Kampf gegen Lehrermangel 600 Pädagogen sollen Grundschullehrer in NRW entlasten

Düsseldorf · Die Zahl der Stellen für Erzieher und Sozialpädagogen an Grundschulen in NRW soll sich nach Angaben des Schulministeriums im nächsten Schuljahr auf 1193 verdoppeln. Die Ausschreibungen dafür beginnen in Kürze. Unmut gibt es über die unterschiedliche Bezahlung.

 Unterrichtsausfall wegen Lehrermangel - keine Seltenheit. Das soll sich nach dem Willen der Landesregierung ändern.

Unterrichtsausfall wegen Lehrermangel - keine Seltenheit. Das soll sich nach dem Willen der Landesregierung ändern.

Foto: dpa, cas jhe fux fdt

Nach den Sommerferien sollen demnach weitere 600 Erzieher und Sozialpädagogen in den Klassen eins bis drei, der sogenannten Schuleingangsstufe, zum Einsatz kommen. Ziel ist es dabei, die Grundschullehrer zu entlasten, wie aus einem Erlass des NRW-Schulministeriums von Ende Mai hervorgeht. Die Ausschreibungen für die Erzieher- und Sozialpädagogen-Stellen sollen in Kürze beginnen.

Die Verteilung der Stellen richtet sich dem Schulministerium zufolge nach der Schülerzahl und folgt sozialen Kriterien. Welcher Kreis wie viele Stellen erhält, berechnen die Bezirksregierungen. Die Verteilung der Stellen auf die Schulen nehmen laut Ministerium die Schulämter in den einzelnen Kreisen vor.

Mit dem Einsatz von Erziehern und Sozialpädagogen will die Landesregierung dem Lehrermangel begegnen, der in Grundschulen besonders ausgeprägt ist. Ursache sind zu wenige Studienplätze für die Lehrerausbildung und eine ungenaue Schätzung der Entwicklung der Schülerzahlen. Die Geburtenzahlen steigen seit Jahren stärker als erwartet. Ähnliches gilt für den Zuzug nach NRW.

In dem Erlass für die Bezirksregierungen sind zehn Tätigkeitsschwerpunkte definiert. Demnach sollen die Fachkräfte die Schüler beobachten, um den Lernstand zu ermitteln. Sie sollen Förderbedarf erkennen, Förderpläne entwerfen und dazu beitragen, dass die Kinder differenziert gefördert werden, etwa in den Bereichen Motorik, Sprache, mathematische Bildung, sozialemotionale Kompetenz, Konzentration und Leistungsbereitschaft.

Die Erzieher und Sozialpädagogen sollen keine Lehrer ersetzen. "Sie dürfen nicht allein vor der Klasse stehen", sagt Dorothea Schäfer, Vorsitzende der Pädagogengewerkschaft GEW in NRW. Die Gewerkschaft hat eigens für diese Fachkräfte eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Es herrsche Unzufriedenheit darüber, dass die Sozialpädagogen schlechter bezahlt würden als angestellte, nicht verbeamtete Lehrer. Während Sozialpädagogen in der Entgeltgruppe 10 eingestuft sind, gilt für die Lehrer die Entgeltgruppe 11. Skeptisch ist die GEW-Vorsitzende noch aus anderen Gründen: "Wir werden sehen, ob wir die Stellen tatsächlich besetzt bekommen." Auch an Erziehern und Sozialpädagogen herrsche Mangel.

Zum Verhältnis von Bewerbern zu Stellen konnte das Schulministerium am Montag keine Angaben machen, weil die Ausschreibungen noch nicht offiziell sind. Schäfer schlägt vor, die Stellen für den neuen Ausbildungszweig der Kindheitspädagogen zu öffnen, für die es noch kein klar umrissenes Betätigungsfeld gebe. Kindheitspädagogen sind Fachkräfte, die ein Studium der Frühpädagogik, Frühkindlichen Bildung, Bildung und Erziehung im Kindesalter oder etwas Ähnliches absolviert haben.

Die SPD-Opposition im Landtag fordert überdies, Grundschullehrer nach dem Vorbild skandinavischer Länder genauso zu besolden wie Gymnasiallehrer. Nur so könne der Mangel an Grundschullehrern wirksam bekämpft werden. Die Anforderungen rechtfertigten ohnehin keine Unterschiede mehr, heißt es in der SPD-Fraktion.

(kib)
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