ISS-Kommandeur in Köln gelandet So geht es „Astro-Alex“ nach seiner Ankunft in der Heimat

Köln · Nach 197 Tagen im All und mehr als 3000 Erdumrundungen an Bord der Internationalen Raumstation ISS ist der Astronaut am Donnerstagabend aus Kasachstan kommend in einer Sondermaschine auf dem Flughafen Köln/Bonn eingetroffen.

Fotos vom Flughafen: Astronaut Alexander Gerst zurück in Köln
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Alexander Gerst zurück in seiner Kölner Heimat

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Foto: dpa/Marius Becker

Gerst zeigte sich in guter gesundheitlicher Verfassung und dankte Offiziellen und Journalisten für den "tollen Empfang". Es gehe ihm gesundheitlich "sehr gut", sagte Gerst nach seiner Landung um 19.43 Uhr auf dem militärischen Teil des Airports. Auf die Frage, was er nach monatelanger Astronautenkost nun als erstes essen wolle, sagte der 42-Jährige: "Einen großen Teller Salat." Die Auswirkungen der Schwerelosigkeit während seines Raumflugs seien deutlich spürbar: Nun auf der Erde sei "alles total schwer", sagte Gerst.

In Köln wird sich Gerst nun im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) der Europäischen Weltraumagentur ESA und im benachbarten raumfahrtmedizinischen Forschungszentrum Envihab des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wieder an die Erdschwerkraft gewöhnen. Für Samstag ist eine Pressekonferenz mit dem Raumfahrer im EAC geplant.

Das Ärzte- und Wissenschaftlerteam wird Gerst - voraussichtlich mit Ausnahme der Weihnachtsfeiertage - in den kommenden beiden Wochen rund um die Uhr betreuen, wie das DLR mitteilte. Dabei werden die Wissenschaftler im Envihab Untersuchungen im Auftrag von ESA, Nasa und anderen Weltraumagenturen vornehmen.

Unter anderem prüfen die Mediziner anhand von Blut- und Speichelproben, wie sich Gersts Immunsystem durch den Aufenthalt im All verändert hat. Um die Auswirkungen auf die Muskelfunktionen zu untersuchen, werden zudem Elastizität und Steifigkeit der Muskeln gemessen.

Viele medizinische Tests, etwa Messungen per Magnetresonanztomographie und Elektrokardiogramm sowie Fitness-Tests und Augenuntersuchungen, wurden bereits vor und während der Mission des 42-Jährigen vorgenommen. Mit exakt den gleichen Messgeräten wie im All werden sie nun auf der Erde fortgesetzt und liefern den Forschern Daten, mit denen sie die Veränderungen durch den ISS-Aufenthalt erfassen können.

Gerst war am Donnerstagmorgen um kurz nach 06.00 Uhr deutscher Zeit in einer Sojus-Kapsel mit der Nasa-Astronautin Serena Aunon-Chancellor und dem russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew planmäßig in der kasachischen Steppe gelandet. Der Flug von der ISS zurück zur Erde dauerte knapp dreieinhalb Stunden.

Während seines nun beendeten zweiten Langzeitaufenthaltes auf der ISS arbeitete Gerst laut DLR an insgesamt rund 200 Experimenten. Zum Forschungsprogramm von Gersts Mission "Horizons" zählten 65 ESA-Experimente, von denen wiederum 41 aus Deutschland stammten oder mit deutscher Beteiligung liefen.

Gerst hatte bereits 2014 im Zuge seiner damaligen Mission "Blue Dot" einen Langzeitaufenthalt auf der Raumstation absolviert. Insgesamt lebte und arbeitete der als "Astro-Alex" populär gewordene 42-Jährige laut ESA nun insgesamt 363 Tage an Bord der Raumstation.

Bei seinem zweiten Raumflug schrieb Gerst zudem ein Kapitel deutscher und europäischer Raumfahrtgeschichte: Anfang Oktober übernahm er als erster Deutscher und zweiter Europäer das Kommando der ISS. Vor Gerst hatte mit dem Belgier Frank de Winne im Jahr 2009 erst einmal ein europäischer Astronaut das Kommando auf der Raumstation inne.

(mro/AFP)
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