Neue Drohne schafft 120 km/h Polizei und Feuerwehr in NRW rüsten auf

Düsseldorf · Mit mehr als drei Metern Spannweite und 120 km/h in der Spitze kann die neue Drohne der Feuerwehr Duisburg das Stadtgebiet in wenigen Minuten überfliegen. Sie ist aber längst nicht alles, womit Polizei und Feuerwehr in NRW aufrüsten.

 Eine Drohne der Polizei fliegt vor dem Fernsehturm. (Archiv)

Eine Drohne der Polizei fliegt vor dem Fernsehturm. (Archiv)

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die gewaltige „Kanone“ würde als Film-Requisit gut in ein Science-Fiction-Spektakel passen. Doch das Gerät ist bereits Realität und gehört zum Anti-Drohnen-Arsenal der nordrhein-westfälischen Polizei. Die hat am Montag ihre bislang verborgen gehaltenen Waffen im Kampf gegen „feindliche“ Drohnen präsentiert.

Ungewollt hatte die Drohnenabwehrschau in Düsseldorf noch Brisanz bekommen: Die Drohnenattacken auf Raffinerien in Saudi-Arabien zeigen, dass mit gefährlichen Drohnen-Angriffe bereits heute zu rechnen ist.

Es war der Drohnen-Alarm bei einem Wahlkampf-Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel 2013 in Dresden, der auch in Nordrhein-Westfalen Wirkung gezeigt hat: Damals war eine Drohne zum Entsetzen der Sicherheitsleute unmittelbar neben der Kanzlerin niedergegangen.

Seither hat die Polizei nachgerüstet. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) präsentierte am Montag einige der unbemannten Flugobjekte und das Arsenal zur Drohnen-Abwehr.

Anti-Drohnen-Kanone: Das mächtige Gerät auf der Schulter des bedienenden Polizisten ist ein Störsender, schießt also „nur“ mit Funkwellen und kappt so die Verbindung zwischen „feindlicher“ Drohne und ihrer Steuereinheit am Boden. Auf diese Weise kann die Drohne in den Sicherheitsmodus gezwungen werden, also zur Rückkehr zu ihrem Besitzer, der dabei im besten Fall gleich überführt ist und festgenommen werden kann.

Rundum-Drohnenabwehr: Die Polizei verfügt über eine Rundum-Drohnenabwehr, die eine Art Funkloch als Schutzblase rund um ein gefährdetes Objekt erzeugen kann. Die Frequenzen, die die Drohnen nutzen, werden durch das koffergroße Gerät mit zwei stabilen Kurzantennen unterbrochen.

Drohnen-Detektor: Die dritte „Geheimwaffe“, deren Existenz in Polizeibesitz am Montag enthüllt wurde, ist ein Drohnen-Detektor. Der kann den Funkverkehr zwischen Drohne und ihrer Steuereinheit mitlesen und dadurch auch ihren Standort ermitteln. „Die GPS-Daten sind Teil der abgefangenen Kommunikation“, erklärt Sascha Berndsen aus der Funkabwehr-Einheit der NRW-Polizei. Nachteil: Der Detektor kann sich nur in die Funkkorrespondenz der Drohnen eines bestimmten Herstellers einloggen.

Netzwerfer-Pistole: Die Polizei hat einen Drohnen-Fänger, der ein Netz abfeuert, in dem sich die Rotoren der Drohne verheddern sollen. Die Reichweite dieses Geräts lasse allerdings zu wünschen übrig, verrät die Polizei.

„Ich wünsche mir, dass die Polizei in NRW Vorreiter ist“, sagte Reul. „Wir müssen mit den Kriminellen mindestens Schritt halten.“ Deshalb arbeitet das Land künftig mit dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) zusammen. „Das ist ein kleiner Schritt für einen Innenminister, aber ein großer Sprung für NRW“, sagte Reul in Anspielung auf das berühmte Zitat von Astronaut Neil Armstrong beim Betreten des Mondes.

„Drohnenabwehr ist viel, viel teurer als der Betrieb von Drohnen“, sagt Polizist Berndsen. Während man für 1000 Euro schon eine semiprofessionelle Drohne bekomme und deren Betrieb im Vergleich zu einem Polizeihubschrauber sogar deutlich Kosten spart, sind die Abwehrvarianten weitaus teurer und ein einziges Gerät kann 40.000 Euro kosten.

Eine Polizei-Drohne, ein AirRobot, filmte am Landeskriminalamt in Düsseldorf am Montag Passanten mit einer Wärmebildkamera. Die zwei Drohnen in Besitz der NRW-Polizei dürfen aber rechtlich nur zur Strafverfolgung eingesetzt werden, nicht zur Gefahrenabwehr.

Die weitaus größte in Düsseldorf präsentierte Drohne ist deswegen gar nicht in Polizeibesitz, sondern gehört der Duisburger Feuerwehr. Mit mehr als drei Metern Spannweite und gut zwei Metern Länge kann sie das gesamte Duisburger Stadtgebiet mit Tempo 120 in wenigen Minuten erreichen.

So soll die Drohne, sollte sie ab 2021 in den regulären Einsatz gehen, bei Einsätzen das Schadensausmaß und den genauen Schadensort aus der Luft via Kamera in die Leitstelle senden. Über Europas größtem Binnenhafen oder auch bei Havarien auf dem Rhein dürfte die automatisch startende Drohne deutlich vor den Rettungskräften an Ort und Stelle sein.

In einem zweiten Schritt könnte sie sogar für lasergestützte Schadstoffmessungen aus dem Brandrauch ausgerüstet werden. Auch bei Waldbränden, wie sie durch den Klimawandel häufiger vorkommen dürften, sei die Drohne von großem Wert, sagt Oliver Tittmann von der Feuerwehr: „Sie kann ein Gebiet von zehn Quadratkilometern absuchen.“

(ham/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort