geeignet. Dort seien 130 bis 160 Grad zu erwarten. Bei der tiefsten der Kalksteinschichten in etwa 6000 bis 6500 Meter Tiefe dürften Temperaturen von etwa 180 bis 200 Grad vorhanden sein. Das Wasser sei trotz der hohen Temperaturen in dieser Tiefe durch den immensen Druck immer noch flüssig.

„Wir wissen jetzt, wo sich die Rosinen im Kuchen befinden“, erklärte der Projektleiter des Geologischen Dienstes NRW. Mit weiteren schachbrettartigen Messungen oder auch mit Bohrungen könnten konkrete Standorte näher erkundet werden. Mit seismischen Messungen soll auch im Rheinland zwischen Viersen, Krefeld, Düsseldorf und Duisburg das Potenzial für geothermische Wärme erkundet werden. Ihr Start ist für Anfang Oktober geplant. Bei den Messungen werden mit Vibrationen Schallwellen erzeugt, die von den Gesteinsarten reflektiert werden.

„Tiefengeothermie kann in Zukunft ein wichtiger Pfeiler einer klimaneutralen Wärmeversorgung in Nordrhein-Westfalen werden. Das macht uns unabhängiger von fossilen Energielieferungen“, sagte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). Wichtig sei, „dass die regionalen Akteurinnen und Akteure jetzt zügig anpacken und in einem guten Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern die Nutzung der Tiefengeothermie gemeinsam weiter vorantreiben.“ Die Stadt Münster erklärte, eine Nutzung der Tiefengeothermie für eine klimafreundliche Wärmeversorgung „scheint möglich“. Der nächste Schritt sei eine 3D-Seismik, um genau Informationen für Bohrungen in dieser großen Tiefe zu haben, erläuterte der Stadtbaurat Robin Denstorff.

Bei der hydrothermalen Tiefengeothermie wird heißes Wasser mit einer Bohrung aus einer wasserführenden Schicht an die Erdoberfläche gefördert, erklärt der Landesbetrieb. Das heiße Wasser gibt die Wärme über einen Wärmetauscher an ein Wärmenetz ab. Via zweiter Bohrung fließe abgekühltes Wasser zurück in die wasserführende Schicht.

(toc/dpa)
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