Suchhunde in Essen „Gretchen“ erschnüffelt Giftköder - Trainer erklärt, wie das geht

Essen · Giftköder-Suchhunde können das Leben anderer Vierbeiner retten. Viel häufiger als Giftköder seien allerdings Vergiftungen im Haushalt, sagt ein Hundetrainer.

Hinter jedem Busch, in jeder Wiese, unter jedem Blatt könnte ein Köder versteckt sein – für Tiere potenziell lebensgefährlich. Die Fallen sind schnell gebaut: Meistens wird ein Stück Fleisch mit Gift, Nägeln oder Klingen gespickt. Dass der Fleischgeruch Hunde anlockt, macht sich Dennis Panthen zu Nutze. „Werfen Sie mal eine braune Frikadelle ins Herbstlaub. Kein Mensch findet das. Der Hund schon. Genau darin liegt aber die Lösung“, sagt Panthen über seine Methode.

Die Hunde sollen das Fleisch finden, nicht etwa das Gift oder die Schrauben. Das ist die Gemeinsamkeit bei den Ködern und auch die Herausforderung bei der Ausbildung. „Man lässt die Hunde mit großer Anstrengung etwas suchen, was sie aber nicht haben dürfen, nämlich den fressbaren Köder“, sagt der Hundetrainer. „Wir trainieren, diese Verlockung anzuzeigen. Es kann auch mal sein, dass der Suchhund sich neben einen weggeworfenen Döner legt, der nicht vergiftet ist. Das unterscheidet er natürlich nicht. Und genau das wollen wir: Dass sie auf die fressbaren Funde verzichten und stattdessen Gehorsam zeigen. Das wird dann belohnt und das Verhalten somit verstärkt.“

 Hundetrainerin Nicole Momma mit Hündin Gretchen und Pro-Dog-Trainer Panthen.

Hundetrainerin Nicole Momma mit Hündin Gretchen und Pro-Dog-Trainer Panthen.

Foto: Antje Seemann

Angefangen hat Panthen mit seinem eigenen Hund. Dann ging es darum, diese Ausbildung auch für Familienhunde zugänglich zu machen. Prinzipiell kann jeder Hund ein Giftköder-Suchhund werden, sagt Panthen. Es komme eher auf den Charakter des Tieres an als auf die Rasse. „Er muss Spaß haben an der Zusammenarbeit mit den Menschen und soziale Kompetenz aufweisen. Er muss aber auch Sicherheit haben.“ Dort, wo gesucht wird, ist meistens viel los. Der Hund darf sich nicht ablenken lassen. 25 Hunde haben die Ausbildung zum Giftköder-Suchhund bereits absolviert.

Nach sieben Jahren Giftköder-Suche hat Dennis Panthen allerdings ein anderes Bild von dem Thema. Soziale Netzwerke seien voll mit Meldungen über Giftköder-Funde beziehungsweise Vermutungen. Bewiesen werden hingegen nur wenige. Einzelne Meldungen, die in der Nähe sind, picken sich die Hundetrainer zu Übungszwecken heraus, sammeln von den Meldern Infos und suchen die Stellen ab. Meistens allerdings, ohne die Vermutungen bestätigen zu können. „Ein Großteil der Meldungen sind nicht so spektakulär, wie sie sich im Internet lesen. Man muss genau nachfragen, wann und wo das war.“ Oft entpuppen sich die Meldungen dann als Hörensagen, eine genaue Gebietsbeschreibung gibt es nicht.

Eine Hundetrainerin ist Nicole Momma, sie hat ihre Hündinnen „Gretchen“ und „Joy“ zu Giftködersuchhunden ausgebildet.

Manchmal ist es auch nur eine Vermutung der Hundebesitzer, dass ihr Tier vergiftet worden sein könnte. „Der Tierarzt spricht dann von vergiftungsähnlichen Erscheinungen. Wenn der Hund stirbt, ist in vielen Fällen nicht klar, woran genau. Das ist auch eine Kostenfrage, ob man das Tier obduzieren lässt, um eine Fremdvergiftung nachzuweisen“, sagt der Hundetrainer. Zufallsfunde draußen, wie sie vielfach in sozialen Netzwerken geteilt werden, seien nicht so häufig, wie man denkt. „Die Vergiftungsproblematik von Hunden ist eine Tatsache. Hunde werden aber meistens aus dem nahen Umfeld umgebracht.“ Zum Beispiel von Nachbarn der Besitzer.

Panthen will die Gefahr nicht herunterspielen. Es gibt immer mal wieder echte Funde, mit denen Tiere vergiftet oder verletzt werden sollten. Dann ist aber schnelles Handeln der Hundehalter gefragt: „Bei einer Meldung, die vier oder fünf Tage alt ist, können wir in der Regel nichts mehr finden. Außer, es legt jemand gezielt nach. Andere Tiere fressen das auch und die müsste man dann tot in der Nähe finden.“

Häufig steckt aber auch was anderes hinter einer Vergiftung, sagt er. „Man muss eben gucken, wie echt die Meldungen sind. Manchmal handelt es sich auch um eine sekundäre Vergiftung.“ Wenn der Hund eine tote Ratte oder Maus frisst, die an Rattengift gestorben ist, wird auch der Hund damit vergiftet. Besonders die Gefahren im Haushalt sollte man aber nie unterschätzen. „Medikamente, Schokolade, Haushaltsgifte – wenn Hunde das zu Hause aufnehmen, ist das unter Umständen auch das Todesurteil für den Hund.“

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